Es muss schon ein besonderer Anlass gegeben sein, dass zwei bayerische Staatsminister gleichzeitig Bad Kissingen besuchen. So geschah es am Donnerstag anlässlich der offiziellen Eröffnung der neuen Dienststelle des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in den Räumen des früheren Kurhausbades und des historischen Kurhaushotels.
Fünf Jahre Bauzeit
Nach fünfjähriger Umbau- und Restaurierungsphase konnte LGL-Präsident Christian Weidner im Beisein vieler zum Festakt geladener Gäste den symbolischen Schlüssel zur neuen Bad Kissinger Dienststelle seines Landesamtes in Empfang nehmen. „Ich bin stolz darauf, dass eine wissenschaftsnahe Einrichtung rund um unser Kernthema Gesundheit mitten im Welterbe angesiedelt wurde“, freute sich auch Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ). In seiner Begrüßung betonte Präsident Weidner die Bedeutung der Ausbreitung seines Amtes in die Fläche des Bundeslandes durch Schaffung neuer Dienststellen. „Wir nutzen hier die Chance, neue qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen.“ Viele der neu eingestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen aus der Region und freuen sich darüber, so der Präsident, heimatnah arbeiten zu können. Für ihn selbst sei es vor allem eine Herausforderung gewesen, die Labore aus dem laufenden Betrieb von Erlangen nach Bad Kissingen umzusiedeln und trotzdem die wichtigsten Aufgaben des LGL weiterhin zu gewährleisten. „Dass dies binnen weniger Tage gelang, ist mein ganz persönlicher Festakt.“
45 Labore eingerichtet
Inzwischen sind die 45 Labore im historischen Kurhaushotel weitgehend eingerichtet und erste Untersuchungsabläufe laufen bereits. Momentan arbeiten 84 Beschäftige in der Kissinger Dienststelle. Im historischen Kurhausbad wird an der Digitalisierung der bayerischen Gesundheitsbehörden gearbeitet, an Möglichkeiten der Suchtprävention und am Förderprogramm „Gesund.Leben.Bayern“. Im Institut für Kurortmedizin und Gesundheitsförderung (IKOM) wird bereits geforscht. Man unterstützt die Kurorte und Heilbäder , ihre Kompetenzen weiter auszubauen, und kümmert sich um die Ärzteversorgung im ländlichen Raum.
„Prävention ist wichtig“, nahm Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) das Stichwort auf und verwies auf die Bedeutung von Gesundheitsstandorten wie Bad Kissingen . „Wir müssen den Schatz unserer Kurorte und Heilbäder in die Zukunft tragen“, forderte er als ehemaliger Präsident des bayerischen Heilbäderverbands. Die neuen Hightech-Labore in Bad Kissingen seien ein Meilenstein hin zu einem modernen Gesundheits- und Verbraucherschutz. „Ganz im Sinne eines One-Health-Ansatzes können hier die Fachleute unter modernsten Bedingungen über Fachgrenzen hinweg zusammenarbeiten.“
Die Verbreitung der LGL-Dienststellen im ländlichen Raum begrüßte auch Holetschek. „Bayern sind nicht nur die Metropolen, sondern gerade der ländliche Raum. Das spüren wir deutlich bei der Krankenhausreform.“ Umwelt- und Verbraucherschutzminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) bestätigte, dass das Landesamt „auf höchstem Niveau für die Gesundheit und Sicherheit der Menschen in Bayern“ sorgt. Mit der neuen Dienststelle werde das Sicherheitsnetz erweitert.
Test von Alkoholproben und Kosmetika
In Bad Kissingen werden künftig alle Blutalkoholproben aus Bayern ausgewertet, mehrere Tausend pro Jahr, nannte er als Beispiel. Das neue Non-Food-Zentrum bringt zudem den Verbraucherschutz in Bayern voran. Die Bandbreite solcher Artikel reicht von Lebensmittelverpackungen über Putzmittel bis zu Kosmetika, Spielzeug und Tabak-Erzeugnissen.
„Pro Jahr nehmen die LGL-Spezialisten mehr als 4500 solcher Artikel unter die Lupe. Durch die Bündelung in Bad Kissingen wird das Labor noch schlagkräftiger.“
Historische Bausubstanz erhalten
Oberbürgermeister Dirk Vogel dankte der Landesregierung für die konsequente Umsetzung dieser „innovativen und strukturpolitischen Entscheidung“ in Bad Kissingen . „Mir blutet ein wenig das Herz, dass diese Gebäude nun nicht mehr ihre ursprüngliche Funktion innehaben“, ergänzte er, sind doch Kurhausbad und Kurhaushotel besondere bauliche und funktionelle Vertreter Kissinger Kurgeschichte. „Aber wir können uns nicht auf der Geschichte ausruhen. Wir brauchen Nachfrage und Nutzung, um die eindrucksvollen baulichen Vertreter unserer Vergangenheit in die Zukunft zu führen.“ Dabei lobte er den sorgsamen Umgang der Architekten mit der historischen Bausubstanz.
Hierzu zeigte der verantwortliche Architekt Christian Teichmann in seinem Kurzvortrag einige beeindruckende Aufnahmen aus der Bauphase.
Vollständig entkernt
Während das Kurhausbad im Grunde nur restauriert und aus den 120 Badekabinen funktionale Büroräume geschaffen werden mussten, war man gezwungen, das 1827 als königliches Logierhaus errichtete Hotelgebäude vollständig zu entkernen, um neue Laborräume zu schaffen.
Dabei waren die historischen Baumaße nicht immer mit den heute geforderten Normen vereinbar. So stimmte die historische Fensterachse nicht mit den nach Arbeitsschutzbestimmungen genormten Laborfensterachsen überein. Ähnliches galt für die historischen Treppengeländer.
„Weit über hundert Jahre sind dort Hotelgäste auf und ab gelaufen, ohne zu stürzen“, meinte der Architekt dazu. Die Treppen blieben erhalten und sind heute die Schmuckstücke des Gebäudes.
Das LGL in Stichpunkten:
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Dienststelle Bad Kissingen, mit dem Institut für Kurortmedizin und Gesundheitsförderung;
Bauphase: 2018 – 2023
Architekt: Grellmann, Kriebel, Teichmann & Partner, Würzburg;
Kosten: 57 Millionen Euro; Beschäftigte: aktuell 84, geplant 200
Labore: 45
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