
Ein musikalisch-nostalgische Zeitreise in die 20er und 30er Jahre erlebten rund 500 Gäste im Max-Littmann-Saal mit den "The Munich Harmonists", die bereits mit ihrem Namen auf das berühmte Vorbild der " Comedian Harmonists" hinweisen. Nicht nur mit bekannten Gassenhauern wie Veronika oder dem kleinen grünen Kaktus konnten die fünf Sänger im Bad Kissinger Regentenbau punkten, sondern auch mit Informationen rund um das bekannte Berliner Vokalensemble oder mit der sympathischen, humorvollen Art ihrer Bühnenpräsentation.

Mit schwarzem Frack, weißem Hemd mit passender Weste, Fliege und Lackschuhen – damit kamen die sechs Herren auf der großen Bühne ihren Vorbildern sehr nahe. Dazu ein Klavier, das unter den virtuosen Händen von Oliver Hahn den Takt für das zweistündige Konzert vorgab – das waren die etwas schmucklosen Rahmenbedingungen für den Auftritt von "The Munich Harmonists".
Zusammenhang mit Wirtschaftskrise und Nationalsozialismus
Künstlerischen Glanz in den Saal brachten die zeitlosen Melodien, die mit ihren melancholischen Texten, ihren humorvollen Wortspielen, ihren frivolen Anspielungen die "Goldenen Zwanziger" repräsentierten, die gar nicht so golden waren. Manfred Stecher, einerseits Bariton und andererseits Conférencier des Abends, hatte nicht nur Stichworte zur Geschichte der Comedian Harmonists dabei, sondern stellte diese auch noch in den Zusammenhang mit Wirtschaftskrise und Nationalsozialismus.
Eine intensive Zeit sei es gewesen, so Stecher, aber auch eine Zeit der Not – und dieser entfloh man, indem man sich am Wochenende ins Vergnügen stürzte. In dieser turbulenten Atmosphäre der Boom-Stadt Berlin schaffte das 1927/28 gegründete Sextett um Harry Frommermann den Durchbruch, wurde auch international gefeiert und erlebte ab 1933 massive Einschränkungen, weil das Ensemble jüdische Mitglieder hatte.

Als "Meistersextett" – so der Reichsmusikkammer vorgeschriebene Name seit 1935 – traten die verbliebenen Mitglieder in den Jahren 1937 beziehungsweise 1938 auch im Bad Kissinger Regentenbau auf: "Damit ein Ort mit historischem Bezug für uns", so Manfred Stecher mit Blick in den holzgetäfelten Saal.
Abseits dieser kultur-historischen Bezüge präsentierten sich die hochkarätigen Gesangssolisten als vitales Vokalensemble , das mit Charme, mit Witz und mit musikalischer Perfektion die Klassiker der " Comedian Harmonists" zum Erklingen brachten. Angelehnt an die ursprüngliche Besetzung der Stimmen zeigten sich die Tenöre Klaus Steppberger und Michael Birgmeier, die Baritonstimmen von Manuel Alt und Manfred Stecher sowie Micha Matthäus (Bass) als virtuose Vertreter ihres Fachs und präsentierten ihr Können bei Soloeinlagen ebenso wie als Teil des harmonischen Ensembles oder als wohlklingende "Soundmaschine" mit "Bam, bam, bam".
Ein unterhaltsamer Konzertabend
Der humorvolle Einstieg in einen unterhaltsamen Konzertabend erfolgte mit dem "bestellten Blumentopf" bevor es mit dem beschwingtem "Wochenend’ und Sonnenschein" und dem Publikumstest zur Textsicherheit bei "Veronika, der Lenz ist da" weiterging. Wie an einer Perlenschnur reihte sich Evergreen an Evergreen, und mal verzückte das melancholische Liebeslieb "Lebewohl und gute Reise", mal begeisterte "Kannst du pfeifen, Johanna", mal amüsierte man sich über "Das ist die Liebe der Matrosen" und mal wurde es sentimental bei "Liebling, mein Herz lässt dich grüßen" oder bei "Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück".
Von ihrer komödiantischen Seite zeigte sich das Ensemble bei dem spanisch-rhythmischen Stück "Schöne Isabella von Kastilien", das mit roter Leibbinde und passendem Hut präsentiert wurde, oder bei einer choreographischen Einlage zu "Onkel Bumba aus Kalumba" oder bei einer Orchesterprobe, bei der man das "Menuett" aus fünf imaginären Zupfinstrumenten anstimmte.
Aus dem musikalischen Fundus der ersten deutsch-sprachigen "Boygroup" erfreute das Ensemble "The Munich Harmonists" mit rund 20 Stücke aus der Zeitspanne 1928 bis 1934 – und die Gäste im Regentenbau erklatschten sich mit begeistertem Applaus das Walzerlied "Dunkelrote Rosen" und "Auf Wiedersehen, my Dear" als Zugabe.