Am 9. Oktober tagt der Stadtrat . Dabei will Bürgermeister Michael Kastl ( CSU ) dem Stadtrat vorschlagen, den Aufstellungsbeschluss für das Baugebiet „Kührasen II“ aufzuheben und der Verwaltung den Auftrag zu erteilen, eine Alternative zu suchen.
Zur Bürgerversammlung im Vereinsheim, die stellenweise recht hitzig verlief („Sch... auf Ihre Investition“), war knapp ein Viertel der 430 Einwohner des Stadtteils gekommen.
Die Anwesenden machten im Verlauf der Versammlung in ihren Wortmeldungen und mit ihrem Applaus bei entsprechenden Aussagen immer wieder deutlich, dass sie einhellig gegen das Projekt am Ortsrand in Richtung von Fridritt sind.
Investor kann sich Schadenersatzklage vorstellen
Der Investor (er wollte nicht mit Namen genannt werden) war ebenfalls anwesend. Er blieb recht ruhig und beschränkte sich weitgehend auf das Zuhören. Auf die Frage eines Versammlungsteilnehmers deutete er allerdings an, dass er sich eine Schadenersatzklage vorstellen könnte, wenn das Baugebiet nun doch nicht kommt.
Schließlich hat er die Grundstücke (rund 0,9 Hektar) bereits erworben und Planungskosten gehabt. Für ihn sprachen seine Architekten, Michael Weiß-Schmidt (Hamburg) und Matthias Kirchner (Oerlenbach).
Ausführlich vorgestellt
Der Bürgermeister und die beiden Architekten stellten das Projekt noch einmal ausführlich vor. Erste vorgelegte Pläne hatte der Stadtrat abgelehnt, weil sie zu umfangreich erschienen. Sie wurden auch in der Bevölkerung abgelehnt. Im Juli 2023 wurde eine neue, deutlich reduzierte Version vorgestellt.
Viele kleine Wohnungen
Auch sie fand im Stadtrat keine Gnade, denn bei Realisierung die Bevölkerungszahl deutlich gewachsen, bei rund 50 neuen Wohnungen um etwa 100 Personen.
Als Argument für die relativ vielen kleinen Wohnungen wurde immer vorgebracht, sie würden für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Maria Bildhausen und in den Kliniken in Bad Neustadt gebraucht. Der Bauherr wollte die Kosten für die Erschließung des Geländes, rund eine Million Euro, selbst tragen.
Wohnungen notwendig
„Heute gibt es nichts zu entscheiden, das geht aber in die Entscheidungsfindung des Stadtrates am 9. Oktober mit ein“, betonte Michael Kastl. Er räumte ein, „ein Teil der Bevölkerung sieht das kritisch“. In den östlichen Stadtteilen sei die Bevölkerungsentwicklung eher negativ und deshalb seien Wohnungen notwendig.
Es gehe nicht nur um Einfamilienhäuser, sondern zum Beispiel auch um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Barbara-Stamm-Akademie oder mittelständische Unternehmen.
Nicht alle könnten sich den Bau eines eigenen Hauses leisten. Bei der Ausweisung von Baugebieten würden heute von der Bezirksregierung immer auch Mehrfamilienhäuser verlangt.
Wunsch: Bauplätze für junge Leute
Die Diskussion war streckenweise hitzig. „Wir haben 430 Einwohner, für wie viele Einwohner ist das neue Baugebiet gedacht?“, wollte einer wissen.
Er bekam vom Investor zur Antwort „wir können eine Mauer um den Ort ziehen, dass keiner mehr rein kann. Junge Menschen brauchen kleine Wohnungen und ältere auch“. Er bekam zu hören „es gibt bei uns keinen Arzt, keinen Laden. Wir wollen die alten leerstehenden Häuser sanieren und wieder füllen“.
Stadt würde vor Herausforderung stehen
Ein neues Wohngebiet mit Familien werde die Stadt wegen der notwendigen Kindergarten- und Hortplätze vor Herausforderungen stellen, meinte der Bürgermeister auf eine andere Frage.
Wolfgang Brust, der 24 Jahre lang Ortssprecher gewesen war, klagte, dass viele junge Leute weggezogen seien, weil sie im Ort keinen Platz für ihre Einfamilienhäuser gefunden hätten. Er fürchtet, dass durch das nun angedachte Baugebiet Kührasen II die Grundstückspreise stark steigen.
Eigenes Projekt für junge Leute
„Wir brauchen ein eigenes Bauprojekt für unsere jungen Leute, Kührasen II blockiert uns“, forderte er und bekam dafür viel Applaus. „Die Frage ist, ob Sie den Willen der Bürger oder den Willen des Investors erfüllen wollen“, stellte er den Raum.
Auch Ortsreferent Oliver Jurk fürchtet, mit diesen Wohnungsgrößen könne man nicht die Jugendlichen halten und die Vereine stärken, er bekam dafür ebenfalls viel Applaus.
Investor: „Lasse mich nicht erpressen“
Der Investor wurde gefragt, ob er bereit sei, sein Gelände wieder zu verkaufen. Seine Antwort: „Im Zweifelsfall habe ich eine teure Wiese und Sie gar nichts. Ich lasse mich nicht erpressen. Noch bin ich bereit, etwas zu machen, aber nicht unbegrenzt.“
Er meinte, jetzt sei das Projekt gerade noch wirtschaftlich machbar. Wenn nur Einfamilienhäuser gebaut würden, würde es zu teuer. Gar keinen Beifall bekam er für seine Bemerkung „ich habe nicht die Absicht, die Wohnungen an Sozialmieter zu vergeben“.
Teilnehmer verlangten eine Abstimmung über das Projekt. Bürgermeister Kastl verzichtete darauf, er zog die Konsequenz aus der Stimmung im Saal und teilte mit, dass er dem Stadtrat vorschlagen wird, auf „Kührasen II“ zu verzichten.
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