Robert Höfling ist – ob man seine künstlerischen Werke mag oder nicht – ein Name, der elektrisiert. Denn an dem verstorbenen heimischen Maler und Künstler schieden sich schon immer die Geister. Bewunderung zur außergewöhnlichen Darstellung und den Mut, mit Tabus zu brechen, trafen zeitlebens auch auf strikte Ablehnung und massive Kritik, bis hin zum Vorwurf der Blasphemie.
Erinnerungen
Einige Werke Höflings, der einen Steinwurf entfernt von St. Johannes sein Atelier betrieb, sind jetzt in der Ausstellung „Erinnerungen“ im besagten Gotteshaus zu bewundern, deren Vernissage rund 80 neugierig-gespannte Kunstfreunde anlockte. Dem weit über die Grenzen der Saalestadt bekannten Kreativschaffenden gehört aktuell das abschließende Kirchenschiff der Pfarrkirche , soviel, dass trotzdem ein Gottesdienst oder eine Messe möglich ist.
Die Präsentation organisierten und erstellten Höfling-Neffe Peter Angelmeier, der Freund des Malers Ewald Hupp und Mesner Michael Brendan. Die meist großflächigen Gemälde sind thematisch dem kirchlichen Umfeld angepasst. Stadtpfarrer Thomas Eschenbacher und Angelmeier gingen in ihrer Begrüßung auch auf direkte Verbindungen des Künstlers im Zusammenhang mit dem Gotteshaus ein. So sind zum Beispiel die Kirchenfenster im Altarraum nach Entwürfen von Höfling gestaltet.
Unter den vielschichtigen Werken zeigt die Präsentation beispielsweise die Reihe „Kardinäle“ und Weihbischof Alfons Kempf bei einem Besuch. Einen Schock löst immer wieder der mit Messern gespickte Christus-Torso aus, „ Christi Blutbad“ betitelt.
Mit brachialer Wucht
„Die Katastrophe am Meer“, ein rund sechs Meter breites Triptychon, offenbart erst bei genauerem Hinsehen seine brachiale Wucht, wenn unzählige Menschenkörper von der Flut davongerissen werden.
Den einmal den „originellsten Künstler des unterfränkischen Raums“ geheißenen Hammelburger nannte Bistums-Kunstreferent, Dr. Jürgen Emmert „sensibel und hellsichtig“. „Höfling wollte keine Kritik nur des Kritisierens wegen, vielmehr wollte er bewegen“, war Emmert überzeugt. „War die Religion für den Maler ein Haupthema ?“, fragte er in seiner Einführung. Sie war jedenfalls für Robert Höfling eine Thematik der ersten Reihe. Man erinnere sich zum Beispiel an den mit Akribie erbauten Streichholz-Altar aus 4000 angebrannten Zündhölzern.
Ob Provokateur oder nicht, über Mangel an verstörenden Werken kann man sich bei Robert Höfling wohl nicht beklagen. Doch auch diesen sollte sich die Kirche öffnen, um ihr Interesse und ihre Toleranz für die Kunst zu weiten, so der Kunstreferent. In das Gemälde „Die Kriegsmaschine“ muss man sich hineinfühlen, um die Aktualität zu spüren, die dieses Werk gerade heute vermittelt.
Die mit Bedacht vollzogene Auswahl der Werke im Kirchenschiff ist verständlich. Schließlich findet die Präsentation in einem aktiven Gotteshause statt. Barbusige Frauenkörper oder ein Alexander der Große , der seinen toten Intim-Freund beweint, wären hier deplatziert. Jedoch findet der Eroberer auch einen Platz in der Ausstellung – als neu geborenes Kind – Alexander mundi.
Bis 11. Juli zu sehen
Auf Nachfrage bei Peter Angelmeier, wo die letzte Bilder-Reihe Höflings, die „24 Mutmaßungen“, verblieben sind, die der Maler vor seinem unerwarteten Tod auf Lanzarote im Stadtmuseum Herrenmühle vorstellte, verwies Angelmeier auf verschiedene Besitzer. Das gesamte Konvolut wird wohl nicht mehr aufzubringen sein. Die Ausstellung kann von Montag bis Samstag zwischen 9.30 und 17 Uhr und sonntags von 12 bis 17 Uhr bis zum 11. Juli besucht werden.
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