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Lauter bei Bad Kissingen
Hundekot: Dicke Luft in Lauter
In Lauter liegen überall "Tretminen". Die Haufen der Vierbeiner summieren sich im Raum Burkardroth auf 100 Kilogramm pro Tag - nicht alles davon landet im Müll.
Im Lauterer Neubaugebiet im Bereich um die Schule und den Kindergarten finden sich vielerorts Hundehaufen. Foto: Johannes Schlereth       -  Im Lauterer Neubaugebiet im Bereich um die Schule und den Kindergarten finden sich vielerorts Hundehaufen. Foto: Johannes Schlereth
| Im Lauterer Neubaugebiet im Bereich um die Schule und den Kindergarten finden sich vielerorts Hundehaufen. Foto: Johannes Schlereth
Johannes Schlereth
 |  aktualisiert: 17.08.2022 10:15 Uhr

"Wenn der Schnee geschmolzen ist, siehst du, wo die Kacke liegt." Das wusste schon der legendäre Schalke-Manager Rudi Assauer , der mit diesem Zitat allerdings damals die Schiedsrichter-Wett-Affäre meinte. Auch in der Rhön ist der Schnee mittlerweile geschmolzen und lässt hier und dort unschöne Hinterlassenschaften sichtbar werden - neben Müll in verschiedenen Formen findet sich Hundekot. Im Ortsteil Lauter soll die Situation mit den Hinterlassenschaften der Vierbeiner laut einer Leserzuschrift besonders prekär sein. Mancher Hundehalter lasse sein Haustier das Geschäft sogar im Vorgarten anderer verrichten.

Hundekot: Neuralgische Punkte in Lauter

Beim Ortstermin zeigt sich: Immer wieder liegen Hunde-Haufen in jeglicher Form und Konsistenz auf der Strecke vom Feuerwehrhaus bis ins Neubaugebiet. Auch im Umfeld des Kindergartens und der Schule heißt es beim Laufen wachsam sein - Tretminengefahr. Caroline Köth aus Lauter war an einigen dieser Bereiche in den vergangenen Jahren täglich unterwegs. Sie brachte ihre Kinder in den Kindergarten. "Nach meinem Empfinden ist es heuer verstärkt", sagt sie.

"Schon im Dezember und Januar ist es mir aufgefallen, dass im Schnee viele Haufen waren - und jetzt mit dem Tauwetter wieder." Bei ihr sorgt das Verhalten uneinsichtiger Hundehalter für Kopfschütteln. "In den Schulen sind jetzt wieder Schüler, die auf genau den Wegen unterwegs sind, auf denen sich auch die Haufen finden."

Großer Ekelfaktor bei Einwohnern

Mit den Hunden selbst hat Köth keine Probleme: "Ich verstehe ja, dass die Hunde auch ihr Geschäft verrichten müssen." Aber: "Der Halter sollte zumindest eine Tüte mitnehmen, so dass er die Hinterlassenschaften dann zuhause entsorgen kann." Denn: Eine Station, an der es Beutel und einen Mülleimer gibt, findet sich im Ortsteil Lauter nicht. Der Ekel-Faktor ist groß: "Ich habe keine Lust, dass unsere Kinder mit stinkenden braun verschmierten Schuhsohlen aus der Schule nach Hause kommen."

Gerhard Zeller, geschäftsleitender Beamter des Marktes Burkardroth, sagt: "Wir sind an dem Thema immer dran, weil es regelmäßig von Zeit zu Zeit zur Sprache kommt." Der Beobachtung Köths stimmt er zu: "Nach dem Winter ist es stark." Die Problematik dringe aus den verschiedenen Gemeindeteilen wechselnd zur Verwaltung durch. "Da geht es dann mal um die Innen- aber auch um die Außenbereiche der Orte."

Hundekot: So reagiert der Markt Burkardroth

Kotbeutelspender und Mülleimer gibt es im Gebiet des Marktes nicht. Dagegen entschied sich der Marktgemeinderat vor einigen Jahren. Hauptargument waren die Kosten. Die Kosten für eine Station hätten ohne Aufstellen bei 800 Euro gelegen. Diskutiert wurde, für die zwölf Gemeindeteile etwa 50 Spende-Stationen zu kaufen. Der Grund für die scheinbare hohe Zahl hängt mit der Fläche des Marktes zusammen. "Es gibt hier nicht die einen Gassi-Route, sondern viele Wege, die in die Flur führen", sagt Zeller.

Die Kommune am Fuß der Schwarzen Berge setzt daher unter anderem auf Appelle an die Halter, die im Amtsblatt veröffentlicht werden. Und: 2018 erhielt jeder Halter eine Hundemarke für seinen Vierbeiner. "Wir haben zudem noch ein Schreiben beigelegt, das die Hundehaltung thematisiert." Eine ähnliche Idee kam im Rathaus jüngst im Zuge der Verbrauchsgebühren-Abrechnung auf.

Kommunalpolitiker wissen vom Problem

3. Bürgermeister Egon Gessner aus Lauter sprach das Hundekot-Problem vor einigen Tagen an. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt die Briefe für manche Orte bereits verschlossen. Und: In diesem Zuge bekommen nicht Hunde-Halter, sondern Grundstücksbesitzer Post vom Rathaus. "Wir hätten die Kuverts teils wieder öffnen müssen, um nur den Haltern das Schreiben zukommen lassen zu können. Das wäre ein erfolgversprechender Weg gewesen, der aber jetzt leider nicht mehr klappt."

Außerdem versucht die Kommune der Verschmutzung pro-aktiv entgegen zu wirken. "Jeder Halter hat vor ein paar Jahren schon einmal Kotbeutel bekommen." Und: Wer in Burkardroth einen Hund anmeldet, erhält nicht nur das entsprechende Satzungswerk und die Steuermarke - sondern auch ein Päckchen mit Beuteln und die Bitte um sorgfältigen Gebrauch derselben.

Schätzung: 100 Kilo Hundekot täglich

Dass sich darum nicht jeder Hunde-Halter schert, zeigt die Situation in Lauter. Der Hundekot ist keine unerhebliche Menge: "Bei einem etwa 20 Kilogramm schweren Hund lösen sich täglich etwa 200 Gramm Kot", sagt Dr. Helmut Fischer , ein Bad Kissinger Veterinär. Hochgerechnet auf die im Jahr 2018 530 gemeldeten Hunde im Markt Burkardroth ergibt das eine tägliche Kotmenge von etwa 100 Kilogramm. Ein Teil davon landet unbeachtet in der Botanik.

Burkardroth: Darum ist Hundekot für Mensch und Tier gefährlich

Doch den Kot in einen Beutel zu packen und zuhause zu entsorgen, zeugt nicht nur von Natur-, sondern auch von Tierliebe . Denn die Hinterlassenschaften bergen Gefahren. "Ein Hund kann Giardien haben. Das sind Einzeller , die der Hund dann mit dem Kot ausscheidet", erklärt der Fachmann. "Andere Hunde schnüffeln oder lecken dann am Kot und nehmen die Giardien auf diesem Weg auf. Das führt zu wiederkehrendem Durchfall beim Hund." Allerdings könne der Befall auch symptomlos sein.

Ein weiteres Risiko bergen die Eier des Fuchsbandwurms. Wie beim Fuchs besteht die Möglichkeit, dass sich der Hund über die Erde oder Beute - beispielsweise Mäuse - infiziert . Der Hund scheidet die Wurmeier dann aus. Die mikroskopisch kleinen Eier können dabei im Fell hängen bleiben und sich verteilen. Beim Streicheln gelangen diese auf die Hände und schließlich in den Mund. Um eine Übertragung auf den Menschen - und eine schwere langfristige Erkrankung - zu verhindern, sollten Hunde deshalb regelmäßig entwurmt werden und Kinder nach dem Streicheln ihre Hände waschen.

 
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  • W. M.
    Bei den im Artikel angegebenen im Jahr 2018 530 gemeldeten Hunden ergibt sich sicherlich ein nicht unerheblicher Betrag von Steuereinnahmen von der Hundesteuer.
    Für was wird die Hundesteuer verwendet? Mit diesen Einnahmen sollte es doch auch wie in anderen Gemeinden praktiziert möglich sein Behälter für Beutel und Abfalleimer aufzustellen und eine regelmäßige Leerung sicher zu stellen.
    Mit solch einer Maßnahme würde die Gemeinde dazu beitragen, dass das im Artikel geschilderte Problem verringert oder vielleicht sogar komplett gelöst werden könnte.
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