Eine Analyse der Industrie- und Handelskammer ( IHK ) Würzburg-Schweinfurt für den Wirtschaftsraum Mainfranken zeigt, dass die Zahl der Unternehmen in der Region per Saldo zwar weiter wächst, der Trend zuletzt aber an Dynamik verloren hat.
Warnung vor noch mehr Bürokratie
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gingen die Gewerbeanmeldungen im ersten Halbjahr 2023 um 5,5 Prozent zurück, die Gewerbeabmeldungen stiegen um 5,2 Prozent, heißt es in einer Pressemitteilung. Vor diesem Hintergrund warnt die IHK aktuell erneut vor weiteren bürokratischen Belastungen für die Unternehmen .
Gründungsgeschehen robust
Das Gründungsgeschehen in Mainfranken entwickelt sich weiterhin robust, wird aber durch den stotternden Konjunkturmotor gebremst, wie die Auswertung der jüngst veröffentlichten Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik zeigt. Demnach sank die Zahl der Gewerbeanmeldungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 3875 auf 3661. Die Zahl der Gewerbeabmeldungen lag im ersten Halbjahr 2023 bei insgesamt 3069 (Vorjahreszeitraum: 2910).
Bad Kissingen steht besser da
Infolge dieser Entwicklung sank der Gründungssaldo – also die Differenz aus Gewerbean- und -abmeldungen - von 965 im ersten Halbjahr 2022 auf 592 im gleichen Zeitraum 2023. Zwar zeigen sich im regionalen Vergleich leichte Unterschiede im Ausmaß der Dynamik, mit Ausnahme der Stadt Schweinfurt sowie der Landkreise Bad Kissingen und Würzburg ist der Gründungssaldo jedoch in allen Gebietskörperschaften rückläufig, so die IHK .
Wichtiger Indikator
„Die Halbjahreszahlen der Gewerbestatistik sind ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Region. Auch wenn die aktuellen Zahlen für Mainfranken noch eine positive Entwicklung des Gründungsgeschehens belegen, lässt uns die Gesamtdynamik mit Sorge in die Zukunft blicken. Sollte sich der Trend der vergangenen zwölf Monate fortsetzen, könnte der Gründungssaldo in einigen Landkreisen und kreisfreien Städten ins Negative drehen“, zeigt sich Dr. Christian Seynstahl, IHK-Bereichsleiter Standortpolitik und Unternehmensförderung, besorgt.
Warnung vor mehr Belastungen
Anhaltend hohe Inflationsraten, die Energiekrise sowie die vielfältigen wirtschafts- und geopolitischen Rahmenbedingungen und nicht zuletzt der Fachkräftemangel und die zunehmende Bürokratie lassen befürchten, dass der wirtschaftliche Aufschwung weiter auf sich warten lässt, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Umso wichtiger sei es, dass die Politik Verständnis für die angespannte Lage der heimischen Wirtschaft entwickele und von weiteren Belastungen konsequent absehe, fordert Christian Seynstahl.
Breites Branchenspektrum
Die Gewerbeanmeldungen in Mainfranken deckten ein breites Branchenspektrum ab und würden von innovativen Start-ups bis hin zu etablierten Unternehmen reichen, die ihre Präsenz in der Region ausbauen wollten. Die Vielfalt der Geschäftstätigkeiten spiegele die Stärke und Flexibilität der mainfränkischen Wirtschaft wider, so Christian Seynstahl.
Widerstandsfähig
Die gute Nachricht: Mainfranken habe sich bereits mehrfach als widerstandsfähige Wirtschaftsregion erwiesen und werde diesem Prädikat trotz widriger Rahmenbedingungen auch weiterhin gerecht werden, lautet das Urteil von Christian Seynstahl.
Vertrauen in die Zukunft
Die im langjährigen Vergleich stabil hohe Zahl der Gewerbeanmeldungen zeige, dass die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region Vertrauen in die wirtschaftliche Zukunft haben und bereit seien, in ihre Ideen und Unternehmen zu investieren. „Dennoch müssen Reformen – etwa beim Bürokratieabbau – weiter vorangetrieben und die Verbesserung der Rahmenbedingungen für ein attraktives Unternehmensumfeld als Daueraufgabe verstanden werden.“
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