Bad Kissingen
Islamische Glaubensgemeinschaft stellte sich im Hotel Viktoria in Bad Kissingen vor
Imam Faiz Khan betonte in seinem Vortrag, dass die Vermittlung humanistischer Werte der Kernbotschaft des Islam entspricht.
Zum Thema "Wir sind alle Deutschland" lud die islamische Glaubensgemeinschaft "Ahmadiyya Muslim Jamaat" in einen Konferenzraum des Hotels Viktoria. In diesem fand auch eine kleine Ausstellung zu Geschichte und Bedeutung der islamischen Kultur, etwa für die Entwicklung der Naturwissenschaften in Europa statt.
Herren in schwarzen Anzügen standen bereit, um Fragen der Besucher zu beantworten oder das Gezeigte zu erläutern. Diese Fragen ergaben sich hauptsächlich zum zweiten Teil der Schautafeln, denn da ging es nicht um den Islam an sich (obwohl es den ja nicht wirklich gibt angesichts der vielen Gruppierungen über die auch hierzulande geläufige grobe Unterscheidung in Sunniten und Schiiten hinaus). Auf ihnen standen im Zentrum Mirza Ghulam Ahmad, der Begründer der Ahmadiyya Muslim Jamaat, und seine Nachfolger, die Kalifen der weltweit agierenden Glaubensgemeinschaft.
Ahmad bezeichnete sich als "verheißener Messias", als ein Mohammed nachgeordneter Prophet, und behauptete, Jesus sei nicht am Kreuz gestorben, sondern nach Indien ausgewandert und liege in Kaschmir begraben. Er proklamierte sich als den "Erneuerer des 14. (islamischen) Jahrhunderts" und gründete 1889 die Ahmadiyya-Bewegung, als deren Ziel er die "Eroberung Europas für den Islam" bezeichnete. Was ihn aber von den meisten anderen islamischen Gruppen unterschied und auch die Verfolgung der Ahmadis in Indien und Pakistan und ihre Ablehnung durch fast alle anderen islamischen Gruppen zur Folge hatte, war sein Gebot der absoluten Gewaltfreiheit bei der Verfolgung ihrer Ziele. Schon Ahmad hatte die gewalttägigen Befreiungsaktionen auf dem indischen Subkontinent abgelehnt, weil für ihn am wichtigsten war, dass die englischen Kolonialherren Glaubensfreiheit gewährten.
Diese Haltung vertreten auch die etwa 40 000 deutschen Ahmadis und versuchen in unseren Tagen des Argwohns gegen Muslime mit vielen Aktionen immer wieder unter Beweis zu stellen, was das Motto ihrer Veranstaltung war: "Wir sind alle Deutschland". Schon zu Beginn der Veranstaltung zeigte sich aber schon an der rein numerischen Tatsache, dass bei den etwa 20 Zuhörern Männer und Frauen ziemlich genau paritätisch verteilt waren, während die Ahmadis lediglich von den acht dunkel gekleideten Herren vertreten wurden, weshalb die angereiste Gruppe nicht wirklich als Abbild Deutschlands bezeichnet werden konnte.
Dem etwas einseitig männlich geprägten Eindruck versuchte nach kurzer Begrüßung und der Rezitation eines Koranverses auf Arabisch und Deutsch ein Video entgegenzuwirken, das neben zahlreichen Moschee-Eröffnungen zusammen mit den deutschen Stadtoberen viele muslimische Frauen zeigte und etwa deutsche Frauen ihre Begeisterung über das Solidaritätsgefühl in islamischen Frauengruppen oder den Eindruck des Behütetseins unter dem Schleier zum Ausdruck bringen ließ. Die Ahmadis erklärten ihren Stolz darüber, die älteste muslimische Frauenorganisation zu haben. Abdullah Uwe Wagishauser, seit 1984 amtierender Vorsitzender (Emir) der Ahmadis in der Bundesrepublik Deutschland, betonte, dass seit 125 Jahren der "interreligiöse Dialog" das Ziel seiner Vereinigung sei und sie allenthalben Impulse für ein besseres Miteinander geben.
Mit Wahlaufrufen zur Bundestagswahl ("Wahlrecht ist bei uns Wahlpflicht"), Benefizläufen, Blutspendeaktionen oder Baumpflanzungen bekennen sich die Ahmadis immer wieder zu Deutschland und erhalten dafür auch viel Anerkennung auch von offizieller Seite. Für ihr Projekt "Deradikalisierung der Jugend" arbeiten sie nach eigenen Angaben mit dem "Ministerium für Jugend und Soziales" (wo, wurde nicht klar) zusammen; ob das "gute Gespräch" mit AfD-ler Dietmar Friedhoff nicht nur ihre Offenheit belegte, sondern auch zu dessen Deradikalisierung beitrug, blieb unerwähnt.
Immer wieder betonte das Video die Dankbarkeit der Gruppierung und ihren Einsatz für Deutschland.
Auch Imam Faiz Khan betonte bei seinem Vortrag, dass die Vermittlung humanistischer Werte die wichtigste Botschaft der Religionen sei und der Kernbotschaft des Islam entspricht: Dem Dienst an Gott und dem Dienst am Menschen. Dem laufe die Berichterstattung der Mainstream-Medien diametral entgegen, denn dort werde die Radikalität einer kleinen Minderheit mit dem Wesen des Islam gleichgesetzt. Genauso wie man die unmenschlichen Ausschreitungen der Kreuzfahrer oder Hexenjäger nicht mit dem Christentum gleichsetzen könne, sei es auch wichtig zu erkennen, dass es auch im Islam auf gemeinsamer theologischer Basis viele verschiedene Ausprägungen gebe wie etwa die friedliebende und staatstragende Gruppe der Ahmadiyyas.
Die auf diese Grundsatzrede folgende Diskussion zeigte, dass es nach all den Ausführungen zur Friedfertigkeit, zur Achtung der Frauen durchaus noch hinterfragenswürdige Widersprüche für die Zuhörer gab. Da auch den Ahmadis der Koran als allein gültiges und unantastbares Wort Allahs gilt, konfrontierte ein Teilnehmer den Redner mit den Suren 5/61 und 47/4 zum möglichst zu vermeidenden Umgang mit Ungläubigen und Christen und dem hasserfüllten Satz : "Und wenn ihr die Ungläubigen trefft, dann herunter mit dem Haupt, bis ihr ein Gemetzel unter ihnen angerichtet habt...". Diese Koranstellen sowie die Aussage in Sure 4/34: "Männer sind Frauen überlegen", führten zu einer heftigen Debatte darüber, ob die Heftigkeit des Propheten nicht auch als individuelle Reaktion Mohammeds auf seine Lage als aus Mekka nach Medina Vertriebener sein könnten, da die Aussagen aus seiner Zeit in Mekka wesentlich weniger aggressiv seien. Nicht nur die oft auf ständig wiederholte Standardaussagen ausweichenden Antworten des Redners, sondern auch das grundsätzliche Problem der westlichen Welt mit der Kooexistenz von Koran und den Hadiz-Büchern ließen eine wirklich fruchtbare Auseinandersetzung mit der Besonderheit, die die Ahmadis für sich in Anspruch nehmen, nicht zu.
Die Hadiz-Bücher berichten von der Lebenspraxis des Propheten; aus ihnen konnte Faiz Khan ins Feld führen, dass Mohammed selbst christliche Freunde gehabt habe und dass Mohammed keine zwanghafte Bekehrung im Sinn gehabt habe, sondern sich nur als Übermittler der Botschaft Allahs gesehen habe. Für die christlichen Zuhörer offenbarte sich hier ein Widerspruch, den viele Muslime nicht sehen. Zur Aussage, dass die Männer als "Aufseher der Frauen" nur bedeute, dass sie sich um sie kümmern müssen, wurde angesichts der Tatsache, dass die Trennung der Gebetsräume zwischen den Geschlechtern, die Gebot für noch so gebildete Frauen, sofort zu Heim und Herd zurückzukehren, wenn Kinder da sind, die Grenzen des "Sich-Kümmerns" als sehr eng gezogen aufzeigten.
Auf die Frage eines jungen Sunniten unter den Zuhörern zu der Gemeinschaft der Ahmadiyyas meinte Khan, dass Mohammed selbst schon eine Zersplitterung der Anhänger seiner Lehre in 73 vorausgesagt habe. Wie David, Salomon, Johannes der Täufer und Jesus sei auch Ahmad einer aus einer Reihe vieler Propheten innerhalb des Islam gewesen, welcher ja nur eine "Vervollkommnung" der beiden anderen monotheistischen Religionen Judentum und Christentum sei. Beim Christentum hat seiner Meinung nach der Niedergang mit dessen Reform begonnen, weshalb er meint: "Nicht die Lehre muss reformiert werden, sondern die Menschen."
Herren in schwarzen Anzügen standen bereit, um Fragen der Besucher zu beantworten oder das Gezeigte zu erläutern. Diese Fragen ergaben sich hauptsächlich zum zweiten Teil der Schautafeln, denn da ging es nicht um den Islam an sich (obwohl es den ja nicht wirklich gibt angesichts der vielen Gruppierungen über die auch hierzulande geläufige grobe Unterscheidung in Sunniten und Schiiten hinaus). Auf ihnen standen im Zentrum Mirza Ghulam Ahmad, der Begründer der Ahmadiyya Muslim Jamaat, und seine Nachfolger, die Kalifen der weltweit agierenden Glaubensgemeinschaft.
Ahmad bezeichnete sich als "verheißener Messias", als ein Mohammed nachgeordneter Prophet, und behauptete, Jesus sei nicht am Kreuz gestorben, sondern nach Indien ausgewandert und liege in Kaschmir begraben. Er proklamierte sich als den "Erneuerer des 14. (islamischen) Jahrhunderts" und gründete 1889 die Ahmadiyya-Bewegung, als deren Ziel er die "Eroberung Europas für den Islam" bezeichnete. Was ihn aber von den meisten anderen islamischen Gruppen unterschied und auch die Verfolgung der Ahmadis in Indien und Pakistan und ihre Ablehnung durch fast alle anderen islamischen Gruppen zur Folge hatte, war sein Gebot der absoluten Gewaltfreiheit bei der Verfolgung ihrer Ziele. Schon Ahmad hatte die gewalttägigen Befreiungsaktionen auf dem indischen Subkontinent abgelehnt, weil für ihn am wichtigsten war, dass die englischen Kolonialherren Glaubensfreiheit gewährten.
Diese Haltung vertreten auch die etwa 40 000 deutschen Ahmadis und versuchen in unseren Tagen des Argwohns gegen Muslime mit vielen Aktionen immer wieder unter Beweis zu stellen, was das Motto ihrer Veranstaltung war: "Wir sind alle Deutschland". Schon zu Beginn der Veranstaltung zeigte sich aber schon an der rein numerischen Tatsache, dass bei den etwa 20 Zuhörern Männer und Frauen ziemlich genau paritätisch verteilt waren, während die Ahmadis lediglich von den acht dunkel gekleideten Herren vertreten wurden, weshalb die angereiste Gruppe nicht wirklich als Abbild Deutschlands bezeichnet werden konnte.
Dem etwas einseitig männlich geprägten Eindruck versuchte nach kurzer Begrüßung und der Rezitation eines Koranverses auf Arabisch und Deutsch ein Video entgegenzuwirken, das neben zahlreichen Moschee-Eröffnungen zusammen mit den deutschen Stadtoberen viele muslimische Frauen zeigte und etwa deutsche Frauen ihre Begeisterung über das Solidaritätsgefühl in islamischen Frauengruppen oder den Eindruck des Behütetseins unter dem Schleier zum Ausdruck bringen ließ. Die Ahmadis erklärten ihren Stolz darüber, die älteste muslimische Frauenorganisation zu haben. Abdullah Uwe Wagishauser, seit 1984 amtierender Vorsitzender (Emir) der Ahmadis in der Bundesrepublik Deutschland, betonte, dass seit 125 Jahren der "interreligiöse Dialog" das Ziel seiner Vereinigung sei und sie allenthalben Impulse für ein besseres Miteinander geben.
Mit Wahlaufrufen zur Bundestagswahl ("Wahlrecht ist bei uns Wahlpflicht"), Benefizläufen, Blutspendeaktionen oder Baumpflanzungen bekennen sich die Ahmadis immer wieder zu Deutschland und erhalten dafür auch viel Anerkennung auch von offizieller Seite. Für ihr Projekt "Deradikalisierung der Jugend" arbeiten sie nach eigenen Angaben mit dem "Ministerium für Jugend und Soziales" (wo, wurde nicht klar) zusammen; ob das "gute Gespräch" mit AfD-ler Dietmar Friedhoff nicht nur ihre Offenheit belegte, sondern auch zu dessen Deradikalisierung beitrug, blieb unerwähnt.
Immer wieder betonte das Video die Dankbarkeit der Gruppierung und ihren Einsatz für Deutschland.
Auch Imam Faiz Khan betonte bei seinem Vortrag, dass die Vermittlung humanistischer Werte die wichtigste Botschaft der Religionen sei und der Kernbotschaft des Islam entspricht: Dem Dienst an Gott und dem Dienst am Menschen. Dem laufe die Berichterstattung der Mainstream-Medien diametral entgegen, denn dort werde die Radikalität einer kleinen Minderheit mit dem Wesen des Islam gleichgesetzt. Genauso wie man die unmenschlichen Ausschreitungen der Kreuzfahrer oder Hexenjäger nicht mit dem Christentum gleichsetzen könne, sei es auch wichtig zu erkennen, dass es auch im Islam auf gemeinsamer theologischer Basis viele verschiedene Ausprägungen gebe wie etwa die friedliebende und staatstragende Gruppe der Ahmadiyyas.
Die auf diese Grundsatzrede folgende Diskussion zeigte, dass es nach all den Ausführungen zur Friedfertigkeit, zur Achtung der Frauen durchaus noch hinterfragenswürdige Widersprüche für die Zuhörer gab. Da auch den Ahmadis der Koran als allein gültiges und unantastbares Wort Allahs gilt, konfrontierte ein Teilnehmer den Redner mit den Suren 5/61 und 47/4 zum möglichst zu vermeidenden Umgang mit Ungläubigen und Christen und dem hasserfüllten Satz : "Und wenn ihr die Ungläubigen trefft, dann herunter mit dem Haupt, bis ihr ein Gemetzel unter ihnen angerichtet habt...". Diese Koranstellen sowie die Aussage in Sure 4/34: "Männer sind Frauen überlegen", führten zu einer heftigen Debatte darüber, ob die Heftigkeit des Propheten nicht auch als individuelle Reaktion Mohammeds auf seine Lage als aus Mekka nach Medina Vertriebener sein könnten, da die Aussagen aus seiner Zeit in Mekka wesentlich weniger aggressiv seien. Nicht nur die oft auf ständig wiederholte Standardaussagen ausweichenden Antworten des Redners, sondern auch das grundsätzliche Problem der westlichen Welt mit der Kooexistenz von Koran und den Hadiz-Büchern ließen eine wirklich fruchtbare Auseinandersetzung mit der Besonderheit, die die Ahmadis für sich in Anspruch nehmen, nicht zu.
Die Hadiz-Bücher berichten von der Lebenspraxis des Propheten; aus ihnen konnte Faiz Khan ins Feld führen, dass Mohammed selbst christliche Freunde gehabt habe und dass Mohammed keine zwanghafte Bekehrung im Sinn gehabt habe, sondern sich nur als Übermittler der Botschaft Allahs gesehen habe. Für die christlichen Zuhörer offenbarte sich hier ein Widerspruch, den viele Muslime nicht sehen. Zur Aussage, dass die Männer als "Aufseher der Frauen" nur bedeute, dass sie sich um sie kümmern müssen, wurde angesichts der Tatsache, dass die Trennung der Gebetsräume zwischen den Geschlechtern, die Gebot für noch so gebildete Frauen, sofort zu Heim und Herd zurückzukehren, wenn Kinder da sind, die Grenzen des "Sich-Kümmerns" als sehr eng gezogen aufzeigten.
Auf die Frage eines jungen Sunniten unter den Zuhörern zu der Gemeinschaft der Ahmadiyyas meinte Khan, dass Mohammed selbst schon eine Zersplitterung der Anhänger seiner Lehre in 73 vorausgesagt habe. Wie David, Salomon, Johannes der Täufer und Jesus sei auch Ahmad einer aus einer Reihe vieler Propheten innerhalb des Islam gewesen, welcher ja nur eine "Vervollkommnung" der beiden anderen monotheistischen Religionen Judentum und Christentum sei. Beim Christentum hat seiner Meinung nach der Niedergang mit dessen Reform begonnen, weshalb er meint: "Nicht die Lehre muss reformiert werden, sondern die Menschen."
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