
Nach dreijähriger Ausbildung an der Berufsfachschule für Pflegeberufe des Beruflichen Fortbildungszentrums der Bayerischen Wirtschaft (bfz) in Bad Kissingen erhielten jetzt zwölf Absolventen des erstmals durchgeführten generalistischen Lehrgangs ihre innerhalb der europäischen Union anerkannten Abschlusszeugnisse als Pflegefachleute. Zugleich wurden 17 Pflegefachhelferinnen und -helfer nach nur einjährigem Lehrgang ins Berufsleben verabschiedet.
Gemeinsam mit Schulleiter Frank Weißenberger überreichte bfz-Leiter Stephan Zeller (Schweinfurt) als Vertreter des Schulträgers allen Absolventen „am schönsten Tag des Jahres, dem Beginn der bayerischen Sommerferien“ ihre Abschlusszeugnisse.
Kein leichter Beginn
„Die Gesellschaft ruft nach ihnen“, beglückwünschte er alle Lehrgangsteilnehmer zu ihrem erfolgreichen Ausbildungsabschluss. Zugleich warnte er aber auch: „Passen Sie auf sich und ihre Gesundheit auf, denn es ist niemandem gedient, wenn Sie den Beruf bald wieder aufgeben.“ Damit bezog er sich auf die Erfahrung, dass viele Pflegerinnen und Pfleger sich nach einigen Dienstjahren der starken Belastung im Arbeitsalltag nicht mehr gewachsen fühlten oder aus gesundheitlichen Gründen den Beruf wechselten. Seinen Dank richtete Zeller auch an die Kooperationspartner und Ausbildungsbetriebe, „ohne die diese Ausbildung im Pflegeberuf nicht möglich wäre“.
An die unerwartet schwierige Zeit des Einstiegs in den ersten dreijährigen generalistischen Lehrgang, in dem erstmals ab September 2020 die Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege zusammengeführt worden waren, erinnerte Schulleiter Frank Weißenberger, der selbst allerdings – nach seiner Zeit als stellvertretender Schulleiter der Pflegefachschule in Wertheim (Baden-Württemberg) – erst im September 2022 die Leitung der Bad Kissinger Berufsfachschule übernommen hatte.
Große Herausforderungen
Die Corona-Pandemie hatte damals sowohl Lehrgangsteilnehmer als auch Lehrkräfte und Ausbildungsbetriebe vor große Herausforderungen gestellt. Zusätzlich war die Ausbildung durch den Wechsel einiger Lehrkräfte bis hin zur Schulleitung erschwert worden, weshalb alle Beteiligten eine hohe Bereitschaft zur Flexibilität hatten beweisen müssen. Weißenberger: „Diese Fähigkeit zu Flexibilität wird Ihnen in Ihrem Beruf nützlich sein.“ Auch für die in nur einem Jahr erfolgreich ausgebildeten Pflegefachhelferinnen und -helfer hatte der Schulleiter lobende Worte: „Sie sind die Zukunft der Pflege.“ Nicht alle werden direkt ins Berufsleben einsteigen, wusste der Schulleiter . „Manche haben sich schon zur dreijährigen Weiterbildung angemeldet.“
Wie umfassend und schwierig die Ausbildung während des dreijährigen Lehrgangs war, machte Lehrgangsbester René Saft (47; Abschluss 1,1) in seiner beeindruckenden Abschiedsrede deutlich. „Einige von uns mussten das Lernen erst wieder lernen so wie ich, andere kamen frisch vom Abitur“, erinnerte der gelernte Versicherungskaufmann, der vor seiner Umschulung zum Pflegefachmann zunächst 16 Jahre bei einer Versicherung, dann neun Jahre im Produktvertrieb für Pflegeeinrichtungen gearbeitet hatte. Mit einer Träne im Auge bedankte er sich im Namen seiner Lehrgangskolleginnen und -kollegen bei allen Lehrkräften und der Schulleitung für deren tatkräftige Unterstützung während dieser drei Jahre, die aufgrund der Neuordnung auch für die Lehrkräfte eine Umstellung war.
Nicht alle haben durchgehalten
So erfreulich dieser Abschlusstag für die Absolventen auch war, darf man eines nicht übersehen: Durch die Generalisierung der Ausbildung mag der Pflegeberuf für manche Interessenten vielleicht attraktiver geworden sein. Andererseits scheitern aber auch viele Ausbildungsanfänger. So hatte dieser erste Lehrgang mit 30 Schülerinnen und Schülern im September 2020 begonnen, doch nur zwölf von ihnen hielten bis zum Abschluss durch. Dies führt bfz-Koordinator Peter Großmann auf den erhöhten Schwierigkeitsgrad der neuen Ausbildung zurück. Noch im vergangenen Jahr hatte die Berufsfachschule 27 Altenpfleger und 24 Pflegefachkräfte nach einjähriger Ausbildung ins Berufsleben entlassen können. So fürchten manche die Gefahr, dass die Generalistik zwar gut ausgebildete „Allrounder“ im Pflegeberuf hervorbringen mag, aber die absolute Zahl dringend benötigter Pflegefachkräfte statt jährlich zu steigen künftig eher sinken wird.
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