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Bad Kissingen
So fühlt sich ein schwerer Covid-19-Verlauf an: Eine Bad Kissingerin erzählt
Eine ehemalige Covid-19-Patientin und der Chefarzt für Pneumologie im Helios St. Elisabeth-Krankenhaus in Bad Kissingen, Dr. Sven Steinbach, berichten von ihren persönlichen Erfahrungen mit der Krankheit. Besonders zwei Symptome seien charakteristisch gewesen.
Ein rotes Hinweisschild zeigt die Bereiche im Krankenhaus an, wo Covid-Patienten behandelt werden, und die man ohne Schutzausrüstung nicht betreten darf. Foto: Stefanie Noe       -  Ein rotes Hinweisschild zeigt die Bereiche im Krankenhaus an, wo Covid-Patienten behandelt werden, und die man ohne Schutzausrüstung nicht betreten darf. Foto: Stefanie Noe
| Ein rotes Hinweisschild zeigt die Bereiche im Krankenhaus an, wo Covid-Patienten behandelt werden, und die man ohne Schutzausrüstung nicht betreten darf. Foto: Stefanie Noe
Redaktion
 |  aktualisiert: 14.02.2024 23:06 Uhr

Seit Ende März der erste positiv getestete Covid-19-Patient im Helios St. Elisabeth-Krankenhaus behandelt worden ist, wurden 49 weitere Patienten stationär aufgenommen und versorgt. Dr. Sven Steinbach, Chefarzt für Pneumologie im Helios St. Elisabeth-Krankenhaus Bad Kissingen , der auf seiner Station viele Patienten behandelt hat, äußert sich nun. Seine medizinische Expertise wird durch die persönlichen Erfahrungen von Frau S. ergänzt. Sie war Patientin im hiesigen Krankenhaus und konnte die tückische Krankheit besiegen, heißt es in einer Pressemitteilung des Krankenhauses .

"Die Patienten , die wegen Covid-19 stationär aufgenommen und behandelt wurden, waren schwer krank", betont Dr. Steinbach. "Zwei Aspekte waren besonders auffällig: Zum einen waren die Beschwerden der Patienten oft wenig charakteristisch, z.B. ohne Fieber und Husten, vor allem standen Magen-Darm-Beschwerden häufig im Vordergrund.

Arzt und Genesene berichten über Erfahrungen: Viele Beschwerden waren nicht charakteristisch

Zum anderen hatten die Patienten über mehrere Tage sehr hohes Fieber ." Diese teils unspezifische Symptomatik deckt sich mit den Erfahrungen von Frau S.: "Anfangs hatte ich keinen Appetit mehr. Ich hatte Schüttelfrost, konnte kaum auf den Beinen bleiben. Später kam hohes Fieber dazu", beschreibt die 61-jährige die ersten Tage der Krankheit. "Aber dieses Gefühl zu ertrinken, das viele als typisch bezeichnen, hatte ich nicht."

Diese Beschreibung deckt sich mit der, die Dr. Steinbach auf seiner Station des Öfteren erleben musste. Bei einigen Patienten , die zunächst stabil wirkten, verschlechterte sich der gesundheitliche Zustand binnen weniger Stunden dramatisch: "Wir haben oft beobachtet, dass die Patienten sich z.B. vormittags noch gut fühlten und wenige Stunden später dann auf der Intensivstation künstlich beatmet werden mussten. Aber auch bei relativ schlechten Werten der Sauerstoffsättigung im Blut hatten die Patienten oft kaum Luftnot."

Für Frau S. waren diese ersten Symptome erst der Beginn eines schweren Verlaufs. Dabei hat sie beim Auftreten der ersten Anzeichen direkt reagiert und sich an ihren Hausarzt gewendet. Als dieser den bedenklich niedrigen Sauerstoffgehalt gemessen hatte, wurde Frau S. umgehend im Helios St. Elisabeth-Krankenhaus aufgenommen. "Ich habe nie gedacht, dass ich Corona habe", so Frau S. im Interview: "Der erste Test war sogar negativ."

Coronavirus: Erreger am Anfang der Erkrankung im Nasen-Rachen-Raum nachweisbar, später nur noch in den tieferen Atemwegen

Auch zunächst falsch-negative Test-Ergebnisse sind leider nicht auszuschließen und wägen den Patienten in falscher Sicherheit. Denn einerseits gibt es bei jedem Testverfahren einen Anteil an falsch negativen Tests. Das heißt: Trotz Vorliegen der Erkrankung bzw. des Erregers kann ein Labortest zu einem geringen Prozentsatz negativ werden. Außerdem hat man festgestellt, dass das Virus am Anfang der Erkrankung im Nasen-Rachen-Raum nachweisbar war, später nur noch in den tieferen Atemwegen gefunden werden konnte.

Der Test, der mittels Rachenabstrich erfolgt, kann somit gar nicht mehr auf den Erreger stoßen. Damit Patienten und Mitarbeiter in derartigen Fällen nicht dem Risiko einer Ansteckung ausgesetzt waren, ist man hier auf Nummer sicher gegangen: "Wenn bei negativem Rachenabstrich der klinische Verlauf dennoch typisch war, und sich in der Lunge entsprechende Veränderungen zeigten, wurde der Patient bei uns, wie auch in anderen Kliniken , als Covid-19-Erkrankter behandelt", so Dr. Steinbach.

Als sich ihr Zustand weiter verschlechterte, musste Frau S. zwischenzeitlich ins künstliche Koma und in eine Maximalversorger-Klinik verlegt werden. Dort schlug die Behandlung Gott sei Dank recht schnell an, nach nur einer Woche konnte Frau S. zurück nach Bad Kissingen verlegt werden, wo sie sich dann erholt hat.

Genesene Frau S.: "Vor Corona hatte ich eigentlich keine Angst. Aber wenn es dich dann erwischt, kriegt man schon ein bisschen Muffensausen."

Jetzt genießt Frau S. ihre Zeit wieder zu Hause bei ihren Lieben. Im Krankenhaus habe sie sich zwar immer gut aufgehoben gefühlt, und die medizinische und pflegerische Betreuung sei toll gewesen, die vielen Tage zunächst in häuslicher Quarantäne und dann im Krankenhaus auf Isolierstation seien jedoch nicht einfach gewesen. "Als es mir besser ging, konnte ich zum Glück über Telefon Kontakt zu meiner Familie halten", so Frau S. rückblickend. "Mein Mann hatte ja auch Corona, aber ihn hat die Krankheit selbst kaum getroffen."

Und wie geht es Frau S. heute? - "Mir geht es inzwischen wieder gut. Aber, bis ich wieder komplett die Alte bin, wird wohl noch einige Zeit vergehen." Zum Schluss sagt sie: "Vor Corona hatte ich eigentlich keine Angst. Aber wenn es dich dann erwischt, kriegt man schon ein bisschen Muffensausen."

Auch Dr. Steinbach hat noch einen Rat an die Bevölkerung: "Wie alle Verantwortlichen in Politik und Öffentlichkeit empfehle ich, die empfohlenen Hygienemaßnahmen einzuhalten. Es wird noch relativ lange dauern, bis ein Impfstoff verfügbar ist. Aber ich würde mir wünschen, dass die Impfung dann auch von vielen in Anspruch genommen wird. Des Weiteren sollte natürlich, soweit möglich, jede Vorschädigung der Lunge , z.B. durch das Rauchen, vermieden werden."

 
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Kommentare
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  • mfppkg@t-online.de
    Hauptsachen es wurde was geschrieben, auch wen es unnötig war!
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  • sunshine_kerstin
    Verstehe ich das richtig, Frau S. wurde negativ auf Covid-19 getestest und wurde dann als Covid Patient geführt weil die Symptome typisch dafür waren?
    Hatte Sie Vorerkrankungen?
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  • klaus.1960k@t-online.de
    Also ich finde den Artikel interessant.
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  • abraham
    schon wieder ein wenig informativer Werbetext.
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