(huhe) Was hat Bad Bocklet mit Schloss Neuschwanstein zu tun? Auf den ersten Blick nichts. Auf den zweiten vielleicht doch. Denn die Mutter von König Ludwig II., des Erbauers des imposanten Bauwerks, weilte jeweils kurz bevor sie mit ihren beiden Söhne schwanger wurde, in Bad Kissingen und Bad Bocklet. Und das Bad Bockleter Stahlwasser soll es gewesen sein, das den Fruchtbarkeitsschub für Marie, die Frau von Ludwigs Vater, Maximilian II., brachte. Und da es ohne Ludwig II. kein Neuschwanstein gegeben hätte, könnte man schon einen Zusammenhang mit Bad Bocklet herstellen.
Das und mehr Interessantes hat der Bad Neustädter Journalist Siggi Seuß für ein König-Ludwig-Feature im Bayerischen Rundfunk zusammengetragen. Dafür ist Seuß 18 Mal nach Bad Kissingen gefahren und einmal nach München. Nach München eher wegen der grundlegenden historischen Recherche, nach Bad Kissingen vor allem um O-Töne für sein knapp einstündiges Rundfunk-Feature einzusammeln. Es wird am kommenden Sonntag um 12.05 Uhr in Bayern 2 zu hören sein.
In Bad Kissingen war König Ludwig übrigens nur fünfmal, auch wenn manche Bad Kissinger gerne eine deutlich höhere Zahl angeben. Das haben Bad Kissingens Lokalhistoriker und auch die in München Seuß versichert. Erstmals war Bayerns bekanntester Herrscher 1852 als siebenjähriger Knabe mit seinen Eltern in der Kurstadt. Länger war er dann noch mal 1864 als junger König hier, weil seine Cousine Sissi da war und die Zarin von Russland. Für eine Woche war er 1868 da. Zwei kurze Visiten machte er im November 1868 bei seiner einzigen offiziellen Frankenreise und 1866 als er gerade mal eine halbe Stunde im Rahmen der Inspektion seiner Truppen auch schnell mal in Bad Kissingen war.
Wie der Märchenkönig auch heute noch in Bad Kissingen präsent ist, belegt Seuß in vielen Gesprächen – unter anderem mit dem Oberbürgermeister, mit einer älteren Dame, die schon immer mit der Kur zu tun hatte, mit den beiden Führern Peter Ziegler und Gerhard Waltz und mit Hubertus Wehner, dem Organisator des Rakoczy-Festes.
Kinder lesen Gedicht von 1864
Ziemlich unterhaltsam dürften nicht nur die passenden Lieder der Kissinger Sängervereinigung sein, sondern besonders die Kinder der dritten Klasse der Kissinger Grundschule. Die hatte Siggi Seuß gefragt, was sie als Märchenkönig oder -königin tun würden. Die Antworten reichen vom Drachenzähmen, über Glitzerschlösser bauen bis zur Einladung des Volks zum Essen und Spielen. Interessant dürfte auch sein, wenn die Schüler ein Gedicht rezitieren, mit dem 1864 Kinder in Bad Kissingen empfingen.
Sogar ein echter Ludwig-Darsteller kommt zu Wort. Bis 2003 war Heinz Schneider beim Rakozcy-Fest das Double von Ludwig II. Und er war immer verblüfft, dass er von vielen Menschen tatsächlich wie der echte Monarch behandelt wurde. Sogar an Ludwig gerichtete Liebesbriefe hat er bei den Autogrammstunden bekommen. Bei seinem Abgang als Ludwig wurde Schneider, auf einem Plastik-Schwan auf der Saale entlang gezogen. Wer zog, sah man nicht. Das machten damals zwei Taucher.