
Das Nähkaffee in Kleinwallstadt ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein, 2016 gegründet von jungen, engagierten Frauen. Sie luden ältere Alleinstehende und vor allem Migrantinnen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen ein, sich in einem gemütlichen, geselligen Rahmen zu treffen, sich zu unterhalten. Das Motto war ambitioniert: "Brücken bauen zwischen Religionen und Kulturen."
Das sollte jedoch nicht allein mit Gesprächen oder Vorträgen geschehen, sondern durch die Begegnung bei einem gemeinsamen Interesse. "Nähen verbindet", war man überzeugt, oder "Integration mit Nadel und Faden". Also sammelte man abgelegte, aber noch gut erhaltene Stoffe und fand erstaunlich viele Frauen, die sich neue Nähmaschinen gekauft hatten, und ihre alten gerne zur Verfügung stellten.
Karolina Linke, eine der Vorstandsfrauen, hatte von ihrem Vater erfahren, dass die Tafel Hammelburg in Zukunft bei der wöchentlichen Ausgabe auf Plastiktüten verzichten möchte. Spontan bot sie an, im Nähkaffee Säckchen und Beutel für Obst , Gemüse oder Backwaren herzustellen. Und der Plan wurde umgesetzt: Aus vielen Metern Gardinen- und Fahnenstoffen wurden die einzelnen Teile ausgeschnitten, die Frauen - einige von ihnen saßen das erste Mal vor einer modernen Nähmaschine - nähten sie in geselliger Atmosphäre bei viel Kaffee und Kuchen zusammen. Und so entstanden knapp 300 Beutel .
In der Tafel Hammelburg erhält nun jede Kundin und jeder Kunde - abhängig von der Familiengröße - mehrere Säckchen, die sie immer zur Abholung von Obst und Gemüse dabei haben sollen. Zwar wird man nicht alle Waren in Stofftaschen einpacken können, aber es wird ein beträchtlicher Schritt zur Vermeidung von Plastik in der Ausgabe sein.