Um für die Kinder da zu sein, gehen viele Mütter nur in Teilzeit arbeiten, manche bleiben gleich ein paar Jahre zu Hause. Das bedeutet auch weniger Geld der Rentenkasse. Viele Rentner leben in Deutschland an der Armutsgrenze. Arm ist, wer weniger als 917 Euro monatlich zur Verfügung hat. Laut Statistischem Bundesamt waren im vergangenen Jahr 15,6 Prozent der Rentner - vor allem Frauen - betroffen. Die Armutsquote bei Rentnerinnen in Westdeutschland beträgt 16,9 Prozent und in Ostdeutschland 13,4 Prozent. Der derzeitige Mindestlohn reicht nicht aus, um die Altersarmut nach 35 Arbeitsjahren zu vermeiden. Deshalb kämpft Brigitte Bauer aus Hammelburg gegen das soziale Ungleichgewicht.
Bereits im Oktober hatte sie beim Seniorennachmittag in Hammelburg, beim Mitmach-Aktiv Nachmittag, auf ihr Engagement gegen die Altersarmut aufmerksam gemacht. Dies führte zur regen Diskussion unter den anwesenden Senioren und zeigte, wie brisant dieses Thema ist. Auch der VdK hat sich dieser Thematik angenommen.
Sie engagieren sich in Hammelburg bereits in verschiedenen ehrenamtlichen Tätigkeiten. Wie kamen Sie dazu, sich gegen die Altersarmut einzusetzen?
Brigitte Bauer: Durch meine ehrenamtliche Tätigkeit im Café Hoffnung, hatte ich viel mit Personen zu tun, die von Grundsicherung lebten. Mein Beruf in der Altenpflege hat mir aufgezeigt, wo es an unserer derzeitigen Rentensituation hapert. Ich gehe mit offenen Augen durch die Städte und beobachte Menschen beim Flaschen sammeln oder bei den Tafeln anstehen, um zu überleben. Dies ist für so ein reiches Deutschland ein Armutszeugnis.
Wer sind ihre Mitstreiter?
Birgit Knöchel organisiert Mahnwachen in Eichstätt und Ingolstadt. Karsten Klinzmann, Stephan Frohnapfel und ich in Würzburg und Volker Müller in Schweinfurt. Uwe Remmes aus Ibbenbüren unterstützte die merci Aktion bei dem Seniorennachmittag, bei denen ich mich bei allen Senioren bedankte, die einst Deutschland mit aufgebaut haben. Uwe Remmes steht jeden Freitag mit seinen Mitstreitern in Ibbenbüren auf der Straße. Er ist Gründer der Facebook-Gruppe Wir:" Rentner " gegen Altersarmut !
Was ist seitdem geschehen?
Wir Gemeinsam Gegen Altersarmut und Wir: " Rentner " gegen Altersarmut !, formieren uns im Internet, um den Kampf gegen die Altersarmut weiter voran zu treiben. Aktionen wie Demos oder Mahnwachen können so schneller bekannt gegeben werden. Die schnelle Vernetzung formiert Mitstreiter, Freunde und Menschen die verstehen, was unser Ziel ist. Wir sind keine politische Vereinigung, wir sind weder rechts noch links und auch nicht die Mitte! Auch finanzieren wir bisher alle Aktionen aus eigenen Mitteln. Wir wollen die Menschen bewegen, aufzustehen und sich gegen die soziale Ungerechtigkeit zu wehren. Unseren Gruppen schließen sich täglich weitere Mitstreiter und Unterstützer an. Wir freuen uns über jeden, der bereit ist, diesen Weg mit uns zu gehen.
Nimmt die Öffentlichkeit ihre Gruppe wahr, und wenn ja durch welche Aktionen?
Da ich im Internet immer mehr Leute aus Unterfranken kennen gelernt habe, gründete ich die Gruppe "Gemeinsam gegen Altersarmut ", um uns deutschlandweit besser zu vernetzen. Im Moment haben wir über 300 Mitglieder und es werden täglich mehr. Am Freitag, den 24.1.2020 finden gleichzeitig Mahnwachen in Würzburg und in Schweinfurt statt. Wir werden auf dem Schweinfurter Marktplatz von 16 bis 18 Uhr versuchen, möglichst viele Menschen vor Ort für das Thema Altersarmut zu sensibilisieren. In Würzburg findet die Mahnwache in der Eichhornstraße von 14 bis 18 Uhr statt. Dort werde ich mich anschließen. Am 28.3.2020 schließe ich mich dem VdK Bad Kissingen zur Großdemonstration nach München an. Abfahrtszeiten und Bus-Zustiege werden noch in der Presse bekannt gegeben.
Was sind Ihre Ziele, was fordern Sie?
Wir fordern ein solidarisches Rentensystem. Nur gemeinsam können wir es schaffen, indem wir zusammenhalten und uns nicht von der Politik spalten lassen. Alle Menschen haben das Recht in Würde zu altern. Gemeinsam und miteinander gegen die Altersarmut . Wir fordern eine solidarische Rente, in die Arbeiter, Angestellte, Beamte, Selbstständige und auch Politiker einen prozentualen Anteil ihres Einkommen, einzahlen.
Das Gespräch führte unsere Mitarbeiterin Bianca Volkert.