Das Museum Obere Saline zeigt in der Ausstellung "Holzmodel für Gebäck - Geschichte und Geschichten" eine seltene Privatsammlung. In dieser umfangreichen Präsentation sind circa 200 verschiedene Holzmodel zu sehen. Die ältesten stammen aus dem 17. Jahrhundert.
Bürgermeister Anton Schick eröffnete am 3. März in kleiner Runde die Ausstellung und zeigte sich von der Präsentation beeindruckt: "Dies ist eine schöne, interessante und besonders stimmige Ausstellung. Sie passt sehr gut in die Ausstellungsreihe unseres Museums, die sich durch eine abwechslungsreiche Vielfalt kulturhistorischer Themen auszeichnet", wird er in der Pressemitteilung der Stadt Bad Kissingen zitiert.
Vom Ausstellungsraum begeistert
Die Sammlerin Maria Schmitz ist von der Salinenkapelle als Ausstellungsraum begeistert. "Meine Modelsammlung konnte ich in fast 40 Jahren zusammentragen. Beginn war die Liebe zu alten Küchenutensilien, die in früheren Zeiten teilweise sehr kunstvoll gestaltet waren und geschätzt wurden. Langsam konzentrierte sich meine Sammelleidenschaft allerdings auf Gebäckmodel, nicht nur des wundervollen Naturmaterials Holz wegen. Was mich besonders faszinierte waren die Geschichten, die hinter den Motiven stecken", schwärmt sie. Kulturreferent Peter Weidisch und Museumsleiterin Annette Späth freuen sich, die kostbare Sammlung der ausgewiesenen Model-Expertin im Museum Obere Saline präsentieren zu können.
Schon frühe Kulturen fanden offensichtlich Gefallen daran, Gebäck in Form zu bringen und zu "Bildgebäcken" zu gestalten. Die ältesten Model sind aus Mesopotamien bekannt und stammen aus der Zeit um 2500 v. Chr. Sie waren aus Ton oder Stein gearbeitet. Über Ägypten und Griechenland gelangten sie nach Italien. Von dort aus wurden Model von den Römern in Mitteleuropa verbreitet.
Besondere Gebäcke für herausragende Ereignisse
Erst im 16. Jahrhundert begann die Herstellung von Modeln aus Holz. In Deutschland gewann Nürnberg wegen des Gewürzhandels und der Waldbienenzucht im Reichswald für die Modelherstellung an Bedeutung. Imker lieferten den Klöstern Honig für Gebäcke und Wachs für die Kerzen. Daher begann in den Klosterbackstuben die Kunst des gemodelten Gebäcks mit christlichen Motiven. Parallel entwickelte sich die bedeutende Zunft der Lebzelter, der Lebkuchenbäcker. Die ältesten Holzmodel aus dem 16. Jahrhundert schmückten fast ausschließlich religiöse Motive. Christliche Feste strukturierten den Alltag der Menschen. Mit besonderen Gebäcken feierte man diese herausragenden Ereignisse. Die Bilder- und Symbolsprache war den Menschen vertraut. Auch zu anderen Festen im Jahresverlauf, wie zum Beispiel zum Erntedankfest, wurden besondere Motive gemodelt und gebacken. Fürstenhochzeiten, Krönungen, die Geburt eines Thronfolgers, Stadtfeste und Ordensverleihungen - all diese öffentlichen Ereignisse wurden in Modeln festgehalten und anhand von Gebäcken der Bevölkerung vermittelt. Spott- und Scherzmodel erzählen dabei besondere Geschichten. Und das ist das Interessante an dieser Ausstellung. Es geht nicht nur um die präzise Kunst der Modelschnitzer, sondern auch um die kulturgeschichtlichen Hintergründe, um den Einblick in das Denken und Fühlen der Menschen von einst.
Gemodeltes Gebäck einziges Geschenk
Ein gemodeltes Gebäck war für viele Kinder zu Weihnachten oder zu Festtagen das einzige Geschenk der Eltern oder Paten. Warum bekamen die Jungen einen Reiter, die Mädchen eine Spinnerin am Spinnrad? Warum wurde ein Model mit einem Paar Handschuhe geschnitzt? Heute erstaunt vielleicht der Gedanke, dass ein Bräutigam seiner Braut ein gemodeltes Gebäck mit diesem Motiv schenkte, um damit sein Eheversprechen zu besiegeln.
Zu einigen Modeln werden bemalte Abdrücke gezeigt. Noch heute wird in vielen Regionen im deutschsprachigen Raum gemodeltes Gebäck gebacken, vor allem zu Weihnachten. Lebkuchen-Herzen, die auf Jahr- und Weihnachtsmärkten angeboten werden, sind heute noch beliebt. Es gibt sie also noch: die Liebe zum gemodelten Gebäck mit seinen Geschichten. Anregungen zum Backen verschiedener Rezepte für Gebäck liegen in der Ausstellung kostenlos zum Mitnehmen aus. In Medienstationen werden Filme gezeigt.
Begleitprogramm
Sonntag, 13. März, 15 bis 16.30 Uhr: Mosaik - Modeldruck für Kinder, Mitmachprogramm für Kinder mit Beatrice Rose-Ebel ,Anmeldung: Tel: 0971/807 42 30.
Sonntag, 8. Mai, 14 bis 17 Uhr, Handdruck mit Holzmodeln, Offene Druckwerkstatt mit Beatrice Rose Ebel, Mitmachprogramm für (Groß-) Mütter und Kinder, ohne Anmeldung
Führungen mit Maria Schmitz durch die Ausstellung: Sonntag, 27. März, 15 Uhr; Sonntag, 24. April, 15 Uhr; Sonntag, 15. Mai, 15 Uhr (Internationaler Museumstag). Weitere Führungen und Mitmachangebote nach Voranmeldung auch außerhalb der Öffnungszeiten.