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Bad Kissingen
Bad Kissinger Rosenkönigin im jüngsten "Tatort": Das sagt die Echte zu Sexismus-Szenen
Frivole Sprüche, Belästigung und Mord: Im „Tatort“ wurde die Königinnen-Szene aufs Korn genommen. Dana Rüttger, die echte Kissinger Königin, findet: Das Thema muss präsent sein, aber ist fern der Wirklichkeit.
Dana Rüttger bei ihrer Wahl im Sommer 2023.       -  Dana Rüttger bei ihrer Wahl im Sommer 2023.
Foto: Ralf Ruppert | Dana Rüttger bei ihrer Wahl im Sommer 2023.
Susanne Will
 |  aktualisiert: 21.01.2025 16:21 Uhr

Ging es Ihnen auch so? Vorletzten Sonntag, Sofa-Lümmeln vor dem " Tatort" , unserem letzten gemeinsamen Lagerfeuer im Wohnzimmer. „Königinnen“ war der Titel der Folge, in der auch Veronica Ferres mitspielte. Und plötzlich ein kollektives Aufhorchen: „Ich war mal Kissinger Rosenkönigin“, sagte La Verres – und die Kurstadt erwachte aus der Sonntagabendruhe.

Wolfgang Fierek überzeugend schmierig

Der Tatort : ein komödiantisches Stück, trotz obligatorischer Leiche beim „Gipfeltreffen der bayerischen Produktköniginnen“, wie die ARD die Folge anpries. Die spielte Wolfgang Fierek und zwar ziemlich überzeugend schmierig.

Managerin und Puffmutter

Ob Kirsch-, Zwiebel- oder Hopfenkönigin – in diesem Tatort waren sie alle gleich. Und zwar alle Hybride aus regionaler Botschafterin und Sexobjekt. Es könne ja nicht so schlimm sein, den Schenkel einer Königin auf dem „Freche Früchtchen“-Kalender abzudrucken, mokierte sich beispielsweise Veronica Verres als „Sylvia“, eine Mischung zwischen Managerin und Puffmutter.

Wie ist die Realität als Kissinger Rosenkönigin?

Geht es wirklich so zu im Königinnen-Gewerbe? Nachgefragt bei Dana Rüttger. Sie ist seit Juni 2023 die amtierende Bad Kissinger Rosenkönigin.

Guten Tag Frau Rüttger, fangen wir mal von vorne an: Gibt es überhaupt ein derartiges Königinnentreffen? Ich fände die Idee ja hübsch.

Dana Rüttger: Leider nein. Es ist sehr selten, dass ich andere Königinnen oder Prinzessinnen kennenlernen. Bis auf die fränkischen Weinhoheiten natürlich. Die Weinprinzessin kenne ich , den Rest leider nicht. Aber die Gäste, die nach Bad Kissingen zur Reha kommen, erzählen mir bei Begegnungen oft von ihren Königinnen. Da gibt es irgendwo in Deutschland sogar eine Korbkönigin, deren Krone wie ein Korb geflochten ist.

Neben der immer wieder durchblitzenden Komödie ging es im Tatort um ein durchaus ernstes Thema: Sexismus, Übergriffe, Schmuddeleien, denen Frauen im täglichen Leben immer wieder ausgesetzt sind. Erleben Sie so etwas?

Nein. Zum Glück ist mir das noch nicht passiert.

Angesichts der Zahl, dass jede vierte Frau in ihrem Leben von Belästigung, Grabschereien oder anderen Übergriffen erzählen kann, kann man ja wirklich von Glück reden. Die Zahl kommt vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend .

Ja, vielleicht. Die Grenze ist ja auch oftmals schwammig: Jede Frau hat da ihre eigene Messlatte. Aber ich habe noch keine schlechten Erfahrungen gemacht und darüber bin ich sehr froh.

Allerdings ist es nicht so, dass ich das Thema nicht kenne. In meinem Umfeld höre ich von Grenzüberschreitungen und ich nehme sie auch wahr. Wenn das der Fall ist, dann versuche ich, als Außenstehende den Mann darauf hinzuweisen, dass das nicht in Ordnung war. Ich kehre das nicht unter den Tisch, wenn ich so etwas bemerke.

Dazu gehört Mut.

Ja, das stimmt.

Wie fanden Sie denn den Tatort ?

Generell finde ich es sehr gut, wenn das Thema im Fernsehen in den Fokus rückt, auch bei fiktionalen Spielfilmen. Es muss ins Bewusstsein rücken.

Allerdings kann ich mir vorstellen, dass der Tatort auch kritisch gesehen wurde, dass die Meinungen auseinandergehen, wie das Thema aufbereitet wurde. Ich glaube, dass für manche die Debatte zu ernst ist, um sie so amüsant zu verpacken.

Aber das ist Ansichtssache. Das Thema braucht auf jeden Fall Aufmerksamkeit.

Und daneben? Wurden die verschiedenen Königinnen gut getroffen?

Was auf jeden Fall stimmte, ist die Vielfältigkeit der Königinnen-Darstellerinnen. Eine repräsentierte eher die ländliche Gegend, eine andere ließ durchblicken, dass sie Apothekerin ist, eine andere war Polizistin – das war wie im echten Leben eine bunte Mischung aus Charakteren.

Die Kleidung der Königinnen stand immer wieder durch Detailaufnahmen im Vordergrund der Sendung. Sind Sie bei der Wahl Ihrer Kleider frei?

Absolut. Die suche ich mir selbst aus und kaufe sie auch selbst. Da spricht mir auch keiner rein. Was sehr gut ist: Ich erhalte Infos, bevor es zu einem Termin geht. So weiß ich, ob ich sehr edel gekleidet erscheinen sollte oder in Jeans und Blazer besser angezogen bin.

Wie hätte sich Frau Ferres denn als Rosenkönigin gemacht?

Schwer zu sagen. Sie hat zwar toll gespielt, aber ihre Haltung, dass in der Szene Übergriffigkeit dazugehöre, war falsch. Als Rosenkönigin, die die Stadt vertritt, sollte man anders auftreten.

Aber ansonsten: Frau Ferres ist eine sehr attraktive, kluge, gebildete und humorvolle Frau – sie hätte das Amt gut rübergebracht.

Hinter Ihnen liegen nun die ersten Monate im Amt. Wie war’s?

Im Juni wurde ich für zwei Jahre gewählt. Und ich freue mich noch immer auf jeden einzelnen Tag. Es war eine der besten Entscheidungen, an der Wahl teilzunehmen.

Was ich bislang alles schon erlebt habe! Ich nehme so viel mit, lerne so viele neue Menschen kennen und dadurch auch mich selbst besser kennen, weil ich in vollkommen neue Situationen komme. Es bringt mich nur voran – und ich bin superhappy, das machen zu dürfen.

Lesen Sie hier mehr über Dana Rüttger, die amtierende Rosenkönigin:

Sylvia (Veronica Ferres, Mitte) versucht den Streit zwischen Annelie (Daria Vivien Wolf, links) und Toni (Lilly Wiedemann) zu schlichten in einer Szene aus  „Tatort: Königinnen“.       -  Sylvia (Veronica Ferres, Mitte) versucht den Streit zwischen Annelie (Daria Vivien Wolf, links) und Toni (Lilly Wiedemann) zu schlichten in einer Szene aus  „Tatort: Königinnen“.
Foto: Luis Zeno Kuhn/BR/Odeon Fiction GmbH//dpa | Sylvia (Veronica Ferres, Mitte) versucht den Streit zwischen Annelie (Daria Vivien Wolf, links) und Toni (Lilly Wiedemann) zu schlichten in einer Szene aus „Tatort: Königinnen“.
 
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