Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche , die Woche vor dem Osterfest. Christen gilt sie als die wichtigste Woche im Kirchenjahr. Die Kirche erinnert in diesen Tagen daran, warum und wie der Sohn Gottes gestorben ist.
Was zur Karwoche gehört
Zur Karwoche gehören der Palmsonntag mit dem Einzug Jesu nach Jerusalem, der Gründonnerstag mit dem letzten Abendmahl, dem Gang zum Ölberg, der Einsamkeit im Garten Gethsemane und die Gefangennahme sowie der Karfreitag mit der Kreuzigung.
Der Abstieg in das Totenreich voller Trauer, Fassungslosigkeit und Resignation ist aber nicht das Ende der Geschichte, es folgt das Osterlicht, die Auferstehung, das neue Leben.
Gottesdienstbesuch nicht mehr üblich
Die Gottesdienste vom Gründonnerstag bis zur Osterfeier gehören liturgisch eng zusammen. Doch was in früherer Zeit meist noch selbstverständlich war, dass an all diesen Tagen Gottesdienste besucht wurden, ist heute nicht mehr die Regel.
„Die Zeiten haben sich geändert und damit auch die Kirche und ihre Art und Weise, die Geheimnisse des Glaubens im Laufe des Jahres zu feiern“, sagt Bernhard Hopf, Pastoralreferent im Pastoralen Raum Bad Brückenau.
Menschen aller Generationen sollen sich wiederfinden
Schon 2017 entwickelt Hopf, gemeinsam mit einer Reihe Kollegen und engagierten Ehrenamtlichen, im Rahmen des Prozesses „Pastoral der Zukunft im Bistum Würzburg “ und „Modell-Gemeinden-Liturgie“ eine Feier, in der das biblische Geschehen rund um das Osterfest in einer Feier zusammengebracht wird.
„All-In – Alles oder nix“ heißt dieses Angebot, das Texte, Handlungen und Musik so gestaltet, dass auch kirchenfern Stehende, Suchende, Fragende, Zweifelnde, Klangende - Menschen aller Generationen sich wiederfinden. Es geht Bernhard Hopf und seinen Mitstreitern darum, die Teilnehmenden ganzheitlich in das Geschehen von Tod und Auferstehung des Jesus von Nazareth mit hineinnehmen.
All-In in Riedenberg
In diesem Jahr findet das „All-In“ am Abend des Karfreitags in der Kirche in Riedenberg statt. Die etwa zweistündige Feier um das Geheimnis von Leben, Tod und Auferstehung soll geprägt sein von ausdrucksstarken Texten, die von Orgelmusik , Klang und Bild interpretiert werden. Anders als in den Vorjahren wird es keine Stationen im Freien geben.
„Ein Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf Orgelmusik . Die Organisten haben sich hierfür angeboten“, so Hopf.
Steffen Link und Markus Wollmann werden an der Orgel sitzen, Carolin Klug-Schäfer Saxofon spielen. Orgelwerke aus der Klassik und Romantik, aber auch aus moderner Literatur haben die Musiker ausgewählt.
Gott näher kommen
„Was in den Texten zum Ausdruck kommt, möchten wir in der Musik wirken lassen“, beschreibt Hopf das Konzept. Es werden nicht nur biblische Textstellen gelesen, sondern auch Texte von zeitgenössischen Schriftstellern wie Christian Lehnert (Der Gott in einer Nuss) und Eric-Emmanuel Schmitt (Das Evangelium nach Pilatus), sowie aus Texten von Doris Hopf.
„Jeder soll die Möglichkeit haben, von da, wo er oder sie gerade steht, Gott einen Schritt näherzukommen.“
Palmsonntag auf dem Volkersberg
Dem „All-In“ am Karfreitag geht eine Veranstaltung am Palmsonntag auf dem Volkersberg voraus, die ebenfalls von der Gruppe um Bernhard Hopf organisiert wird. Klassische Orgelmusik werde durch die biblische und persönliche Karwoche führen. „Sie lässt uns tief eintauchen in die Wirklichkeit des Geschehens des Jesus von Nazareth und ermöglicht Parallelen zu unserem Leben zu ziehen“, so Hopfs Interpretation.
Ostern auf dem Michelsberg
Eine Alternative zu den üblichen Gottesdiensten gibt es auch auf dem Gelände der Kirchruine auf dem Michelsberg zwischen den Münnerstädter Stadtteilen Reichenbach und Burghausen. Im zehnten Jahr organisieren Agnes und Claus Schmitt aus Reichenbach nun die Berg-Zeiten, die von März bis Oktober einmal im Monat stattfinden.
Leere Kirchen, große Pastorale Räume: Es gibt weniger Hauptamtliche, weniger Kirchenbesucher , die Abstände zueinander werden größer. „Das bedeutet mehr Aufgaben, aber auch mehr Freiräume“, weiß Claus Schmitt aus seiner Erfahrung als Pfarrgemeinderat.
Ehrenamtliche bieten Neues an
Ziel der Berg-Zeiten ist es, die Zahl der Kirchenaustritte zu reduzieren und/ oder offenen Christinnen und Christen, die sich in der Amtskirche nicht mehr aufgehoben fühlen, neue, andere Möglichkeiten anzubieten.
Die Berg-Zeit geht jetzt ins zehnte Jahr. Es handelt sich um ein Engagement ausschließlich von Laien, Ehrenamtlichen und von Musikern, die gerne zur Ehre Gottes spielen. Es geht um die Verkündigung des Glaubens, so wie ihn die Verantwortlichen fühlen und weitergeben wollen.
Wo Worte fehlen
Die diesjährige Berg-Zeit haben Agnes und Claus Schmitt dem „Vater unser“ gewidmet. „Dieses Gebet an unseren Vater, an unsere Mutter begleitet uns das ganze Leben: Manchmal als ein sich fallen lassen in Gottes Hände, manchmal als erlösendes Heraussprudeln der Freude, manchmal als ein einfaches Danke, manchmal als Licht, wenn es dunkel ist, manchmal als Worte, wenn Worte fehlen, immer als Gebet, das gemeinsam klingt und uns zusammen trägt.“
Die Berg-Zeit am Ostersonntag steht unter dem Titel „Dein Reich komme“. Verantwortlich sind Paul Ankenbauer und Klaus Franz.
Der Besuch einer Berg-Zeit auf an der Kirchenruine lässt sich sehr gut mit einer Wanderung auf der Extratour „Michelsberg“ verbinden, der direkt an der 1806 abgebrannten Kapelle vorbeiführt.
Die Termine:
- Palmsonntag, 2. April: Berührende Musik und fesselnde Texte begleiten in die Karwoche. Beginn um 18.30 Uhr in der Kirche auf dem Volkersberg.
- Karfreitag, 7, April: Die „All In – Feier von Leben, Tod und Auferstehung“ findet in diesem Jahr um 19.30 Uhr in der Kirche in Riedenberg statt.
- Ostersonntag, 9. April: Die Berg-Zeit auf dem Michelsberg zwischen den Münnerstädter Stadtteilen Reichenbach und Burghausen steht ab 18 Uhr unter dem Titel „Dein Reich komme“.
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