
Dass Uwe Seidl vom Wasserwirtschaftsamt gemeinsam mit Doris Hupfer von der Unteren Naturschutzbehörde und Andrea Schallenkammer, Kurdirektorin im Staatsbad Brückenau, ein paar Golfbälle schlägt, kommt vermutlich nicht so oft vor. Der Grund ist ein einmaliger und lange vorbereitet: Die Eröffnung des 6-Loch-Naturgolfplatzes im Landschaftspark des Staatsbades.

Die Idee eines Golfplatzes schwebte schon lange in den Köpfen der Verantwortlichen im Staatsbad herum, bietet sich das ruhige Ambiente mit den zahlungskräftigen Gästen, Privatpatienten und Kurgästen doch an.
Allerdings: die empfindliche Flora und Fauna in der Sinnaue und das Heilquellenschutzgebiet verbieten einen streng gemähten Rasen, wie er für einen Golfplatz nötig wäre. Der Lebensraum für Kleintiere, Wiesenbrüter und schützenwerte Pflanzen darf nicht zerstört werden.
Golfplatz als Idee im Staatsbad Bad Brückenau
2017 kam die Idee eines Golfplatzes wieder auf den Plan der Kurdirektorin – allerdings etwas verändert in Form eines naturnahen Golfplatzes, eine Idee, die es in anderen Ländern wie Neuseeland zum Beispiel bereits gab. Schallenkammer sah darin eine neue Möglichkeit, die Idee umzusetzen.
Deshalb war Doris Hupfer von der Unteren Naturschutzbehörde, ansässig im Landratsamt Bad Kissingen, im ersten Moment nicht sehr begeistert, als Schallenkammer auf sie zukam. Ihre Meinung habe sie aber schnell geändert, als sie von den Details erfuhr. Die Idee war es, lediglich die Abschläge, die schmalen Wiesenwege, die Greens und das Putting Green in kurzen Abständen zu mähen.
Wie gehen Golf und Naturschutz zusammen?
Die weiteren Wiesenbereiche sollen - wie bisher im Landschaftspark praktiziert - nach einem Mähkalender gemäht werden, um die Entwicklung von Blumen und Samen zu gewährleisten. Kleinstlebewesen und Wiesenbrüter erhalten durch den Bewuchs Schutz. Insbesondere wurden zudem besonders schützenswerte Flächen ausgespart. „So ist das für den Naturschutz gut umsetzbar“, ist die Meinung von Hupfer. Das zeigte: Golf und Naturschutz lassen sich doch vereinen.

Für die Golfspielerinnen und -spieler erfordert das aber eine besondere Zielgenauigkeit. Denn Bälle, die zwischen Abschlag und Green (Anm. d. Red.: Bereich einer Spielbahn, der rund um das Loch liegt) aufkommen, sind verloren, zumindest solange, bis die Wiese wieder gemäht wird.
Heilquellenschutz auf dem Golfplatz?
Auch das Wasserwirtschaftsamt hatte ein Wörtchen mitzureden: Die zur Sinn dazugehörigen Retentionsbecken am Talboden dienen dem Hochwasserschutz. Und nicht zuletzt das empfindliche Heilquellenschutzgebiet liegt dort. Uwe Seidl, stellevertretender Behördenleiter, aber meint: „Die Art der Umsetzung des Naturgolfplatzes zieht keine Auflagen von unserer Seite mit sich.“ So, wie der Platz jetzt umgesetzt wurde, gebe es keine Gefahr für die Sinn oder das Heilquellenschutzgebiet.

Der Startpunkt für das Spiel ist die Wandelhall und der Wandelgarten, der eine neue Gestaltung erhielt. Das dortige Rasenparterre „ist multifunktional und kann zur Bespielung im Freien, für Konzerte oder Ausstellungen genutzt werden“, erklärt Schallenkammer.

Der Weg führt direkt zur ersten Station, der Putting Area, wo zunächst der Abschlag und das Einlochen geübt werden soll. Für die Planung und Umsetzung des Wandelgartens, des Landschaftsparks mit den neuen Wegen, die bis zur Ernst-Putz-Straße reichen, waren das Architekturbüro Dietz und Partner und die Firma Landschaftsbau Baumgart zuständig.
Ist Golf ein Breitensport?
Bereits seit zwei Jahren gibt Armin Laake vom Golfclub Bad Kissingen im Staatsbad Golfkurse für Gastkarten-Inhaber. Für die Nutzung des Naturgolfplatzes ist es Voraussetzung, einen Kurs bei ihm zu besuchen. Dabei soll die Etikette eingeübt werden. „Das ist sehr wichtig auf dem Golfplatz“, betont Laake.
Laake ist sich sicher: „Golf ist auf dem besten Weg, ein Breitensport auch für Jüngere zu werden.“ Der Vorteil für die Gesundheit sei ganz klar: „Golf ist ein Ganzkörpersport, beim Abschlag brauchen wir über 500 Muskeln." Zudem werde die mentale Stärke trainiert. Schallenkammer spricht über die Neuausrichtung von Kurbetreiben: „Früher lag der Schwerpunkt auf Unterhaltung und Musik, heute geht es in Richtung Bewegung und Gesundheit.“ Im Staatsbad könnten Gäste Tennis, Minigolf und nun auch Golf möglich spielen.
Wer darf Golf im Staatsbad spielen?
Aktuell ist der Golfplatz nur für Gäste des Staatsbades und Patienten der anliegenden Kliniken nutzbar sein. Als Grund nennt Schallenkammer: „Zunächst müssen wir beobachten, wie das Angebot von den Gästen genutzt wird.“ Ein Überlaufen solle somit vermieden werden. Anfragen zur Nutzung gebe es nämlich schon viele.
350.000 Euro hat der Freistaat investiert – in erster Linie in die Wege und die Gestaltung des Wandelgartens, um Spaziergänger aus Richtung Stadt in die Wandelhalle leiten zu können.

