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AM MEKONG
Inas Welt: Umzingelt von kleinen, fröhlichen Nacktfröschen
Ina Schebler reist um die Welt und berichtet regelmäßig von ihren Erlebnissen in fremden Kulturen.
Foto: Ina Schebler | Ina Schebler reist um die Welt und berichtet regelmäßig von ihren Erlebnissen in fremden Kulturen.
Von unserer Mitarbeiterin Ina Schebler
 |  aktualisiert: 14.12.2012 12:06 Uhr

Ich stelle nur schnell meinen Rucksack in der Bambushütte ab und laufe dann direkt die Böschung zum Mekong hinunter. Nach Asia-Manier springe ich mit Klamotten ins braune Wasser. Bei den Temperaturen ist sowieso alles gleich wieder getrocknet. Kaum tauche ich wieder auf, sehe ich schon ein etwa sechsjähriges Mädchen ans Ufer rennen.

Noch im Laufen zieht sie das dreckige T-Shirt über den Kopf und die Hose aus, nimmt Anlauf und hüpft ins Wasser. Sie taucht zu mir und klammert sich dann einfach an mir fest. Noch bevor ich richtig merke, was los ist, stößt sie sich schon wieder ab und taucht zurück ans Ufer, klettert auf einen Stein und springt wieder in den Fluss. Sie hat scheinbar nur darauf gewartet, dass irgendjemand mit ihr schwimmen geht. Sie zeigt überhaupt keine Scheu und ich fange an sie hochzuwerfen, während sie vergnügt kreischt.

Von dem Lärm angelockt rennen plötzlich fünf weitere Mädchen um die Ecke, ziehen sich splitternackt aus und springen alle zu mir. Als die Neuankömmlinge sehen, wie ich gerade mit dem ersten Kind auf dem Rücken herumschwimme, sehe ich mich plötzlich von kleinen Piraten gekapert.

Ich habe nur noch damit zu tun mich, mit drei Kindern auf dem Rücken irgendwie über Wasser zu halten. Sie lachen, kreischen und schubsen sich gegenseitig herunter. Mit fällt auf, dass sie nicht richtig schwimmen können.

Sie schwimmen nur unter Wasser, tauchen immer wieder auf, um Luft zu holen und sich zu orientieren und tauchen dann wie Frösche wieder unter Wasser weiter. Zum Glück ist den Nacktfröschen nach einer Zeit kalt und sie kauern sich in die Sonne.

Ich begehe den Fehler, eines der Mädchen hochzuheben, und mich mit ihr zu drehen. Wieder im Gras stehend schaut sie mich kurz verblüfft an, dann werden mir sofort sechs paar Hände entgegen gereckt.

Bald erfinden die Kleinen neue Spiele, die sie mir mit Händen, Füßen und strahlendem Lachen erklären. Wettrennen mit mir, während ich einen von ihnen Huckepack trage, sie kopfüber im Kreis drehen oder nur die Füße hochhalten und sie auf den Händen laufen lassen. Schnell bin ich so verschwitzt, dass ich schon wieder ein Bad bräuchte, aber im Mekong würde ich wohl auch gleich wieder von den Kleinen belagert werden. So flüchte ich die Böschung hinauf und in meine Hütte.

Am nächsten Morgen packe ich gerade meine Sachen in ein Taxi, als mich jemand am T-Shirt zupft. Da steht ein kleines Mädchen mit einem breiten Grinsen. Ein Stück die Straße hinunter lassen weitere Kinder ihre Büchertaschen fallen und rennen kreischend auf mich zu. Diesmal sind noch neue Gesichter unter ihnen und noch mehr Hände recken sich mir entgegen. Der Taxifahrer muss warten.

 
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