Sein traditionelles Heimspiel im Rahmen der Bad Brückenauer Gitarrentage gab der international bekannte Gitarrenvirtuose Siegbert Remberger in der Königsloge des Kursaals im Staatsbad. Sie ist gewissermaßen Rembergers musikalisches Wohnzimmer. Er fühlt sich wohl in dem auch akustisch idealen Raum, der prädestiniert ist für intime Solokonzerte.
Mit leuchtenden Augen erzählt der Solist nach dem Konzert, wie gut er sich beim Spielen gefühlt hat. „Die Königsloge ist einfach genial für meine Musik. Nicht immer gelingt es mir, eine Verbindung herzustellen, quasi von Seele zu Seele, eins zu werden mit der Musik und den Zuhörern. Ich erschrecke dann fast, wenn das Stück zu Ende geht und ich aus der Musik aufwache.“
Remberger spannte vor gut 70 Zuhörern, überwiegend aus der weiteren Umgebung angereist, den Bogen von südamerikanischen Komponisten wie Heitor Villa-Lobos hin zu den spanischen Stücken von Fernando Sor und Federico Moreno Torroba. Neu im Programm war der zeitgenössische französische Komponist und Konzertgitarrist Roland Dyens.
Letzterer war einmal Wertungsrichter bei einem Wettbewerb an dem Remberger teilnahm. Seitdem verbindet die beiden eine musikalische Freundschaft.
Auch wenn der Gitarrist nur zweimal im Jahr in seiner Heimatstadt auftritt, ist Bad Brückenau für ihn mehr als nur sein Wohnsitz im Haus der Eltern. Hier erholt er sich von den Anspannungen als Dozent an der Musikhochschule Würzburg und der Musikschule Fulda, von seinen Meisterkursen in ganz Deutschland und dem Ausland.
„Die Zeiten, als ich nach dem Studium 40 bis 50 Konzerte im Jahr gegeben habe, sind ganz bewusst vorbei, ich konnte dabei viel Erfahrung sammeln, es war aber auch sehr kräftezehrend. Jedes Konzert zehrt mich emotional aus, lange Spaziergänge um Brückenau helfen nach den Konzerten, den Akku wieder zu füllen“, erläutert er. „Auch die Dozententätigkeit ist mit Einführung von Bachelor und Master anspruchsvoller geworden“. Drei, vier Stunden tägliches Üben für sein aktuelles Programm werden durch Gartenarbeit und sein Hobby, ein Motorschiff auf dem Main, etwas kompensiert.
Siegbert Remberger, 1962 geboren, wuchs in Bad Brückenau auf und studierte an den Musikhochschulen in Würzburg und Basel. Der Diplommusiker mit Solistendiplom ist Preisträger bei zahlreichen internationalen Wettbewerben. Der Gerodaer Gitarrensolist Carlo Hilsdorf ist einer der zahlreichen zeitgenössischen Musiker, die von ihm an der Konzertgitarre ausgebildet wurden.
Seit Anfang der 90er Jahre hat Remberger schon zehn Platten eingespielt. „Zwei neue CDs sind momentan im Backofen, sie werden im Frühjahr oder Sommer nächsten Jahres erscheinen.“ Aufgenommen hat er sie mit dem bayerischen Rundfunk in der Musikakademie Hammelburg. Eine wird eine Solo-CD sein, die er in seiner 2009 eigens gegründeten Musikproduktionsfirma selbst vermarkten wird.
2013 ist auch ein gemeinsames Konzert mit dem Elisen-Quartett geplant, vier Musikerinnen des Kammerorchesters, mit denen Remberger bereits 2011 erfolgreich zusammen gearbeitet hat. Auch mit der Portugiesin Isabel Pedro, mit der er schon mehrfach im Kursaal zu hören war, wird er wieder zusammenarbeiten.
In einer andren Rolle kann man Siegbert Remberger am Samstag, 24. November, um 19 Uhr in der Aula der alten Universität Fulda bewundern: als Leiter des Gitarrenensembles der Musikschule Fulda, das seit 2007 besteht.