Fuchsstadt
Im Ernstfall sicher am Steuer
Richtig am Steuer sitzen und Hindernissen ausweichen können: Beim Sicherheitstraining der Verkehrswacht Hammelburg lernten Senioren noch einiges dazu.
Auch wenn der Autofahrer noch so alt ist, kann er dazulernen. Diese Erfahrung machten etliche Senioren aus Hammelburg, Fuchsstadt und Umgebung, die sich zu einem Sicherheitstraining der Verkehrswacht bei Karlheinz Franz trafen.
"Ich fahre noch um die 20 000 Kilometer im Jahr", sagt Horst Schmitt. "Verkehrt kann das nicht sein, etwas dazuzulernen", meint er und zeigt lebhaftes Interesse an dem Kurs. Karlheinz Franz erklärt, wie man die richtige Sitzposition auf dem Autositz einnimmt, wozu die Kopfstütze da ist, und wie wichtig es ist, dass der Sicherheitsgurt richtig angebracht ist. "Denn bei einem Unfall geht alles ganz schnell", sagt er. Ein Gurt, der nicht straff sitze, berge die Gefahr des Aufpralls. Wenn die Kopfstütze die falsche Höhe hat, fange sie den zurückstoßenden Kopf nicht auf.
Und dann geht es los.
Franz hat im Vorfeld schon die Pylonenhütchen auf der Übungsstrecke zu Füßen der Satellitenohren deponiert. Auf dieser Strecke sollen die Senioren das Ausweichen vor einem Hindernis üben. Der richtige und sehr schnelle Einschlag des Lenkrades und vor allem das Zurücknehmen des Einschlags nach dem Hindernis sei wichtig. Das Fahrzeug müsse sich nämlich wieder in die ursprüngliche Fahrtrichtung stabilisieren. Franz: "Sonst gibt es womöglich böse Überraschungen, und das Heck des Wagens überholt den Fahrer." Gegebenenfalls sei danach ein Gegenlenken in die andere Richtung fällig. "Es kommt jeweils auf die Straße und das Tempo an", erklärt Franz. Noch brisanter werde es bei nassem Laub oder Glatteis.
Die Teilnehmer sind beeindruckt. Auf der Trainingsfahrt im eigenen Auto machen sie zwischen den Pylonen ganz neue Erfahrungen. Sie können nachvollziehen, dass auch sie mit der plötzlichen Begegnung mit großem Wild oder mit der verlorenen Ladung vorausfahrender Transporter eines Tages rechnen müssen.
Dann lieber jetzt trainieren, um dann richtig reagieren zu können. Franz gibt den Rat, bei Kleinwild in der Spur zu bleiben, um nicht unnötig die Unfallgefahr auf sich zu nehmen und die eigene Gesundheit zu gefährden. "Meine Freundin hat mich zu diesem Kurs überredet", verrät Teilnehmerin Rosemarie Stöth. Diese Freundin habe so ein Sicherheitstraining schon mal mitgemacht und sei ganz begeistert gewesen.
"Na ja, schaden kann auch mir das nicht", sagt sie. Ihre Kilometerleistung im Jahr sei nicht sehr hoch. Ab und zu mal Einkaufsfahrten oder Besuche in Bad Kissingen oder Schweinfurt.
Weitere Teilnehmer im Seniorenalter bestätigen, dass sie sich im Stadtbereich Hammelburg lieber mit dem Fahrrad als im Auto bewegen. Da brauche man sich auch nicht noch um einen Parkplatz zu bemühen. hgs
Zwölf Menschen im Alter von 65 und mehr Jahren sind 2015 in Unterfranken bei Verkehrsunfällen getötet worden. 612 Senioren wurden teils schwer verletzt. Insgesamt registrierte die unterfränkische Polizei 2841 Verkehrsunfälle mit Senioren, 1849 Mal gehen Angehörige dieser Altersgruppe dabei als Hauptverursacher in die Statistik ein.
Die demografische Entwicklung bringt es mit sich, dass es hier in den letzten fünf Jahren einen rasanten Anstieg der Unfallzahlen um mehr als 17 Prozent gegeben hat.
"Wir beobachten diesen Trend mit Sorge. Deshalb möchten wir als ehrenamtlich tätige Gebietsverkehrswacht Hammelburg künftig auch im Seniorenbereich verstärkt unseren Beitrag dazu leisten, die Unfallziffern kontinuierlich zu senken", erklärt Verkehrswacht-Vorsitzender Karlheinz Franz. Er zeigt sich zuversichtlich, dass sich die Teilnahme an seniorengerechten Fahrtrainings zumindest mittelfristig positiv auf die Unfallbilanz auswirken wird.
"Wir entwickeln gemeinsam mit der Landesverkehrswacht Bayern gerade ein Trainingsprogramm, mit dem wir interessierte Senioren fit machen wollen für die heutigen Anforderungen des
Straßenverkehrs." Drei Pilotkurse unter der Bezeichnung "Fit im Auto - eine Initiative für sicheres Fahren" sind inzwischen in Hammelburg gelaufen. Die Rückmeldungen der 36 Damen und Herren im Alter von 61 bis 90 Jahren sind ausnahmslos positiv.
Bei "Fit im Auto" handelt es sich um ein etwa sechsstündiges, modular aufgebautes Programm, das neben ein wenig Theorie hauptsächlich fahrpraktische Übungen beinhaltet. Am Anfang steht für die maximal zwölf Teilnehmer eine kurze Information über wichtige Neuerungen im Straßenverkehr. Ein Beamter der Polizeiinspektion Hammelburg übernimmt diesen Part jeweils und steht den wissbegierigen Senioren für die vielen Fragen gerne zur Verfügung. Danach absolviert eine Halbgruppe mit dem eigenen Pkw Fahrübungen zur Verbesserung der eigenen Verkehrssicherheit: "Die meisten Damen und Herren kommen dabei erstmalig in den Regelbereich des Antiblockiersystems ihres Pkw", resümiert Kursleiter Karlheinz Franz. Auch die beim Ausweichen gerade bei widrigen Straßenverhältnissen erforderliche Lenktechnik ist nahezu allen Absolventen neu. "Mit diesen Übungen schaffen wir es, den eigenen Pkw ganz individuell Schritt für Schritt besser zu beherrschen. Zugleich werden die Senioren befähigt, ihre eigenen Fähigkeiten richtig einzuschätzen."
Die zweite Halbgruppe fährt und übt zwischenzeitlich im Realverkehr. Jeweils drei Teilnehmer begeben sich dabei in die Obhut eines Fahrlehrers einer örtlichen Fahrschule. Ein Autohaus stellt zudem ein Automatikfahrzeug zur Verfügung.
Nach etwa 90 Minuten wechseln die Halbgruppen, so dass jeder Teilnehmer alle in dem bausteinförmig aufgebauten Kursprogramm vorgesehenen Aufgaben absolviert. Im Anschluss an den fahrpraktischen Teil treffen sich alle zwölf Teilnehmer zum Erfahrungsaustausch.
Wer das Seminar "Fit im Auto" absolviert, bringt sich nach Auffassung des Verkehrswacht-Vorsitzenden nicht nur auf den aktuellen Stand und fährt künftig noch sicherer. "Uns geht es auch darum, die individuelle Mobilität unserer Bürger zu erhalten. In diesem ländlichen Raum sind unsere älteren Menschen in jeder Hinsicht dringend auf ihr eigenes Fahrzeug angewiesen. Deshalb möchten wir dazu beitragen, diese individuelle Mobilität bis ins hohe Alter zu fördern und zu erhalten."
Die Gebietsverkehrswacht Hammelburg ist maßgeblich an der Erprobung des Projektes beteiligt. Vorsitzender Karlheinz Franz hat vor Kurzem den Delegierten der Landesversammlung über seine bisherigen Erfahrungen berichtet. Vom Präsidenten der Landesverkehrswacht Bayern, Dr. Florian Herrmann (MdL), gab es für das Engagement der Hammelburger eine besondere Anerkennung. zz
"Ich fahre noch um die 20 000 Kilometer im Jahr", sagt Horst Schmitt. "Verkehrt kann das nicht sein, etwas dazuzulernen", meint er und zeigt lebhaftes Interesse an dem Kurs. Karlheinz Franz erklärt, wie man die richtige Sitzposition auf dem Autositz einnimmt, wozu die Kopfstütze da ist, und wie wichtig es ist, dass der Sicherheitsgurt richtig angebracht ist. "Denn bei einem Unfall geht alles ganz schnell", sagt er. Ein Gurt, der nicht straff sitze, berge die Gefahr des Aufpralls. Wenn die Kopfstütze die falsche Höhe hat, fange sie den zurückstoßenden Kopf nicht auf.
Schneller Einschlag
Und dann geht es los.
Franz hat im Vorfeld schon die Pylonenhütchen auf der Übungsstrecke zu Füßen der Satellitenohren deponiert. Auf dieser Strecke sollen die Senioren das Ausweichen vor einem Hindernis üben. Der richtige und sehr schnelle Einschlag des Lenkrades und vor allem das Zurücknehmen des Einschlags nach dem Hindernis sei wichtig. Das Fahrzeug müsse sich nämlich wieder in die ursprüngliche Fahrtrichtung stabilisieren. Franz: "Sonst gibt es womöglich böse Überraschungen, und das Heck des Wagens überholt den Fahrer." Gegebenenfalls sei danach ein Gegenlenken in die andere Richtung fällig. "Es kommt jeweils auf die Straße und das Tempo an", erklärt Franz. Noch brisanter werde es bei nassem Laub oder Glatteis.Die Teilnehmer sind beeindruckt. Auf der Trainingsfahrt im eigenen Auto machen sie zwischen den Pylonen ganz neue Erfahrungen. Sie können nachvollziehen, dass auch sie mit der plötzlichen Begegnung mit großem Wild oder mit der verlorenen Ladung vorausfahrender Transporter eines Tages rechnen müssen.
In der Spur bleiben
Dann lieber jetzt trainieren, um dann richtig reagieren zu können. Franz gibt den Rat, bei Kleinwild in der Spur zu bleiben, um nicht unnötig die Unfallgefahr auf sich zu nehmen und die eigene Gesundheit zu gefährden. "Meine Freundin hat mich zu diesem Kurs überredet", verrät Teilnehmerin Rosemarie Stöth. Diese Freundin habe so ein Sicherheitstraining schon mal mitgemacht und sei ganz begeistert gewesen.
Manche fahren lieber Rad
"Na ja, schaden kann auch mir das nicht", sagt sie. Ihre Kilometerleistung im Jahr sei nicht sehr hoch. Ab und zu mal Einkaufsfahrten oder Besuche in Bad Kissingen oder Schweinfurt.
Weitere Teilnehmer im Seniorenalter bestätigen, dass sie sich im Stadtbereich Hammelburg lieber mit dem Fahrrad als im Auto bewegen. Da brauche man sich auch nicht noch um einen Parkplatz zu bemühen. hgs
"Fit im Auto": Ein wenig Theorie und viele fahrpraktische Übungen
Zwölf Menschen im Alter von 65 und mehr Jahren sind 2015 in Unterfranken bei Verkehrsunfällen getötet worden. 612 Senioren wurden teils schwer verletzt. Insgesamt registrierte die unterfränkische Polizei 2841 Verkehrsunfälle mit Senioren, 1849 Mal gehen Angehörige dieser Altersgruppe dabei als Hauptverursacher in die Statistik ein.
Die demografische Entwicklung bringt es mit sich, dass es hier in den letzten fünf Jahren einen rasanten Anstieg der Unfallzahlen um mehr als 17 Prozent gegeben hat.
Besorgniserregender Trend
"Wir beobachten diesen Trend mit Sorge. Deshalb möchten wir als ehrenamtlich tätige Gebietsverkehrswacht Hammelburg künftig auch im Seniorenbereich verstärkt unseren Beitrag dazu leisten, die Unfallziffern kontinuierlich zu senken", erklärt Verkehrswacht-Vorsitzender Karlheinz Franz. Er zeigt sich zuversichtlich, dass sich die Teilnahme an seniorengerechten Fahrtrainings zumindest mittelfristig positiv auf die Unfallbilanz auswirken wird.
Trainingsprogramm
"Wir entwickeln gemeinsam mit der Landesverkehrswacht Bayern gerade ein Trainingsprogramm, mit dem wir interessierte Senioren fit machen wollen für die heutigen Anforderungen des
Straßenverkehrs." Drei Pilotkurse unter der Bezeichnung "Fit im Auto - eine Initiative für sicheres Fahren" sind inzwischen in Hammelburg gelaufen. Die Rückmeldungen der 36 Damen und Herren im Alter von 61 bis 90 Jahren sind ausnahmslos positiv.Bei "Fit im Auto" handelt es sich um ein etwa sechsstündiges, modular aufgebautes Programm, das neben ein wenig Theorie hauptsächlich fahrpraktische Übungen beinhaltet. Am Anfang steht für die maximal zwölf Teilnehmer eine kurze Information über wichtige Neuerungen im Straßenverkehr. Ein Beamter der Polizeiinspektion Hammelburg übernimmt diesen Part jeweils und steht den wissbegierigen Senioren für die vielen Fragen gerne zur Verfügung. Danach absolviert eine Halbgruppe mit dem eigenen Pkw Fahrübungen zur Verbesserung der eigenen Verkehrssicherheit: "Die meisten Damen und Herren kommen dabei erstmalig in den Regelbereich des Antiblockiersystems ihres Pkw", resümiert Kursleiter Karlheinz Franz. Auch die beim Ausweichen gerade bei widrigen Straßenverhältnissen erforderliche Lenktechnik ist nahezu allen Absolventen neu. "Mit diesen Übungen schaffen wir es, den eigenen Pkw ganz individuell Schritt für Schritt besser zu beherrschen. Zugleich werden die Senioren befähigt, ihre eigenen Fähigkeiten richtig einzuschätzen."
Die zweite Halbgruppe fährt und übt zwischenzeitlich im Realverkehr. Jeweils drei Teilnehmer begeben sich dabei in die Obhut eines Fahrlehrers einer örtlichen Fahrschule. Ein Autohaus stellt zudem ein Automatikfahrzeug zur Verfügung.
Erfahrungsaustausch wichtig
Nach etwa 90 Minuten wechseln die Halbgruppen, so dass jeder Teilnehmer alle in dem bausteinförmig aufgebauten Kursprogramm vorgesehenen Aufgaben absolviert. Im Anschluss an den fahrpraktischen Teil treffen sich alle zwölf Teilnehmer zum Erfahrungsaustausch. Wer das Seminar "Fit im Auto" absolviert, bringt sich nach Auffassung des Verkehrswacht-Vorsitzenden nicht nur auf den aktuellen Stand und fährt künftig noch sicherer. "Uns geht es auch darum, die individuelle Mobilität unserer Bürger zu erhalten. In diesem ländlichen Raum sind unsere älteren Menschen in jeder Hinsicht dringend auf ihr eigenes Fahrzeug angewiesen. Deshalb möchten wir dazu beitragen, diese individuelle Mobilität bis ins hohe Alter zu fördern und zu erhalten."
Die Gebietsverkehrswacht Hammelburg ist maßgeblich an der Erprobung des Projektes beteiligt. Vorsitzender Karlheinz Franz hat vor Kurzem den Delegierten der Landesversammlung über seine bisherigen Erfahrungen berichtet. Vom Präsidenten der Landesverkehrswacht Bayern, Dr. Florian Herrmann (MdL), gab es für das Engagement der Hammelburger eine besondere Anerkennung. zz
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