Hammelburg
Hundehotel im Kreis Bad Kissingen? So schön machen Hunde Urlaub
Durch die Villa des Ehepaars Hausmann toben zur Ferienzeit bis zu 15 Fellbündel. Nur: Können die tierischen Gäste den Luxus überhaupt wahrnehmen?

Klingeln ist überflüssig. Ein vielstimmiges Konzert aus Bellen, Kläffen, Wuffen und Quietschen kündigt jeden Besucher an. Hinter der Glastür drücken sich neugierig Schnauzen platt, Pfoten trappeln aufgeregt.
Charly drängelt von links nach vorne, Cora drückt die kleine Fabia zur Seite. Finjes ist klüger: Er wetzt über die Terrasse durch den Garten, schneidet knapp die Kurve und äugt schwanzwedelnd durch den Gartenzaun. Marion Hausmann grinst, schiebt sich bestimmt durch die Hundemeute und öffnet die Tür. Ein Dutzend runder Augen verfolgt jede ihrer Bewegungen. Die 49-Jährige ist der Rudelführer im Hundehotel, ganz klar.
"Anders geht es auch nicht", sagt die ehemalige IT-Spezialistin. Bis zu 15 Vierbeiner nehmen sie und ihr Mann Herbert in der alten Villa in Fuchsstadt (Lkr. Bad Kissingen) auf, zur Urlaubszeit ist Hochsaison. "Viele Kunden buchen erst die Unterkunft für den Hund und dann eine Reise für sich", sagt Marion Hausmann.
Hundehotels liegen bundesweit im Trend, auch in der Region gibt es mittlerweile mehrere. Das Ehepaar Hausmann betreibt seine tierische Pension seit 2013, auf der Homepage wird ein "Exklusiv-Urlaub für den Hund" versprochen. Der Bedarf ist da: Allein vergangenes Jahr waren um die 200 Hunde zu Gast.
An diesem Nachmittag wuseln sechs Fellbündel durch die Villa. Goldgerahmte Gemälde an den Wänden, schwere Holzmöbel und Kerzenständer lassen die Zimmer wie aus der Zeit gefallen wirken. Neben der Rezeption steht Sternchens dunkelbrauner Hundekorb, daneben liegt Fabias Kuscheldecke. Charly, der achtjährige Schnauzer, trottet in die Essecke zu seinem runden Bettchen. Er ist der Senior unter den Vierbeinern, der die tobenden Kumpels ab und an mit einem lauten Bellen zur Ordnung ruft.
Die Tiere, drei gehören Hausmanns, dürfen überall hin in den 16 Räumen, "nur nicht ins Bett", sagt Marion Hausmann und lacht. Das ist ihr Konzept. Hunde wohnen nicht in Zwingern oder isolierten Zimmern, sondern gehören zur Familie. Und werden dazu mit ein bisschen werbewirksamem Luxus verwöhnt: Futter gibt es statt aus Blechnäpfen aus Porzellanschüsseln, im Garten warten Badebecken, gekuschelt wird auf den beigen Ledersofas mit Blick auf einen riesigen Flatscreen oder auf flauschigen Decken vor dem offenen Kamin der Terrasse. Brauchen Tiere das?
Für den Hund sei es entscheidend, dass er hundegerecht untergebracht und betreut wird, sagt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. Herrchen und Frauchen würden meist großen Wert darauf legen, dass sich ihr Vierbeiner auch in ihrer Abwesenheit wohlfühle. Übertriebener Luxus diene da in manchen Fällen sicherlich auch dazu, ein schlechtes Gewissen zu beruhigen, so Schmitz. Schließlich habe sich das Verhältnis Mensch-Hund verändert: Ein Hund habe heute eine andere soziale Stellung als früher, meint Heiko Anton, Vorstand des Internationalen Hundeverbands im sächsischen Moritzburg, im Gespräch mit der dpa. Oftmals sei der Hund ein Familienangehöriger.
Tatsächlich sei der Umgang mit den Besitzern manchmal schwieriger als mit den Tieren, sagt Marion Hausmann. Die ein oder andere Träne schimmert häufiger beim Abschied in den Augenwinkeln von Herrchen und Frauchen. Zuvor gilt es, einen dreiseitigen Aufnahmebogen auszufüllen, Allergien oder Krankheiten anzugeben, Vorlieben und Eigenheiten des Hundes zu beichten. Dann muss der Vierbeiner den Probetag im Hotelrudel bestehen, denn "viele Urlaubsgäste waren noch nie zuvor von zu Hause weg", sagt Hausmann. Passt das Tier in die "Familie", kann der Aufenthalt beginnen. "Heimweh haben die Hunde nicht." Manche Besitzer mögen das nicht so recht glauben, rufen vom Strand oder aus den Bergen sorgenvoll an. Um die Menschenseele zu beruhigen, stellt Marion Hausmann in eine Privatgalerie auf der Homepage regelmäßig Bilder der Hotelgäste - beim Spielen, Schlafen oder bei der Fellpflege.
Für die gibt es in der Villa ein eigenes Badezimmer, mit Wanne, Waschbecken und Frisiertisch. Als Erste ist Fabia dran. Der weiß-beige Havaneser hüpft ohne Angst auf den Tisch, Herbert Hausmann reicht seiner Frau die Kiste mit den Schönheitsmitteln. Kämme, Bürsten, Pflegesprays, ein Fön und französisches Hundeshampoo stapeln sich in der Box. Fabia legt sich in Position. Sie weiß, was kommt, die anderen Rudelmitglieder auch: Sie warten brav im Flur, ein Hundekörper hinter dem anderen. Mit dem Kamm fährt Marion Hausmann vorsichtig durch das verklebte Fell. Fabia hält still, der kleine Kopf sinkt entspannt auf die Pfoten. "Manchmal schläft sie dabei ein."
Für das Ehepaar ist das Hotel zum Vollzeitjob geworden. Als er in Rente ging und ihre Abteilung aufgelöst wurde, machten beide die Tierliebe zum Beruf: zunächst mit einer Hundepension in München, seit drei Jahren nun in Unterfranken. "Das ist viel, viel Arbeit", sagt die 49-Jährige. Der Tagesablauf wird von den Vierbeinern bestimmt. Morgens kommen sie sich ihre Streicheleinheiten abholen, dann gibt es Frühstück. Während die Menschen Decken und Hundekörbe frisch machen, sind die Gäste einfach nur Hund, fetzen auf der Wiese hinter Bällen her oder schleudern sich Plüschtiere um die Ohren. 5000 Quadratmeter Gartenfläche gehören zur Villa, einer der beliebtesten Plätze sei aber die Terrasse, sagt Marion Hausmann. Dort haben es sich Finjes und Charly auf Decken vor dem Kamin bequem gemacht.
"Man muss schon aufpassen, dass man nicht über die Hunde fällt", sagt Marion Hausmann. Wenn sie ausgebucht und 15 Vierbeiner im Haus sind, dann "ist was los". Auf den Ledersofas vor dem Fernseher wird es spätestens um Viertel vor acht am Abend eng. Die braune Decke belegt Cora, auf dem Sessel direkt vor dem Kaminsims mit der goldenen Uhr residiert Finjes. Bleibt nur der große Dreisitzer, auf dem "wir uns zwischen die kleinen Hunde quetschen", sagt Herbert Hausmann und lacht. Dann wird der Bildschirm eingeschaltet und "es gibt wirklich Hunde, die ganz aufmerksam zusehen".
Auch in anderen Hundehotels in der Republik scheint man davon überzeugt, dass Luxusurlaub nicht nur für Menschen angesagt ist. In der "Dog Lodge" in Tannheim bei Memmingen etwa. Hier gibt es laut Homepage einen Blauen Salon mit TV-Platz oder einen Schwimmteich. Untergebracht sind die Vierbeiner in Bungalows mit Fußbodenheizung und Klimaanlage. In Niedersachsen hat ein Ehepaar sein Hundehotel nach der Lehre von Feng Shui gestaltet.
In Fuchsstadt drückt sich das selbstbeworbene "Exklusive" in Feinheiten aus, beispielsweise jeden Tag um 16 Uhr. Dann ist Fütterung, der Höhepunkt des Tages. Schon eine halbe Stunde vorher lässt das Rudel Marion Hausmann nicht mehr aus den schwarzen Hundeaugen. Jedem Schritt folgen Dutzende Pfoten. Die 49-Jährige reiht kleine und große Näpfe auf dem Küchentresen auf. Aus Porzellan, für den besseren Geschmack, sagt sie. Je nach Vorliebe der Kunden kocht sie für die Tiere frische Gerichte mit Fleisch, Gemüse, Reis oder Kartoffeln - wenn gewünscht auch Bio oder vegane Kost.
Heute gibt es schlicht Nassfutter aus der Dose. Mit einem hölzernen Kochlöffel mischt die Hotelchefin Flocken dazu, begleitet von einem Konzert aus freudig klopfenden Hundeschwänzen. Pünktlich bekommt jeder sein Schälchen serviert. Erst Finjes, der Schlinger, im Flur. Dann die ganze Bande in ihren Körben. Das Bellen, Kläffen und Wuffen verstummt, nur noch leises Schlabbern und Schmatzen ist zu hören. "Erst bekommen immer die Hunde." Dann setzen sich Marion und Herbert Hausmann mit einer Tasse Kaffee an den Tisch. Plötzlich ist auch die klassische Musik im Hintergrund zu hören. Die Vierbeiner betten ihre vollen Bäuche wohlig in die Decken, das ein oder andere Auge klappt zu.
Charly drängelt von links nach vorne, Cora drückt die kleine Fabia zur Seite. Finjes ist klüger: Er wetzt über die Terrasse durch den Garten, schneidet knapp die Kurve und äugt schwanzwedelnd durch den Gartenzaun. Marion Hausmann grinst, schiebt sich bestimmt durch die Hundemeute und öffnet die Tür. Ein Dutzend runder Augen verfolgt jede ihrer Bewegungen. Die 49-Jährige ist der Rudelführer im Hundehotel, ganz klar.
"Anders geht es auch nicht", sagt die ehemalige IT-Spezialistin. Bis zu 15 Vierbeiner nehmen sie und ihr Mann Herbert in der alten Villa in Fuchsstadt (Lkr. Bad Kissingen) auf, zur Urlaubszeit ist Hochsaison. "Viele Kunden buchen erst die Unterkunft für den Hund und dann eine Reise für sich", sagt Marion Hausmann.
Hundehotels liegen bundesweit im Trend, auch in der Region gibt es mittlerweile mehrere. Das Ehepaar Hausmann betreibt seine tierische Pension seit 2013, auf der Homepage wird ein "Exklusiv-Urlaub für den Hund" versprochen. Der Bedarf ist da: Allein vergangenes Jahr waren um die 200 Hunde zu Gast.
Zwischen Hundekorb und Kuscheldecke
An diesem Nachmittag wuseln sechs Fellbündel durch die Villa. Goldgerahmte Gemälde an den Wänden, schwere Holzmöbel und Kerzenständer lassen die Zimmer wie aus der Zeit gefallen wirken. Neben der Rezeption steht Sternchens dunkelbrauner Hundekorb, daneben liegt Fabias Kuscheldecke. Charly, der achtjährige Schnauzer, trottet in die Essecke zu seinem runden Bettchen. Er ist der Senior unter den Vierbeinern, der die tobenden Kumpels ab und an mit einem lauten Bellen zur Ordnung ruft. Die Tiere, drei gehören Hausmanns, dürfen überall hin in den 16 Räumen, "nur nicht ins Bett", sagt Marion Hausmann und lacht. Das ist ihr Konzept. Hunde wohnen nicht in Zwingern oder isolierten Zimmern, sondern gehören zur Familie. Und werden dazu mit ein bisschen werbewirksamem Luxus verwöhnt: Futter gibt es statt aus Blechnäpfen aus Porzellanschüsseln, im Garten warten Badebecken, gekuschelt wird auf den beigen Ledersofas mit Blick auf einen riesigen Flatscreen oder auf flauschigen Decken vor dem offenen Kamin der Terrasse. Brauchen Tiere das?
Von traurigen Herrchen und Frauchen
Für den Hund sei es entscheidend, dass er hundegerecht untergebracht und betreut wird, sagt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. Herrchen und Frauchen würden meist großen Wert darauf legen, dass sich ihr Vierbeiner auch in ihrer Abwesenheit wohlfühle. Übertriebener Luxus diene da in manchen Fällen sicherlich auch dazu, ein schlechtes Gewissen zu beruhigen, so Schmitz. Schließlich habe sich das Verhältnis Mensch-Hund verändert: Ein Hund habe heute eine andere soziale Stellung als früher, meint Heiko Anton, Vorstand des Internationalen Hundeverbands im sächsischen Moritzburg, im Gespräch mit der dpa. Oftmals sei der Hund ein Familienangehöriger. Tatsächlich sei der Umgang mit den Besitzern manchmal schwieriger als mit den Tieren, sagt Marion Hausmann. Die ein oder andere Träne schimmert häufiger beim Abschied in den Augenwinkeln von Herrchen und Frauchen. Zuvor gilt es, einen dreiseitigen Aufnahmebogen auszufüllen, Allergien oder Krankheiten anzugeben, Vorlieben und Eigenheiten des Hundes zu beichten. Dann muss der Vierbeiner den Probetag im Hotelrudel bestehen, denn "viele Urlaubsgäste waren noch nie zuvor von zu Hause weg", sagt Hausmann. Passt das Tier in die "Familie", kann der Aufenthalt beginnen. "Heimweh haben die Hunde nicht." Manche Besitzer mögen das nicht so recht glauben, rufen vom Strand oder aus den Bergen sorgenvoll an. Um die Menschenseele zu beruhigen, stellt Marion Hausmann in eine Privatgalerie auf der Homepage regelmäßig Bilder der Hotelgäste - beim Spielen, Schlafen oder bei der Fellpflege.
Für die gibt es in der Villa ein eigenes Badezimmer, mit Wanne, Waschbecken und Frisiertisch. Als Erste ist Fabia dran. Der weiß-beige Havaneser hüpft ohne Angst auf den Tisch, Herbert Hausmann reicht seiner Frau die Kiste mit den Schönheitsmitteln. Kämme, Bürsten, Pflegesprays, ein Fön und französisches Hundeshampoo stapeln sich in der Box. Fabia legt sich in Position. Sie weiß, was kommt, die anderen Rudelmitglieder auch: Sie warten brav im Flur, ein Hundekörper hinter dem anderen. Mit dem Kamm fährt Marion Hausmann vorsichtig durch das verklebte Fell. Fabia hält still, der kleine Kopf sinkt entspannt auf die Pfoten. "Manchmal schläft sie dabei ein."
Für das Ehepaar ist das Hotel zum Vollzeitjob geworden. Als er in Rente ging und ihre Abteilung aufgelöst wurde, machten beide die Tierliebe zum Beruf: zunächst mit einer Hundepension in München, seit drei Jahren nun in Unterfranken. "Das ist viel, viel Arbeit", sagt die 49-Jährige. Der Tagesablauf wird von den Vierbeinern bestimmt. Morgens kommen sie sich ihre Streicheleinheiten abholen, dann gibt es Frühstück. Während die Menschen Decken und Hundekörbe frisch machen, sind die Gäste einfach nur Hund, fetzen auf der Wiese hinter Bällen her oder schleudern sich Plüschtiere um die Ohren. 5000 Quadratmeter Gartenfläche gehören zur Villa, einer der beliebtesten Plätze sei aber die Terrasse, sagt Marion Hausmann. Dort haben es sich Finjes und Charly auf Decken vor dem Kamin bequem gemacht.
"Man muss schon aufpassen, dass man nicht über die Hunde fällt", sagt Marion Hausmann. Wenn sie ausgebucht und 15 Vierbeiner im Haus sind, dann "ist was los". Auf den Ledersofas vor dem Fernseher wird es spätestens um Viertel vor acht am Abend eng. Die braune Decke belegt Cora, auf dem Sessel direkt vor dem Kaminsims mit der goldenen Uhr residiert Finjes. Bleibt nur der große Dreisitzer, auf dem "wir uns zwischen die kleinen Hunde quetschen", sagt Herbert Hausmann und lacht. Dann wird der Bildschirm eingeschaltet und "es gibt wirklich Hunde, die ganz aufmerksam zusehen".
Auch in anderen Hundehotels in der Republik scheint man davon überzeugt, dass Luxusurlaub nicht nur für Menschen angesagt ist. In der "Dog Lodge" in Tannheim bei Memmingen etwa. Hier gibt es laut Homepage einen Blauen Salon mit TV-Platz oder einen Schwimmteich. Untergebracht sind die Vierbeiner in Bungalows mit Fußbodenheizung und Klimaanlage. In Niedersachsen hat ein Ehepaar sein Hundehotel nach der Lehre von Feng Shui gestaltet.
Fütterung ist der Höhepunkt des Tages
In Fuchsstadt drückt sich das selbstbeworbene "Exklusive" in Feinheiten aus, beispielsweise jeden Tag um 16 Uhr. Dann ist Fütterung, der Höhepunkt des Tages. Schon eine halbe Stunde vorher lässt das Rudel Marion Hausmann nicht mehr aus den schwarzen Hundeaugen. Jedem Schritt folgen Dutzende Pfoten. Die 49-Jährige reiht kleine und große Näpfe auf dem Küchentresen auf. Aus Porzellan, für den besseren Geschmack, sagt sie. Je nach Vorliebe der Kunden kocht sie für die Tiere frische Gerichte mit Fleisch, Gemüse, Reis oder Kartoffeln - wenn gewünscht auch Bio oder vegane Kost.Heute gibt es schlicht Nassfutter aus der Dose. Mit einem hölzernen Kochlöffel mischt die Hotelchefin Flocken dazu, begleitet von einem Konzert aus freudig klopfenden Hundeschwänzen. Pünktlich bekommt jeder sein Schälchen serviert. Erst Finjes, der Schlinger, im Flur. Dann die ganze Bande in ihren Körben. Das Bellen, Kläffen und Wuffen verstummt, nur noch leises Schlabbern und Schmatzen ist zu hören. "Erst bekommen immer die Hunde." Dann setzen sich Marion und Herbert Hausmann mit einer Tasse Kaffee an den Tisch. Plötzlich ist auch die klassische Musik im Hintergrund zu hören. Die Vierbeiner betten ihre vollen Bäuche wohlig in die Decken, das ein oder andere Auge klappt zu.
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