Im Landkreis Bad Kissingen produzieren viele kleine und große Unternehmen Produkte, die von hier ihren Weg in die ganze Welt gehen. Sie finden sich auf unterschiedlichste Art und Weise in unserem Alltag wieder. Diese Produkte wollen wir Ihnen in einer unregelmäßigen Serie in den kommenden Monaten vorstellen.
Sie beginnt mit zwei jungen Männern aus Hammelburg , die es in vier Jahren sehr weit geschafft haben.
Es braucht eine Idee
Die Freunde Pascal Kümmert und Stefan Niedermeier träumten davon, gemeinsam ein Unternehmen zu gründen und die Welt mit ihrer Vision zu bereichern. Aber zunächst brauchten sie eine Idee – etwas, das wirklich einen Unterschied macht.
Eines Abends im Februar 2019 saßen die leidenschaftlichen Fußballspieler zusammen. Das Thema kam auf Schienbeinschoner und das ewige Problem ihres Verrutschens.
Pascal hatte die Idee , ein Silikonband zu entwickeln, das sie an Ort und Stelle halten würde. „Aber wie es manchmal so ist, habe ich die Idee vorgeschlagen und dann sofort wieder verworfen“, erzählt er. Doch Stefan war von dem Vorschlag begeistert. Die beiden begannen ihre Recherche und stellten fest: So etwas gab es noch nicht.
Grip Tape löst zwei Probleme
Pascal nennt zwei Probleme, die das Band löst: „Für einen Fußballer gibt es keinen schlimmeren Schmerz als einen rutschenden Schienbeinschoner.“ Der zweite Grund: Sogar im Profisport werden die Schoner mit Klebeband fixiert. „Das beschädigt nicht nur die Stutzen, wenn das Band entfernt wird, sondern erzeugt auch jedes Mal Müll.“
Da Pascal aus der Branche kam, wusste er sofort, wo sie ihre Grip Tapes produzieren lassen konnten: Bei Psilkon, einem Unternehmen in Motten, das Silikonteile herstellt.
„Unsere Mannschaftskollegen vom 1. FC Westheim dienten als Versuchskaninchen, um den perfekten Durchmesser und die optimale Spannung der Grip Tapes zu ermitteln“, berichtet der 34-Jährige.
Vermarktung: Ein steiniger Weg
Im November 2019 hatten sie ihr fertiges Produkt in der Hand. Nun kam der nächste große Schritt: die Vermarktung. „Das war ein steiniger Weg, der uns alles abverlangte. Anfangs hatten wir keine Ahnung von diesem Gebiet“, erinnert er sich.
Sie sammelten Informationen, wie man Produkte erfolgreich auf Plattformen wie Amazon verkauft, buchten Kurse, wie man sich auf Social Media richtig bewirbt. Die Lockdowns nutzen sie, um sich selbst beizubringen, einen Online-Shop zu erstellen.
Zu Beginn „förmlich aus den Händen gerissen“
Gestartet sind die beiden mit 1000 Stück. „Es war unglaublich, wie sie uns förmlich aus den Händen gerissen wurden“, erinnert er sich . Zwar starteten die beiden mit ihrer Idee genau in die Phase der Corona-Zeit, wo sehr oft das Fußballspielen untersagt war.
Aber: „Während des Spielbetriebes kauften die Leute unseren Lagerbestand komplett leer.“ In der Phase, in der nichts war, stellen sie sich wieder neu auf, füllten das Lager, bearbeiteten den Online-Shop.
Lager im Keller oder Dachboden
Das „Lager“ sind noch immer Keller, Dachböden und andere Räumen in ihren Privathäusern. Und das, obwohl die beiden mittlerweile bis zu 250 Pakete pro Tag versenden. „Seit letztem Jahr hat es richtig Fahrt aufgenommen, dieses Jahr wachsen wir noch mal um ein Vielfaches“, prognostiziert Pascal.
Auf Amazon erreichten ihre Tapes den zweiten Platz in der Rangliste der Fußballgadgets.
Mittlerweile verkaufen sie ihre Tapes in alle fußballrelevanten Länder in der EU, in die USA, nach Japan oder Israel. In den USA haben sie bereits ein eigenes Lager und wollen bald eine eigene Firma gründen. Zum Erfolg zählt auch, dass die Tapes schnell im Profisport angekommen sind – bis in die Bundesliga und internationale Wettbewerbe.
Angestellter in den USA
Klein gestartet, haben die beiden mittlerweile drei Angestellte für den Versand und einen in den USA. Pascal hat sein Dachgeschoss zu Büroräumen umgewandelt, doch aus Platzgründen ziehen sie in den kommenden Wochen in ein externes Büro mit Lagerräumen um.
Dabei legt Pascal großen Wert darauf, ein Produkt von hoher Qualität herzustellen, das zudem hier vor Ort produziert wird. Auch die Kundenbetreuung übernehmen sie noch persönlich, was es ihnen ermöglicht, schnell auf individuelle Wünsche und Probleme einzugehen.
Selbst verpacken ist die schönste Arbeit
Seine liebste Arbeit ist, im Versand auszuhelfen: Weil er dabei jedes einzelne Produkt in die Hand nimmt und verpackt. „Da bekommt man ein Gefühl dafür, wie viele Leute bei uns eigentlich bestellen“, sagt er dazu. Was ihn auch freut: „Wenn ein Gegner mir auf dem Feld entgegenkommt, und unser Produkt trägt.“
Es ist ein stolzer Augenblick, der zeigt, dass ihre Tapes nicht nur ein Produkt sind, sondern zu einer echten Marke geworden sind, die von Fußballern geschätzt wird. In diesen Momenten wird ihm bewusst, wie weit sie es bereits gebracht haben und wie sehr sie die Welt des Fußballs beeinflussen.
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