
Spaceman Spiff versus Ira Atari: Größer könnte der Kontrast zwischen den letzten beiden Konzerten der Musikinitiative Hammelburg nicht sein. Dem ruhigen Singer-Songwriter, der im Februar einen fulminanten Tourauftakt hinlegte, folgte am Samstagabend nun eine ziemlich quirlige Ira Atari.
Powerfrau, Vorzeige-Dame von Audiolith und schließlich Elektro-Pop-Prinzessin: Die Liste der Eigenschaften, die Medien der studierten Musikerin Ira Atari zusprechen, ist lang. Ihr erstes Solo-Album „Shift“, das in Zusammenarbeit mit JA!KOB von Frittenbude entstanden und seit einem Jahr auf dem Markt ist, wird von der Fachpresse hochgelobt. Die 34-Jährige ist nicht nur optisch eine eindrucksvolle Erscheinung. Auch live zeigt sie gemeinsam mit Jazz-Pianist Carsten Brocker, wo der „musikalische Hammer hängt“.
In Hammelburg erging es dem Publikum nicht anders. Anfängliche Skepsis wich bereits nach wenigen Songs ausgelassener Feierlaune. Dass es so kommt und dass sich die Wasserhaus-Gäste derart mitreißen lassen, hat auch Atari bei ihrem ersten Auftritt in Hammelburg positiv überrascht: „Ich fand es ganz, ganz toll. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht“, zieht sich nach ihrem Auftritt Bilanz. „Wir haben uns heute in euch verliebt“, sagte sie.
Das Publikum erwiderte dieses Kompliment. „Ich stehe ja sonst nicht so auf Elektro“, wurde da etwa am Rande der Bühne sinniert. „Aber das ist richtig geil!“, lautete ein Urteil nach gut zwei Stunden Show.
Voll des Lobes, das war die erfahrene Künstlerin auch über die Vorgruppe, die Wasserhaus-Band „Black Petty“. Deren neu kreierter „Rave Metal“ kam bei der Profi-Kollegin ziemlich gut an. „Diese vorprogrammierten elektronischen Elemente fand ich teilweise sehr spannend.“
Ohnehin zeigte sich Ira Atari alias Ira Anika Göbel, die selbst seit Jahrzehnten im Geschäft ist, beeindruckt von dem, was in Hammelburg an Nachwuchsarbeit geleistet wird. „Es ist gerade keine leichte Zeit“, analysiert sie die derzeitige Branchensituation. „Als junge Band muss man vor allem ganz, ganz viele Konzerte spielen. Das ist eigentlich das Wichtigste, um Übung zu bekommen“, rät sie dem Nachwuchs.
Immer wieder wird sie als „Elektropop-Prinzessin“ gefeiert. „Ich will aber keine Prinzessin sein!“, stellt die 34-Jährige klar. „Meine Texte sind für die starken Frauen“, betont die einstige Klavierlehrerin. Andere Dinge, so erzählt sie, würden da schon weitaus passender formuliert: „Bloß nicht stehen bleiben, nicht auf Sicherheit setzen, volles Risiko gehen.“
Und was ist dabei herausgekommen? „Ich sage immer, dass J. S. Bach bei mir die gleichen freudigen Gefühle auslöst wie ein Song von Kraftwerk, somit sind alle Grenzen der Genres für mich überwunden.“ Elektro-Pop treffe ihren eigenen Stil eigentlich schon, sagt sie.
„Ich habe immer versucht, einen Song nie wie den anderen klingen zu lassen.“ Dass sie ihr Publikum demnächst mit völlig anderen Tönen überraschen wird, verrät sie zu fortgeschrittener Stunde, sei schon jetzt ausgemachte Sache.