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Oberthulba
Übung in Oberthulba: Im Notfall zählt jede Minute
Insgesamt 17 Feuerwehrleute aus dem gesamten Landkreis sind zu qualifizierten Ersthelfern ausgebildet worden, sogenannten „First Respondern“.
Lehrgangsleiterin Natascha Below (Mitte) überprüft die fachgerechte Versorgung einer Verbrühung am Arm des „Unfallopfers“.       -  Lehrgangsleiterin Natascha Below (Mitte) überprüft die fachgerechte Versorgung einer Verbrühung am Arm des „Unfallopfers“.
Foto: Sigismund von Dobschütz | Lehrgangsleiterin Natascha Below (Mitte) überprüft die fachgerechte Versorgung einer Verbrühung am Arm des „Unfallopfers“.
Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 22.08.2024 16:50 Uhr

Viel Blut floss am Samstag im Atemschutzzentrum des Landkreises Bad Kissingen in Oberthulba . Doch was so gefährlich aussah, war zum Glück nur eine praktische Übung. Sie war Teil der Abschlussprüfung eines „First Responder“-Lehrgangs des Bad Kissinger Kreisfeuerwehrverbandes, in dem sich 17 Feuerwehrleute aus dem gesamten Landkreis freiwillig zu qualifizierten Ersthelfern ausbilden ließen.

Zusätzliches Glied in der Rettungskette

„Diese in Erster Hilfe qualifiziert ausgebildeten und nah am jeweiligen Einsatzort lebenden Feuerwehrleute werden künftig eingesetzt, um nach einem Notruf als zusätzliches Glied in der Rettungskette bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes das Unfallopfer fachgerecht zu versorgen“, erläuterte Lehrgangsleiterin Natascha Below, Fachbereichsleiterin „Ärztlicher Dienst und Gesundheitswesen“ im Kreisfeuerwehrverband, das Ausbildungsziel und den Einsatzzweck der qualifizierten Ersthelfer.

Theorie und Praxis gebüffelt

Diese „First Responder“ der Feuerwehren sind somit den „Helfern vor Ort“ des Roten Kreuzes vergleichbar. Aktuell gibt es schon acht im Landkreis verteilte Feuerwehr-Ersthelfergruppen, deren Mitglieder allerdings ihre Ausbildung noch außerhalb des Kissinger Landkreises hatten absolvieren müssen. Mit diesem ersten Lehrgang im eigenen Landkreis, dem weitere in größeren Zeitabständen folgen sollen, will der Kreisfeuerwehrverband die Versorgungsdichte vor Ort fördern. Below: „Im Unglücksfall zählt doch jede Minute.“

82 Unterrichtsstunden

Bis zu ihrer praktischen Abschlussprüfung, der eine theoretische mit 40 Fragen vorausgegangen war, mussten die Lehrgangsteilnehmer, die sich alle freiwillig angemeldet hatten, in 82 Unterrichtsstunden, verteilt auf sieben Wochen, in ihrer Freizeit jeweils abends und am Wochenende tüchtig lernen. In Theorie wurden sie von Ärzten und qualifizierten Ausbildern in Anatomie und Physiologie unterwiesen, im praktischen Teil ging es um internistische Notfälle wie Herzinfarkt oder Schlaganfall sowie chirurgische Notfälle wie Platzwunden oder Frakturen. In der praktischen Abschlussprüfung mussten Zweierteams je nach Aufgabenstellung realistisch präparierte „Unfallopfer“ versorgen. Auf dem Programm standen Herz-Lungen-Wiederbelebung, Verbrühung durch heißes Wasser, Kreislaufschwäche durch Unterzuckerung ( Hypoglykämie ), Herzinfarkt, akute Bauchschmerzen, eine Unterarmfraktur, eine stark blutende Wunde durch Axthieb, Platzwunde am Kopf nach Treppensturz, ein Motorradunfall und Hyperventilation des Patienten.

Unter Beobachtung

Während ihres Übungseinsatzes wurden die Teams von ihren Ausbildern aufmerksam beobachtet und gelegentlich nach Sinn und Zweck ihrer jeweiligen Handlung befragt. Zu werten hatten die Ausbilder die Versorgung der Wunde und des Patienten, die handwerkliche Arbeit und die Kommunikation zwischen den beiden Teammitgliedern sowie nicht zuletzt die seelische Betreuung des Unfallopfers. So mussten die Ersthelfer im Übungsfall einer aufgeregten Autofahrerin, die sich den Unterarm durch heißes Kühlwasser stark verbrüht und nun entsprechende Schmerzen hatte, neben der Wundversorgung beruhigend auf sie einwirken. „So tun sie doch endlich etwas“, beschimpfte die scheinbar verzweifelte Opfer-Darstellerin situationsgerecht die beiden Prüflinge.

Damit sich die Teilnehmer nicht schon vor ihrem Prüfungseinsatz ein Bild ihres „Unfallopfers“ machen konnten, mussten sie sich während des Tages im Saal des Atemschutzzentrums aufhalten, während ihre Patienten in der Dusche von Johanna Bauer ( Wasserwacht Hammelburg) entsprechend der Aufgabenstellung mit mal mehr, mal weniger blutenden Wunden präpariert wurden.

„Eine starke Truppe“

Doch die 17 Lehrgangsteilnehmer meisterten jeden Einsatz problemlos, so dass schließlich allen die Abschlussurkunde des Ersthelfer-Lehrgangs überreicht werden konnte. „Wir hatten eine wirklich starke Truppe“, war Lehrgangsleiterin Natascha Below voll des Lobes.

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Dieses „Unfallopfer“ wird nach einer Verbrühung des Unterarms vom Ersthelfer der Feuerwehr versorgt.       -  Dieses „Unfallopfer“ wird nach einer Verbrühung des Unterarms vom Ersthelfer der Feuerwehr versorgt.
Foto: Sigismund von Dobschütz | Dieses „Unfallopfer“ wird nach einer Verbrühung des Unterarms vom Ersthelfer der Feuerwehr versorgt.
Kreislaufschwäche durch Unterzuckerung: Ausbilder Ariel Karwacki (rechts) befragt die Ersthelfer nach deren Versorgung eines Autofahrers.       -  Kreislaufschwäche durch Unterzuckerung: Ausbilder Ariel Karwacki (rechts) befragt die Ersthelfer nach deren Versorgung eines Autofahrers.
Foto: Sigismund von Dobschütz | Kreislaufschwäche durch Unterzuckerung: Ausbilder Ariel Karwacki (rechts) befragt die Ersthelfer nach deren Versorgung eines Autofahrers.
Johanna Bauer von der Wasserwacht Hammelburg präpariert eine angeblich durch Axthieb verursachte Wunde.       -  Johanna Bauer von der Wasserwacht Hammelburg präpariert eine angeblich durch Axthieb verursachte Wunde.
Foto: Sigismund von Dobschütz | Johanna Bauer von der Wasserwacht Hammelburg präpariert eine angeblich durch Axthieb verursachte Wunde.
 
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