Völkersleier
Hunger, Angst und Schrecken in der Nachkriegszeit in Völkersleier
Drei Senioren erzählten von den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs, die sie als Jugendliche erlebt haben. Viele Einheimische kamen und hörten gebannt zu.
Sie waren zwischen 15 und 17 Jahre alt, als die Alliierten im Sommer 1944 schon gelandet waren: Ludwig Fürst (* 1927), Werner Faust (* 1927) und Bruno Koberstein (* 1929) erzählten im Feuerwehrhaus aus den Kriegszeiten, die sie damals als Heranwachsende erlebten. Lothar Haas, Vorsitzender des Feuerwehrvereins, hatte die Veranstaltung organisiert, und das Interesse der Dorfbewohner war groß.
Fürst, Faust und Koberstein gehörten zu jenem Aufgebot von jungen Leuten, das als Hitlers letzte Hoffnung das Blatt noch wenden sollte. Doch die feindlichen Panzer rückten näher, auch wenn eiligst Gruben als Panzerfallen ausgehoben wurden.
Zunächst in der Hitlerjugend, wurde Fürst zum Arbeitsdienst mit der Ausbildung am Spaten einberufen. "Dann saß ich im Eisenbahnzug Richtung Saarland und Westwall", berichtete er. "Wir jungen Leute mussten an den Bunkern und Gräben schuften. Übernachtet wurde in Turnhallen auf Stroh, das nach zwei Wochen immer mehr zu Staub zerfiel."
Abenteuerlich sei es gewesen, unter Kriegsbedingungen über den Saarfluss zu gelangen. Und frustrierend sei es gewesen, dass die ganze Schufterei an den Gräben vergeblich war: "Die Amis sind an ganz anderen Stellen aufgetaucht", so Fürst. Genau noch konnte er sich an seine 24-Stunden-Wachen erinnern, an den klirrenden Frost bei minus zehn Grad und an den Hunger. "Hoffnung auf bessere Zeiten hatte ich, als meine Vorgesetzten mich in die Hitler-Schutztruppe für den Obersalzberg einplanten", erzählte Fürst. Die neue Uniform habe schon bereit gelegen. Doch das Projekt wurde abgesagt und Fürst musste im abgetragenen Drillich bleiben.
Entsetzlichen Hunger musste auch Koberstein erleiden. "Die portionierten Minirationen mit einem Eckchen Kommissbrot reichten nicht", sagte er. Denn das Schaufeln für die Panzergräben kostete Kraft. "Wir haben die Kartoffeläcker durchsucht, unreife Trauben und sogar das Zierobst von den Häusern gegessen", erinnerte er sich. Darüber hinaus habe viele die Krätze geplagt: "Ein Wasserhahn für 70 Soldaten war zu wenig." Mittlerweile seien Städte wie Würzburg, Schweinfurt, Nürnberg und Dresden zerbombt worden. Da habe man es auf dem Lande doch besser gehabt.
"Die Amis sind am 5. Mai 1945 in Völkersleier einmarschiert", so Koberstein. Vom heimischen Güldner-Schlepper seien schnell die Gummireifen abmontiert worden, damit das Fahrzeug als Kriegsbeute nichts taugte.
Bomben fielen in den letzten Kriegstagen auf Waizenbach und Windheim. Und ein deutsches Militärflugzeug stürzte auf dem Heimflug auf einem Acker bei Völkersleier ab. "Länger als eine Woche waren etwa 15 bis 20 Amerikaner hier und mussten verpflegt werden", so Koberstein. Wenn auch Eier, Hühner und Wurst zur Verfügung gestellt werden mussten, so habe der Schnapsvorrat gerettet werden können. Koberstein: "Den haben wir einfach vergraben."
Die Zuhörer interessierten sich für das Thema Feuerwehr in dieser Zeit. "Im Kittel und mit einem Lederhelm auf dem Kopf haben wir die Brände auf einer Leiter stehend bekämpft", sagte Koberstein. Er habe noch bis in die Nachkriegszeit diesen Ehrendienst verrichtet. Es habe eine große und eine kleine Spritze gegeben. Gepumpt wurde von Hand aus einem nahen Wasser, so zum Beispiel aus einem größeren Wassertrog eines Bauernhofes, in dem gerade Kartoffeln gewaschen wurden. Allerdings kam es vor, dass die eine oder andere Kartoffel im Schlauch landete und ihn verstopfte.
Von seinem Westwall-Einsatz im Hürtgenwald (in der Eifel bei Aachen) erzählte Werner Faust, der aus Solingen (NRW) stammt. Er sei verwundet worden und ins Lazarett abtransportiert worden. "Das hat mir wahrscheinlich das Leben gerettet", berichtete er. Recht primitiv sei es in den Operationssälen zugegangen: "Fünf Tische in einem ganz normalen Raum." Während seiner anschließenden Gefangenschaft sollte Faust im Kohlebergwerk als Hauer arbeiten. "Ich wog nur 45 Kilo und konnte das nicht schaffen", sagte er. Als Dolmetscher habe er sich dann über Wasser gehalten. Im Seniorenalter, vor zwölf Jahren, ist er von Solingen zur Heckmühle übergesiedelt. Das habe er nicht bereut.
Fürst, Faust und Koberstein gehörten zu jenem Aufgebot von jungen Leuten, das als Hitlers letzte Hoffnung das Blatt noch wenden sollte. Doch die feindlichen Panzer rückten näher, auch wenn eiligst Gruben als Panzerfallen ausgehoben wurden.
Schuften an den Gräben
Zunächst in der Hitlerjugend, wurde Fürst zum Arbeitsdienst mit der Ausbildung am Spaten einberufen. "Dann saß ich im Eisenbahnzug Richtung Saarland und Westwall", berichtete er. "Wir jungen Leute mussten an den Bunkern und Gräben schuften. Übernachtet wurde in Turnhallen auf Stroh, das nach zwei Wochen immer mehr zu Staub zerfiel."
Abenteuerlich sei es gewesen, unter Kriegsbedingungen über den Saarfluss zu gelangen. Und frustrierend sei es gewesen, dass die ganze Schufterei an den Gräben vergeblich war: "Die Amis sind an ganz anderen Stellen aufgetaucht", so Fürst. Genau noch konnte er sich an seine 24-Stunden-Wachen erinnern, an den klirrenden Frost bei minus zehn Grad und an den Hunger. "Hoffnung auf bessere Zeiten hatte ich, als meine Vorgesetzten mich in die Hitler-Schutztruppe für den Obersalzberg einplanten", erzählte Fürst. Die neue Uniform habe schon bereit gelegen. Doch das Projekt wurde abgesagt und Fürst musste im abgetragenen Drillich bleiben.
Entsetzlicher Hunger
Entsetzlichen Hunger musste auch Koberstein erleiden. "Die portionierten Minirationen mit einem Eckchen Kommissbrot reichten nicht", sagte er. Denn das Schaufeln für die Panzergräben kostete Kraft. "Wir haben die Kartoffeläcker durchsucht, unreife Trauben und sogar das Zierobst von den Häusern gegessen", erinnerte er sich. Darüber hinaus habe viele die Krätze geplagt: "Ein Wasserhahn für 70 Soldaten war zu wenig." Mittlerweile seien Städte wie Würzburg, Schweinfurt, Nürnberg und Dresden zerbombt worden. Da habe man es auf dem Lande doch besser gehabt.
"Die Amis sind am 5. Mai 1945 in Völkersleier einmarschiert", so Koberstein. Vom heimischen Güldner-Schlepper seien schnell die Gummireifen abmontiert worden, damit das Fahrzeug als Kriegsbeute nichts taugte.
Bomben fielen in den letzten Kriegstagen auf Waizenbach und Windheim. Und ein deutsches Militärflugzeug stürzte auf dem Heimflug auf einem Acker bei Völkersleier ab. "Länger als eine Woche waren etwa 15 bis 20 Amerikaner hier und mussten verpflegt werden", so Koberstein. Wenn auch Eier, Hühner und Wurst zur Verfügung gestellt werden mussten, so habe der Schnapsvorrat gerettet werden können. Koberstein: "Den haben wir einfach vergraben."
Die Zuhörer interessierten sich für das Thema Feuerwehr in dieser Zeit. "Im Kittel und mit einem Lederhelm auf dem Kopf haben wir die Brände auf einer Leiter stehend bekämpft", sagte Koberstein. Er habe noch bis in die Nachkriegszeit diesen Ehrendienst verrichtet. Es habe eine große und eine kleine Spritze gegeben. Gepumpt wurde von Hand aus einem nahen Wasser, so zum Beispiel aus einem größeren Wassertrog eines Bauernhofes, in dem gerade Kartoffeln gewaschen wurden. Allerdings kam es vor, dass die eine oder andere Kartoffel im Schlauch landete und ihn verstopfte.
Von seinem Westwall-Einsatz im Hürtgenwald (in der Eifel bei Aachen) erzählte Werner Faust, der aus Solingen (NRW) stammt. Er sei verwundet worden und ins Lazarett abtransportiert worden. "Das hat mir wahrscheinlich das Leben gerettet", berichtete er. Recht primitiv sei es in den Operationssälen zugegangen: "Fünf Tische in einem ganz normalen Raum." Während seiner anschließenden Gefangenschaft sollte Faust im Kohlebergwerk als Hauer arbeiten. "Ich wog nur 45 Kilo und konnte das nicht schaffen", sagte er. Als Dolmetscher habe er sich dann über Wasser gehalten. Im Seniorenalter, vor zwölf Jahren, ist er von Solingen zur Heckmühle übergesiedelt. Das habe er nicht bereut.
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