Bad Kissingen
Im Laster durch Europa
Gatis Upitis macht eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer. Im Kampf um Fachkräfte wirbt die Branche entgegen der Klischees für einen anspruchsvollen Beruf.
Laute, stinkende Fahrzeuge, langwierige Überholmanöver auf der Autobahn, verstopfte Raststätten. Rundum ein gewaltiges Verkehrshindernis. Genau dieses Stigma haftet den meisten Berufskraftfahrern an. Zu Unrecht. Das findet zumindest Peter Kohlhepp. "Der Berufskraftfahrer in der heutigen Zeit ist ein intensiv geschulter Fachmann. Zuverlässigkeit, Flexibilität, körperliche sowie geistige Belastbarkeit, vorausschauendes Denken, ein gewisses Maß an Empathie und speziell bei uns auch gute Umgangsformen sind ein Muss", betont der Geschäftsführer von Kohlhepp Logistik in Bad Kissingen. All diese Anforderungen erfülle sein Azubi Gatis Upitis perfekt.
Der 30-Jährige befindet sich derzeit im dritten Jahr seiner Ausbildung. Vor vier Jahren kam der gebürtige Lette wegen der Wirtschaftskrise von Spanien nach Deutschland. "In Deutschland gefällt es mir sehr gut", sagt Gatis mit leichtem Akzent. Erst vor kurzem belegte er den dritten Platz unter mehr als 500 Teilnehmern des Wettbewerbs für angehende Berufskraftfahrer "Best BKF 2017". "Die Ausbildung von Herrn Upitis gehört in die Rubrik gelungene Integration", lobt Kohlhepp. Er sei mehr als zufrieden mit Gatis. Nicht alle Betriebe haben so großes Glück mit ihren Azubis - wenn sie denn überhaupt einen finden.
"Es existiert ein intensiver Wettbewerb um qualifizierte Auszubildende", sagt Edina Brenner, Geschäftsführerin des Landesverbands bayrischer Spediteure. Der durchschnittliche Berufskraftfahrer ist 44 Jahre alt. Junge Menschen entscheiden sich immer seltener für eine Ausbildung in dieser Branche. Die Konsequenz: Es droht ein Fachkräftemangel. "Fehlt das Fahrpersonal, kann auch schon heute der ein oder andere Auftrag nicht mehr angenommen werden", klagt sie.
Schuld an dem Mangel könnten viele Faktoren sein. "Man ist oft lange nicht Zuhause. Das könnte ein Problem für junge Menschen sein", vermutet Gatis. Der Termindruck, die hohe Stundenzahl und ganz allein weit weg von daheim - das schreckt ab. Bei Kohlhepp können die Angestellten ihre Arbeitszeit frei einteilen. Eine Vier- oder sogar Drei-Tage -Woche sei möglich. "Die Mitarbeiter können selbst bestimmen, ob ihnen mehr Geld oder mehr Freizeit wichtiger ist. Und natürlich können sie sich jederzeit umentscheiden", erklärt Kohlhepp. Außerdem seien seine Fahrer immer im Team unterwegs. Alleinfahrer gebe es bei ihm also nicht.
Auch beruflich bedingte Krankheiten machen vielen Fahrern zu schaffen. Wie eine Studie der Hochschule Furtwangen University aus dem Jahr 2011 ergab, leiden darunter mehr als die Hälfte der rund tausend befragten Berufskraftfahrer. Die meisten klagen über Rückenbeschwerden. "Wir gehen gezielt gegen diese Probleme vor", äußert Kohlhepp sich dazu. Sein Unternehmen arbeite mit einer Physiotherapiepraxis und einer Orthopädiepraxis zusammen. Dort werden Mitarbeiter entsprechend behandelt und er nehme Verbesserungsvorschläge der Fachleute an.
"Da dieser Beruf in Zukunft sehr große Chancen bietet, können wir nur jedem Unentschlossenen empfehlen, sich mit diesem Berufsbild und den damit verbundenen Vorzügen zu befassen", sagt Kohlhepp. Laut Brenner vom Landesverband bayrischer Spediteure arbeite die Branche intensiv daran, das Image des Berufskraftfahrers zu verbessern und junge Bewerber für diese anspruchsvolle Tätigkeit mit guten Verdienstmöglichkeiten zu gewinnen.
"Es herrscht in vielen Branchen ein Mangel an Auszubildenden, nicht nur bei Berufskraftfahrern" sagt Karin Jung, Leiterin des Arbeitgeberservices der Agentur für Arbeit in Schweinfurt. Es gebe insgesamt mehr Stellen als Bewerber. Das liege unter anderem an den rückläufigen Schulabgangszahlen und dem Trend, weiterführende Schulen zu besuchen. "Man kann nicht verallgemeinern, dass der Berufskraftfahrer ein unattraktives Berufsfeld ist. Es kommt auch immer auf die Attraktivität des Arbeitgebers an", meint Jung.
Viele Berufskraftfahrer bestätigen das. Trotz der hohen Arbeitsbelastung gaben fast 40 Prozent der Befragten an, dass ihre Arbeit ihnen meistens Spaß mache. Was Gatis an seiner Tätigkeit besonders mag, ist das Reisen: "Man sieht viele neue Städte und Länder. Das ist manchmal fast wie im Urlaub." Berufskraftfahrer sehen nicht nur viel von der Welt, sondern kommen auch in Kontakt mit den unterschiedlichsten Menschen. "Außerdem macht das Fahren mir sehr viel Spaß, egal ob mit dem Bus oder dem Auto", fügt Gatis hinzu. "Man muss diesen Job lieben, dann ist alles andere kein Problem. Und ich liebe ihn." Isabel Herterich
Der 30-Jährige befindet sich derzeit im dritten Jahr seiner Ausbildung. Vor vier Jahren kam der gebürtige Lette wegen der Wirtschaftskrise von Spanien nach Deutschland. "In Deutschland gefällt es mir sehr gut", sagt Gatis mit leichtem Akzent. Erst vor kurzem belegte er den dritten Platz unter mehr als 500 Teilnehmern des Wettbewerbs für angehende Berufskraftfahrer "Best BKF 2017". "Die Ausbildung von Herrn Upitis gehört in die Rubrik gelungene Integration", lobt Kohlhepp. Er sei mehr als zufrieden mit Gatis. Nicht alle Betriebe haben so großes Glück mit ihren Azubis - wenn sie denn überhaupt einen finden.
Branche klagt über Fahrermangel
"Es existiert ein intensiver Wettbewerb um qualifizierte Auszubildende", sagt Edina Brenner, Geschäftsführerin des Landesverbands bayrischer Spediteure. Der durchschnittliche Berufskraftfahrer ist 44 Jahre alt. Junge Menschen entscheiden sich immer seltener für eine Ausbildung in dieser Branche. Die Konsequenz: Es droht ein Fachkräftemangel. "Fehlt das Fahrpersonal, kann auch schon heute der ein oder andere Auftrag nicht mehr angenommen werden", klagt sie. Schuld an dem Mangel könnten viele Faktoren sein. "Man ist oft lange nicht Zuhause. Das könnte ein Problem für junge Menschen sein", vermutet Gatis. Der Termindruck, die hohe Stundenzahl und ganz allein weit weg von daheim - das schreckt ab. Bei Kohlhepp können die Angestellten ihre Arbeitszeit frei einteilen. Eine Vier- oder sogar Drei-Tage -Woche sei möglich. "Die Mitarbeiter können selbst bestimmen, ob ihnen mehr Geld oder mehr Freizeit wichtiger ist. Und natürlich können sie sich jederzeit umentscheiden", erklärt Kohlhepp. Außerdem seien seine Fahrer immer im Team unterwegs. Alleinfahrer gebe es bei ihm also nicht.
Auch beruflich bedingte Krankheiten machen vielen Fahrern zu schaffen. Wie eine Studie der Hochschule Furtwangen University aus dem Jahr 2011 ergab, leiden darunter mehr als die Hälfte der rund tausend befragten Berufskraftfahrer. Die meisten klagen über Rückenbeschwerden. "Wir gehen gezielt gegen diese Probleme vor", äußert Kohlhepp sich dazu. Sein Unternehmen arbeite mit einer Physiotherapiepraxis und einer Orthopädiepraxis zusammen. Dort werden Mitarbeiter entsprechend behandelt und er nehme Verbesserungsvorschläge der Fachleute an.
Verband will Image aufpolieren
"Da dieser Beruf in Zukunft sehr große Chancen bietet, können wir nur jedem Unentschlossenen empfehlen, sich mit diesem Berufsbild und den damit verbundenen Vorzügen zu befassen", sagt Kohlhepp. Laut Brenner vom Landesverband bayrischer Spediteure arbeite die Branche intensiv daran, das Image des Berufskraftfahrers zu verbessern und junge Bewerber für diese anspruchsvolle Tätigkeit mit guten Verdienstmöglichkeiten zu gewinnen.
"Es herrscht in vielen Branchen ein Mangel an Auszubildenden, nicht nur bei Berufskraftfahrern" sagt Karin Jung, Leiterin des Arbeitgeberservices der Agentur für Arbeit in Schweinfurt. Es gebe insgesamt mehr Stellen als Bewerber. Das liege unter anderem an den rückläufigen Schulabgangszahlen und dem Trend, weiterführende Schulen zu besuchen. "Man kann nicht verallgemeinern, dass der Berufskraftfahrer ein unattraktives Berufsfeld ist. Es kommt auch immer auf die Attraktivität des Arbeitgebers an", meint Jung.
Fahrer mit Beruf zufrieden
Viele Berufskraftfahrer bestätigen das. Trotz der hohen Arbeitsbelastung gaben fast 40 Prozent der Befragten an, dass ihre Arbeit ihnen meistens Spaß mache. Was Gatis an seiner Tätigkeit besonders mag, ist das Reisen: "Man sieht viele neue Städte und Länder. Das ist manchmal fast wie im Urlaub." Berufskraftfahrer sehen nicht nur viel von der Welt, sondern kommen auch in Kontakt mit den unterschiedlichsten Menschen. "Außerdem macht das Fahren mir sehr viel Spaß, egal ob mit dem Bus oder dem Auto", fügt Gatis hinzu. "Man muss diesen Job lieben, dann ist alles andere kein Problem. Und ich liebe ihn." Isabel HerterichThemen & Autoren / Autorinnen