Bad Kissingen
Insel, Wald und Großstadtkunst bezaubernd beschrieben
Mit großer Intensität und facettenreicher Stimme erreicht Anna Caterina Antonacci mit klangvoller Liedkunst des 20. Jahrhunderts das Gemüt der Zuhörer.
Nein, das war so nicht zu erwarten: Wenn Respighi, Boulanger und Poulenc auf dem Konzertzettel stehen, wenn eine Konzerteinführung vorgeschaltet ist, um Verständnis für die neue Musik der Komponisten des 20. Jahrhunderts zu wecken - kenntnisreich Sebastian Urmoneit - , dann erwartet niemand, dass Bravos und Trampeln vier Zugaben erfordern. Aber selbst die bleiben im Genre. Mozart- oder Verdi als "Stimmungssaufheller" sind nicht nötig, weil der Abend die Moderne in der Musik spannender nicht hätte beschreiben können. Die brillante Anna Caterina Antonacci und Donald Sulzen, ihr langjähriger, höchst aufmerksamer Begleiter am Flügel, haben das Publikum mit ausgesuchtem Programm seltener Kostbarkeiten restlos in ihren Bann gezogen.
Hundert Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wagt Intendant Tillmann Schlömp einen musikalischen Rückblick und stellt dem Kissinger Sommer mit dem Motto "Aufbruch in die Moderne" eine herausfordernde Aufgabe. Die Lieder, die Anna Caterina Antonacci in den Rossini-Saal mitgebracht hatte, hielten sich streng an diese Vorgabe. Nadia Boulanger , Francis Poulenc, Ottorino Respighi , eher unbekanntes Liedgut standen auf den Notenblättern, dazu Lieder von Claude Debussy und Benjamin Britten, auch nicht gerade auf einer der "Best of Klassik" CDs zu finden.
Das Festival hat den Anspruch, neue Wege zu gehen, das Kissinger Publikum tut sich da noch etwas schwer, die Reihen im Rossini Saal waren doch überschaubar besetzt. "Schade", meint Ewald Söder, regelmäßiger Konzertbesucher, "was haben die Kissinger heute für ein eindrucksvolles Musikerlebnis versäumt".
Ihre internationale Karriere hat die in Ferrara geborene Sopranistin Anna Caterina Antonacci an die großen Opernhäuser der Welt geführt. Sie glänzte als elegante Donna Elvira in "Don Giovanni", als kokette Dorabella in "Cosi fan tutte" und als leidenschaftliche Carmen. In den letzten Jahren hat sie sich bevorzugt mit der Vorklassik beschäftigt, sang die Gluck Partien Armide und Iphigénie. Beste Voraussetzungen also, sich auch als Konzertsängerin bei Liederabenden mit italienischem, französischem und englischem Repertoire einen Ruf zu erwerben. So glänzte sie mit Kompositionen von Francis Poulenc in Turin und gibt mit ihrem Pianisten Donald Sulzen Liedrezitale mit Liedern des frühen 20. Jahrhunderts in aller Welt. Diese Lieder werden mit ihrem einfühlsamen Partner kleine Kunstwerke, ihre Leidenschaft für diese Musik ist spürbar, ihre besondere, dezent anmutige Ausstrahlung, überträgt sich auf das Publikum, der Funke springt schnell über. Darin erinnert sie ein wenig an Cecilia Bartoli .
Claude Debussys eigenwillige Harmonien und sphärische Klänge lässt sie die Zuhörer erleben. In "C' est l`extase", einem Text von Paul Verlaine, der das Gefühl nach dem Liebesakt beschreibt, lässt sie im Atem der Liebenden das Rauschen der Bäume und das Wehen der Gräser hören.
Bei der 1979 verstorbene Nadia Boulanger , die größten Einfluss auf die Musik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte und deren Pariser Wohnung Treffpunkt zahlloser Komponisten war, formulierte Antonacci eine elegante Hommage an den Prunk gestalteter Gärten und Brunnen von Schloss Versailles. In Ottorino Respighis "Waldgöttinnen" weint ihr beweglicher farbiger Sopran als "Flöte des arkadischen Hirten". Atemlose Stille im Publikum.
Benjamin Britten, zwischen den Weltkriegen aufgewachsen, beschreibt "seine" Insel Großbritannien im 1937 geschriebenen Liederzyklus "On this Island" in melancholischen Melodien. Der lange Atem der Sängerin lässt diese Lieder wie gespielte Gedichte wirken. Wer wissen will, wie sich Picasso, Marc Chagall oder Paul Klee musikalisch anhören, muss Francis Poulenc ,einem der humorvollsten Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts, zuhören. Da sind die Dissonanzen bei Picasso nicht zu überhören, steht Chagall still an seiner Staffelei und gestattet Anna Caterina Antonacci gönnerhaften Blick in das helle Atelier des Paul Klee .
Dem Motto verpflichte
Hundert Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wagt Intendant Tillmann Schlömp einen musikalischen Rückblick und stellt dem Kissinger Sommer mit dem Motto "Aufbruch in die Moderne" eine herausfordernde Aufgabe. Die Lieder, die Anna Caterina Antonacci in den Rossini-Saal mitgebracht hatte, hielten sich streng an diese Vorgabe. Nadia Boulanger , Francis Poulenc, Ottorino Respighi , eher unbekanntes Liedgut standen auf den Notenblättern, dazu Lieder von Claude Debussy und Benjamin Britten, auch nicht gerade auf einer der "Best of Klassik" CDs zu finden.
Das Festival hat den Anspruch, neue Wege zu gehen, das Kissinger Publikum tut sich da noch etwas schwer, die Reihen im Rossini Saal waren doch überschaubar besetzt. "Schade", meint Ewald Söder, regelmäßiger Konzertbesucher, "was haben die Kissinger heute für ein eindrucksvolles Musikerlebnis versäumt".
Vor kurzem in der Scala
Ihre internationale Karriere hat die in Ferrara geborene Sopranistin Anna Caterina Antonacci an die großen Opernhäuser der Welt geführt. Sie glänzte als elegante Donna Elvira in "Don Giovanni", als kokette Dorabella in "Cosi fan tutte" und als leidenschaftliche Carmen. In den letzten Jahren hat sie sich bevorzugt mit der Vorklassik beschäftigt, sang die Gluck Partien Armide und Iphigénie. Beste Voraussetzungen also, sich auch als Konzertsängerin bei Liederabenden mit italienischem, französischem und englischem Repertoire einen Ruf zu erwerben. So glänzte sie mit Kompositionen von Francis Poulenc in Turin und gibt mit ihrem Pianisten Donald Sulzen Liedrezitale mit Liedern des frühen 20. Jahrhunderts in aller Welt. Diese Lieder werden mit ihrem einfühlsamen Partner kleine Kunstwerke, ihre Leidenschaft für diese Musik ist spürbar, ihre besondere, dezent anmutige Ausstrahlung, überträgt sich auf das Publikum, der Funke springt schnell über. Darin erinnert sie ein wenig an Cecilia Bartoli .
Wie klingt Picasso
Claude Debussys eigenwillige Harmonien und sphärische Klänge lässt sie die Zuhörer erleben. In "C' est l`extase", einem Text von Paul Verlaine, der das Gefühl nach dem Liebesakt beschreibt, lässt sie im Atem der Liebenden das Rauschen der Bäume und das Wehen der Gräser hören. Bei der 1979 verstorbene Nadia Boulanger , die größten Einfluss auf die Musik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte und deren Pariser Wohnung Treffpunkt zahlloser Komponisten war, formulierte Antonacci eine elegante Hommage an den Prunk gestalteter Gärten und Brunnen von Schloss Versailles. In Ottorino Respighis "Waldgöttinnen" weint ihr beweglicher farbiger Sopran als "Flöte des arkadischen Hirten". Atemlose Stille im Publikum.
Benjamin Britten, zwischen den Weltkriegen aufgewachsen, beschreibt "seine" Insel Großbritannien im 1937 geschriebenen Liederzyklus "On this Island" in melancholischen Melodien. Der lange Atem der Sängerin lässt diese Lieder wie gespielte Gedichte wirken. Wer wissen will, wie sich Picasso, Marc Chagall oder Paul Klee musikalisch anhören, muss Francis Poulenc ,einem der humorvollsten Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts, zuhören. Da sind die Dissonanzen bei Picasso nicht zu überhören, steht Chagall still an seiner Staffelei und gestattet Anna Caterina Antonacci gönnerhaften Blick in das helle Atelier des Paul Klee .
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