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Bad Kissingen
Internetabzocke mit gefälschten Immobilienanzeigen
Betrüger kopieren Inserate und bieten Häuser unter erfundenen Namen zum Billigpreis an. Auch aus Bad Kissingen ist eine falsche Villa aufgetaucht.
Mit gefälschten Immobilienangeboten wollen Betrüger Kasse machen - auch in Bad Kissingen.  Foto: Borst       -  Mit gefälschten Immobilienangeboten wollen Betrüger Kasse machen - auch in Bad Kissingen.  Foto: Borst
| Mit gefälschten Immobilienangeboten wollen Betrüger Kasse machen - auch in Bad Kissingen. Foto: Borst
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 20.08.2022 02:41 Uhr
Alexa Calvillo Neubert will nach dem überraschenden Tod ihres Mannes ihre Villa in Bad Kissingen verkaufen und um ein neues Leben im Ausland zu beginnen. Die gehobene Immobilie bietet sieben Zimmer, ein 900 Quadratmeter großes Grundstück und eine super Lage für nur 250 000 Euro. Ein echtes Schnäppchen, eigentlich zu gut, um wahr zu sein. Ist es auch nicht, es handelt sich um einen Schwindel. Der Name Alexa Calvillo Neubert ist erlogen, die Annonce gefälscht. Das Angebot ist Teil einer Onlinebetrugsmasche, bei der Kaufinteressenten mit gefälschten Anzeigen auf Immobilienplattformen per Vorauskasse abgezockt werden.

Die Villa in Bad Kissingen gibt es dagegen wirklich. Der reale Eigentümer, ein gebürtiger Bad Kissinger, hat auch tatsächlich einen Makler mit dem Verkauf beauftragt, allerdings zum doppelten Preis. Die Betrüger haben Bilder und Informationen der seriösen Anzeige kopiert und zum Schleuderpreis neu angeboten. "Die sind ganz schön dreist", sagt der betroffene Eigentümer, der namentlich nicht genannt werden will. "Das ganze lief in der vergangenen Woche im Internet." Ein paar Wochen früher sei das ganze schon einmal auf einer anderen Plattform passiert.


Erst Vorkasse, dann Besichtigung

"Es handelt sich um ein bundesweites Phänomen", sagt Christian Pörtner, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizei Bad Kissingen. Wer dahinter steckt, lasse sich nur schwer nachvollziehen, weil sich oft kein Ermittlungsansatz für die Polizei ergebe. Pörtner vermutet eine organisierte Bandenkriminalität. Im Kreis Bad Kissingen sind solche Fälle bislang allerdings eher die Ausnahme.

Im Fall der Bad Kissinger Villa hat sich eine potenzielle Käuferin bei der falschen Eigentümerin gemeldet. Sie wurde daraufhin an eine vermeintliche Maklerin weiterverwiesen. Die E-Mailkorrespondenz liegt dieser Zeitung vor. Die falsche Maklerin verlangte eine Anzahlung von 7625 Euro, noch vor der ersten Besichtigung. Die Käuferin wurde misstrauisch, fand die richtige Anzeige und kontaktierte den Eigentümer.

Auch die beliebte Plattform Immobilienscout 24 wird häufig für solche Betrügereien missbraucht. "Das Problem ist bei uns bekannt", antwortet eine Sprecherin auf Nachfrage. Das Unternehmen setze deshalb zum Beispiel technische Filter ein, die gefälschte Inserate schnell erkennen und von der Website nehmen sollen. Außerdem informiere das Unternehmen auf seiner Homepage Nutzer über gängige Betrügereien. "Es ist oftmals so, dass eine Vorausleistung bezahlt werden muss. Da sollte man skeptisch werden", sagt die Sprecherin. Ist der Preis für eine angebotene Lage zu günstig, besteht die E-Mailadresse aus einer willkürlichen Buchstaben- und Ziffernkombination oder ist die Kommunikation nur in gebrochener Sprache möglich, ist Misstrauen gerechtfertigt. Nutzer können verdächtige Anzeigen melden.


Abzocke läuft oft ins Leere

"Die Masche ist immer die gleiche", sagt Peter Häusinger, Pressesprecher der Polizei Unterfranken. Unbekannte Täter versuchen mit gefälschten Inseraten Geld zu ergaunern. "Wo wir das schon länger beobachten ist bei Autos." Dort werden von Betrügern beispielsweise einige hundert Euro im Voraus für die Überführung des Fahrzeugs verlangt.

Die Polizei hat im vergangenen Jahr unterfrankenweit wegen rund 20 ähnlicher Betrügereien mit Immobilienanzeigen ermittelt. Im Landkreis Bad Kissingen war einzig die vermeintliche 250 000-Euro-Villa betroffen. Geschädigte, also Kaufinteressenten, die Geld überwiesen hatten und abgezockt wurden, gab es laut Polizei nicht. "Oftmals laufen solche Straftaten ins Leere", meint Häusinger.

Das sieht der betroffene Bad Kissinger Immobilienbesitzer ein wenig anders. "Ich bin schon geschädigt", sagt er. Das falsche Inserat werfe ein schlechtes Licht auf sein Eigentum.
 
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