Nein, den Roßbacher Forst besuchten Peter Richnow und Frau Heike diesmal nicht. Warum auch, die Projektentwickler aus dem Brandenburgischen kennen ihn seit elf Jahren. Wichtigeres stand an: Besuch bei den Stadtwerken Bad Brückenau und im Landratsamt, Gespräche mit Eigentümern potenzieller Flächen fürs „Grünstromwerk Roßbacher Forst“, einem Windpark mit 19 Anlagen. Ein Gespräch in der Redaktion offenbart: Es geht langsam voran.
Im blühenden Investorenalter sind Richnow und seine Frau nicht mehr. Er ist 69, sie vier Jahre jünger. Beweisen muss sich der Betriebswirtschaftler nichts mehr; Windparks baut er in Deutschland, anderen europäischen Ländern, Asien und Afrika seit 1994.
Überwältigende Innovationskraft
Doch dieses Projekt im Roßbacher Forst: Es reizt ihn, treibt ihn auch nach zwei gescheiterten Versuchen 2013/14 und 2019 an, es mit seiner „€-Co-Partner Peter Richnow, Klaus-Dieter Giese Co. GbR“erneut zu versuchen. Auch wenn es selbst bei glattem Verlauf Jahre dauert, bis dort – vielleicht – Windräder stehen.
Doch die Innovationskraft des Projektes sei überwältigend, sagt der 69-Jährige. Und meint dabei vor allem die Wasserstoffkomponente.
Innovativer Wasserstoff in Bad Brückenau
Ein sogenannter Elektrolyseur soll mithilfe des im Windpark produzierten „sauberen“ Stroms Wasser in Sauer- und in Wasserstoff spalten. Ersterer soll das Trinkwasser verbessern. Letzterer könnte ins Gasversorgungsnetz fließen und so den fossilen Brennstoff teilweise ersetzen. Auch eine Wasserstofftankstelle für Busse und Lkw wäre denkbar.
Deswegen haben die Richnows mit Stadtwerke-Geschäftsführer Torsten Zwingmann gesprochen, aber auch „mit der Bad Brückenauer Industrie“. Wen er damit meint, verrät Peter Richnow nicht. Einiges deutet aber auf GKN hin.
Wasserstoff-Teil für Gesprächspartner neu
Interesse hätten alle Gesprächspartner bekundet, sagt der Entwickler. Für die meisten von ihnen sei der Wasserstoff-Teil neu. Richnow verweist auf Erfahrungen aus dem Wasserstoffkompetenzzentrum Baruth in Brandenburg. An dessen Entwicklung ist er mit seinem ingenieurtechnischen Geschäftspartner Klaus-Dieter Giese beteiligt.
Artenschutz-Prüfung dauert ein Jahr
Erster großer Schritt zum Windpark wird die gesetzlich vorgeschriebene Artenschutz-Prüfung. Richnow hat die Kaminsky Naturschutzplanung aus Hohenroth damit beauftragt. „Die Untersuchung beginnt im Herbst mit den Vögeln.“ Deren Vorkommen – auch die möglichen von Schwarzstorch und Rotmilan – würden noch mal im Frühjahr erhoben und ausgewertet. Der 69-Jährige rechnet ein Jahr bis zur Fertigstellung.
In dieser Zeit wollen die Richnows und Giese nicht untätig bleiben. Der eigentliche Geldgeber wpd onshore GmbH & Co. KG aus Bremen soll mit seinem Ingenieurstab die Schatten- und Schalluntersuchung vorantreiben. Auch werden die Windverhältnisse über dem Forst mittels Laser- oder Schallmessung noch mal genauer erfasst.
Wege schaffen für Baumaterial
Zudem nehme man die Beschaffenheit des Geländes und das Wegenetz im Roßbacher Forst stärker unter die Lupe, so der Projektentwickler. Schließlich müssen Beton für die Fundamente und Metall für die Windräder selbst per Lkw angeliefert werden. Dazu Material für die Photovoltaikmodule, die die Windkraftanlagen mit Strom versorgen sollen. Diese Erkenntnisse fließen ins Verfahren nach dem Immissionsschutzgesetz, das im Mai oder Juni 2024 starten soll.
Die Eberswalder wollen schauen, welche regionalen Firmen sie in Wegebau oder auch der Verkabelung beschäftigen. Und sie wollen den Anwohnern das Projekt schmackhaft machen. Da wäre der Grüne Strom, der günstiger wäre als auf dem Energiemarkt . Oder die Gewerbesteuer, die in die Kassen umliegender Gemeinden fließen könnte. „Wir wollen die Leute vor Ort einbeziehen. Dabei setzen wir auf ein Umdenken in Richtung Umweltbewusstsein“, sagt Heike Richnow.
Flächen müssen aus Landschaftsschutzgebiet raus
Sie und ihr Mann hoffen, dass sich im Regionalplan Main-Rhön etwas ändert. „Die Fläche muss auf Basis von Bundesgesetzgebung aus dem Landschaftsschutz heraus und zum Vorranggebiet für Windkraft werden“, so Peter Richnow. Der Weg zum ersten Wind-Wasserstoff-Park in Bayern – er ist noch lang.
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