
Jedes Ende bietet die Chance auf einen Neubeginn. So oder so ähnlich dachte Bad Brückenaus früherer Bürgermeister Jochen Vogel ( CSU ), als die Carl-von-Heß-Stiftung Hammelburg Ende 2022 Abstand von ihrem Betreutes-Wohnen-Projekt im Hotel Post nahm. Damals brachte der heute 51-Jährige die Idee ein, „dass wir dort künftig das Rathaus sowie die Bibliothek unterbringen können". Nachfolger Jan Marberg hat etwas andere Vorstellungen für den prominenten Leerstand in der Ludwigstraße.
Bekanntlich hat die Stadt das unter Denkmalschutz stehende frühere Hotel Ende März/Anfang April - noch vor der Wahl Marbergs - gekauft (wir berichteten). Jochen Vogel hatte sich nach dem Beitrag von Mitte Mai bei dieser Redaktion gemeldet, um zu den dort angestellten „Gedankenspielen" beizutragen.
Vorgespräche zum Kauf mit Vorbesitzer
Nach eigenen Angaben hatte er in seiner Amtszeit bereits Gespräche mit Vorbesitzer Manfred Müller in Richtung Verkauf an die Stadt geführt. „Ich war auch mit drei Architekten drin; sie haben mir die Angst vor dem Gebäude genommen", nimmt auch Bezug darauf, dass das Gebäude wegen seiner starken Sanierungsbedürftigkeit möglicherweise keine gute Partie sein könnte.
Nach der Absage der Carl-von-Heß-Stiftung habe er dann im Dezember 2022 bei einem Termin in größerer Runde das Hotel als neue Heimat für Rathaus und Stadtbibliothek ins Spiel gebracht. „Die Regierung von Unterfranken hat dazu signalisiert, dass die Stadt Bad Brückenau hier von der Städtebauförderung profitieren könnte." DER Leerstand in der Stadt könnte mit mindestens 60 Prozent Förderung entwickelt werden. Günstiger würde die Kommune wohl nicht an ein „neues“ Rathaus gelangen.
Standort bietet viele Vorteile
Dieses wäre gut anfahrbar, nach dem Umbau barrierefrei und auch der Brandschutz, anders als am jetzigen Rathausstandort, kein Problem mehr. Zusätzlich könnte die Bibliothek attraktive und passende Räume erhalten, somit die Innenstadt nachhaltig entwickelt werden. „Außerdem wäre noch Platz in diesem Bereich zum Beispiel für ein größeres Café."
Ein Gutachten zum Hotel-Komplex sollte dann Klarheit bringen, ob Müllers finanzielle Forderungen und das, was die Stadt zu geben bereit ist, zusammenpassen. Offensichtlich hat man sich einigen können.
Mehrgenerationenhaus mit Bibliothek
Vogels Amtsnachfolger Jan Marberg äußert sich zur Zukunft des Hotels Post erst einmal vorsichtig: „Es ist eine Immobilie, die der Stadt Bad Brückenau zur Verfügung steht." Im Wahlkampf 2020 hatte der damalige Bibliotheks- und Kulturamtsleiter aber stark für ein Mehrgenerationenhaus mit Bibliothek geworben. Letztere müsse in großzügigere, flexibler nutzbare Räume umziehen, forderte er schon vor seiner damaligen Nominierung als SPD-Kandidat.
In der jüngsten Wahlrunde verzichtete Marberg darauf, den Zusammenhang zwischen Mehrgenerationenhaus und Stadtbücherei herzustellen. Gleichwohl kann er sich gut vorstellen, dass die Stadtbücherei ins Hotel Post einzieht. „Das Rathaus sehe ich dort weniger."
Im alten Post-Hotel brauche es neben der Stadtbücherei auch Platz für einen Jugend-Gruppenraum, Coworking-Arbeitsplätze, Stauraum für Archivalien, vielleicht einen Sitzungssaal, den auch Vereine nutzen können.
Mit Bad Brückenauern und Stadtrat austauschen
Das seien aber seine persönlichen Vorstellungen. Allgemein stehe man „jetzt vor der Frage, wie man mit dem Objekt verfahren will". Seine neue Nutzung will Marberg in den kommenden Monaten mit dem Stadtrat und den Bad Brückenauern diskutieren. Dies sei „eine der ersten Möglichkeiten für eine Bürgerbeteiligung".
Eine Schlüsselrolle komme auch den jetzt beginnenden Haushaltsberatungen zu. Dort müsse man überlegen, welche Probleme man angehen wolle, und Prioritäten setzen. Auch will siech Marberg ein Bild machen, ob nicht noch mehr als 60 Prozent Förderung möglich sind.