
Die sechs neuen Musterlaternen in der Breslauer Straße in Bad Brückenau - sie sind ein Versuch. Eine Strecke, um zu testen, ob man selbst bei weniger stromfressenden Leuchtdioden (LED) noch Energie einsparen kann. Indem man sie ab 21 Uhr auf die Hälfte dimmt und ab Mitternacht auf orangenes Licht, sogenanntes amber light, umschaltet Die groß angelegte Umstellung der Bad Brückenauer Straßenbeleuchtung auf LED ist eine wesentliche der insgesamt 29 Maßnahmen, die im neuen Klimaschutzkonzept formuliert sind.
Rund 100 Seiten Konzept hat Klimamanagerin Alisa Knüttel geschrieben; einige wenige kommen bis Jahresende noch hinzu. Bis 31. Dezember muss das Werk bei der Zukunft-Umwelt-Gesellschaft, einer Einrichtung des Bundes in Berlin, eingereicht sein. Dort wird es dann geprüft. Schon im Januar 2025 soll der Stadtrat einen Beschluss zur Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes fassen. Nach einer grundsätzlichen Information der Bad Brückenauer Bevölkerung könnte es dann an die dort festgeschriebenen Maßnahmen gehen. Im Stadtrat skizzierten Knüttel und Onur Tüptük von der Energieagentur Unterfranken aus Würzburg, in welche Richtung das gehen könnte.
Leuchten erfüllen Anforderungen des Sternenparks Rhön
Das erste Projekt mit hoher Dringlichkeit ist mit der LED-Strecke in der Breslauer Straße quasi schon angelaufen. Die getesteten Leuchten mit einem begrenzten, auf die Straße gerichteten Lichtkegel strahlen nicht so hell wie herkömmliche LED und blenden weniger. Damit sind sie verträglicher für Insekten. Sie unterschreiten die Anforderungen des Sternenparks Rhön locker (nur bernsteinfarbenes bis warmweißes Licht mit Farbtemperaturen 1.800 bis 2.700 Kelvin, maximal 3.000 Kelvin).
Bis zur großflächigen Umrüstung der rund 1.250 "Lichtpunkte" in den Bad Brückenauer Straßen werden aber noch einige Monate ins Land gehen. Eine halbe Million Euro wird das geschätzt kosten. Laut Knüttel kann ein staatlicher Zuschuss frühestens im Februar 2025 beantragt werden. Und dann kann es bis zu sechs Monate dauern, bis der Förderbescheid eintrifft. Insgesamt sind für die Umstellung bis zu drei Jahre vorgesehen.
Derweil hat die Stadt schon einen externen Dienstleister mit einem "LED-Checkup" beauftragt. Die Firma soll das Einsparpotenzial der energieeffizienteren Lichttechnologie ermitteln und auch genauer sagen, was die Umstellung kostet.
Komplette Abschaltung schwer umsetzbar
Ein weiteres Ziel im Klimaschutzkonzept - die fast komplette Abschaltung der Bad Brückenauer Straßenbeleuchtung während der tieferen Nachtstunden - wird sich voraussichtlich schwerer erreichen lassen. Momentan ist das Löschen des Lichtes zum Beispiel von Mitternacht bis 5 Uhr morgens nicht möglich, weil zum Beispiel Fußgängerübergänge permanent beleuchtet bleiben müssen. Einfach Teilbereiche der Straßenbeleuchtung vom Netz zu nehmen, andere aber weiterlaufen zu lassen, ist technisch derzeit nicht möglich.
Für Alisa Knüttel macht das Umstellen auf eine stufenweise Abschaltung der Stadtbeleuchtung erst dann Sinn, wenn auf LED umgerüstet ist.
Windräder und Photovoltaik-Parks wegen Tallage problematisch
Wenn von Klimaschutz gesprochen wird, stellt sich auch immer die Frage nach nachhaltiger Energieproduktion, also mithilfe von Wind, Sonne oder Wasser, ohne den Einsatz fossiler Energieträger wie Öl, Erdgas und Kohle. Die Bad Brückenauer Gemarkung besitzt da durch ihre Tallage einen gravierenden Standortnachteil. Windräder auf den Höhen über der Stadt sind wegen der gesetzlich vorgeschriebenen Abstände schwierig; in den potenziell geeigneten Wäldern am Pilster ist das meiste in privater Hand.
Große, nach Süden geneigte Flächen für Solarmodule finden sich im Stadtgebiet ebenfalls kaum welche. Knüttel kann sich höchstens vorstellen, sich als Stadt an einem anderen Erneuerbare-Energien-Projekt in der Umgebung zu beteiligen.
PV-Anlagen eher für kommunale Gebäude
Wegen dieser Schwierigkeiten verlegt sich die Klimamanagerin darauf, einiger der etwa 35 kommunalen Liegenschaften mit Photovoltaik bestücken zu wollen. Insbesondere auf den Dächern der Grundschule besteht da für sie Potenzial, aber auch auf der Container-Kita "Rhönstrolche" und der Feuerwehr. Aber auch für den städtischen Kindergarten "Regenbogenland" wird geprüft, ob das schon installierte kleine PV-Feld erweitert wird.
lles das mit dem Hintergedanken, dass die Einrichtungen sich möglichst autark mit Strom versorgen können. Die bestehenden Anlagen auf Bauhof und Mittelschule sind hingegen bereits verpachtet. Mit dem Bestücken mit PV soll als weitere Maßnahme natürlich die Sanierung der städtischen Gebäude einhergehen - ein ehrgeiziges und wohl kostspieliges Ziel.
Wenig Einsparpotenzial durch "Grüne Welle"
Als nicht ganz so dringliche Maßnahme steht im Konzept die "Verkehrsflussoptimierung" auf den Brückenauer Straßen. Oder anders formuliert: eine mögliche "Grüne Welle" in Bahnhof-, Umgehungs- und Kissinger Straße. Ein Ziel, was für Knüttel eher schwierig umzusetzen ist und nicht so viel Klimaschonungs-Potenzial verspricht. "Die Ampeln gehören der Stadt ja nicht." Aber man könne ja versuchen, darauf einzuwirken, einige nachts abzuschalten. Oder die Vorrangregelung an der Kreuzung zum Edeka umzustellen. Dort schaltet die Ampel für Fahrzeuge auf der Ancenisstraße stets auf Rot, wenn ein Auto vom Rhöncenter auf die Umgehung möchte.
Bis zum 30. Juni 2028 sind alle bayerischen Städte mit weniger als 100.000 Einwohnern verpflichtet, eine Kommunale Wärmeplanung zu erstellen. Logisch, dass das auch im Bad Brückenauer Klimaschutzkonzept steht. Laut Knüttel liegt auch schon der Bescheid über eine 100-przentige staatliche Förderung dafür vor. Nun gehe es in die Ausschreibung für einen externen Dienstleister, der die Wärmeplanung erstellt.
Nicht jeder Haushalt bekommt Fernwärme
Schon jetzt sei klar, dass nicht die gesamte Stadt mit Fernwärme versorgt werden könne. In einigen Gebieten müsse es dezentrale Lösungen, zum Beispiel mit Wärmepumpen, geben müssen. "Da muss die Stadt etwas initiieren und den Bürgern anbieten."
Auf der Prioritätenliste oben steht auch ein Energiemanagementsystem. Das ist eine Art Software beziehungsweise Datenbank, in der Daten zu städtischen Gebäuden und deren Energieverbräuche gespeichert und abrufbar sind. So bemerke man Verbrauchsschwankungen schneller und könne ihnen entgegenwirken.
Übrigens: Eine der vordringlichsten Maßnahmen im Klimaschutzkonzept lautet "Dauerhafte Einrichtung eines Klimamanagements" - damit Alisa Knüttels Arbeit auch über das Ende ihres jetzigen Beschäftigungsverhältnisses im Juni 2025 nachhaltig weitergehen kann.