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Zeitlofs
Hofladen in Zeitlofs bleibt bis Jahresende offen
Nach einem klärenden Gespräch mit dem Gemeinderat steht ein Versprechen der Betreiber. Derweil feilt Bürgermeister Matthias Hauke an einem Konzept für die Zukunft. Wie's gehen kann, zeigt ein Beispiel aus dem Landkreis Main-Spessart.
Der Hofladen in Zeitlofs bleibt zwei weitere Monate geöffnet. Mittelfristig soll das Geschäft auf solidere Füße gestellt werden. Foto: Kerstin Junker       -  Der Hofladen in Zeitlofs bleibt zwei weitere Monate geöffnet. Mittelfristig soll das Geschäft auf solidere Füße gestellt werden. Foto: Kerstin Junker
| Der Hofladen in Zeitlofs bleibt zwei weitere Monate geöffnet. Mittelfristig soll das Geschäft auf solidere Füße gestellt werden. Foto: Kerstin Junker
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 29.10.2022 02:41 Uhr

Sein Ende schien besiegelt. Ende Oktober sollte der Selbstbedienungs-Hofladen an der Ecke Raiffeisenstraße/Marktplatz schließen. Das Biohof-Ehepaar Ralf und Elisabeth Henninger aus Detter wollte ihn nach kritischen Stimmen aus dem Gemeinderat nicht weiterbetreiben. Nun gibt es zumindest eine Gnadenfrist - und Hoffnung.

Dass der Dorfladen bis Jahresende offen bleibt, haben die Henningers Zeitlofs Bürgermeister Matthias Hauke fest zugesichert. Danach soll er ausgeschrieben werden. "Jeder kann sich als Pächter bewerben", sagt Hauke.

Grundlage dieser Entwicklung sei ein Gespräch in nichtöffentlicher Gemeinderatssitzung am 5. Oktober gewesen, ergänzt er. Dabei hätten sich beide Seiten ausgetauscht, ihre Ansichten, Sorgen und Nöte, aber auch Bedenken benannt. Am Ende war man sich laut Bürgermeister einig: "Keiner will, dass der Dorfladen zu ist."

Zeit für besseres Konzept nutzen

Miteinander gesprochen wurde davor offenkundig wenig bis gar nicht. Der Gemeinderat hatte Mitte Juli beschlossen, einen konkreten Betrag an Miete von den Henningers für die Räume einer ehemaligen Metzgerei zu verlangen - ohne die Detterer vorher einzubeziehen. Was denen gar nicht schmeckte. Elisabeth Henninger betonte gegenüber dieser Redaktion, dass mit dem Dorfladen kaum etwas zu verdienen sei - trotz des großen Aufwands, den sie damit habe (wir berichteten).

Nun also die um zwei Monate verlängerte Öffnung. Die Zeit soll laut Matthias Hauke genutzt werden, um an einem verbesserten Konzept zu feilen. Ein attraktives Gesamtpaket aus Angebot, Miete und Nebenkosten soll her.

Insbesondere die hohe Stromrechnung müsse runter. Im Laden stehen energiefressende Kühlgeräte. Im sehr warmen und trockenen Sommer mussten die Henningers zusätzlich ein Klimakühlgerät hineinstellen. "Wir müssen schauen, dass für denjenigen, der es betreibt, was herumkommt", sagt der Bürgermeister.

Auch stehe man mit der Rechtsabteilung des Landratsamtes in Bad Kissingen in Kontakt. Die Sache soll auf rechtlich festen Füßen stehen.

Wie ein Dorfladen über inzwischen zehneinhalb Jahre funktionieren kann, zeigt sich nicht weit von Zeitlofs entfernt, in Gräfendorf (Landkreis Main-Spessart). Dort wurde am 1. Februar 2012 nach einer Idee des damaligen Bürgermeisters Alfred Frank "Unser Lädle" eröffnet.

Vorausgegangen war laut Marktleiterin Katrin Roloff die Gründung einer Betreibergenossenschaft. Dort konnten die Gräfendorfer Anteile ab 200 Euro aufwärts zeichnen. Rund 180 taten dass, so dass genügend Startkapital vorhanden war. Ein Standort mit rund 200 Quadratmetern Fläche fand sich in der Ortsmitte; ein Projektmanager half anfangs bei der Umsetzung.

Nach Roloffs Worten funktionierte das Lädle auch in seinen Anfangsjahren schon gut. Allerdings gab es dafür auch Bedingungen. So dürfe sich in der Umgebung von 18 bis 20 Kilometern kein Supermarkt befinden, so Roloff. Der Laden im Gambach beispielsweise habe nicht funktioniert, weil Karlstadt zu nahegelegen sei.

Außerdem sagt Roloff: "Die Bürger müssen mitmachen, sonst funktioniert es nicht." In Gräfendorf hätten schon allein diejenigen, die Anteile gezeichnet haben, Interesse, dass der Laden ausgelastet sei. Ansonsten würde ihre Beteiligung verfallen.

Außerdem setzt das Lädle auf eher konventionelle Waren, die es größtenteils von der Firma "igros" aus Salz bei Bad Neustadt, aber auch von regionaleren Lieferanten bezieht. Das Bio-Angebot ist - anders als in Zeitlofs - eher klein. "Bio geht bei uns weniger; das holen sich die Leute in den Hofläden ringsum", sagt Katrin Roloff.

Im Prinzip sei das Gräfendorfer Lädle "ein kleiner Supermarkt", sogar mit Fleischtheke. Die Marktleiterin ist zufrieden mit dem Umsatz, auch wenn es natürlich immer etwas mehr sein könnte.

Zu wenige wollen dauerhaft dabei sein

Mit der Genossenschaftsidee und einer ehrenamtlichen Bürgerbeteiligung hat sich Matthias Hauke auch schon beschäftigt. Nur funktioniert sie seiner Ansicht nach in Zeitlofs nicht. Das hätten Gespräche , die er im Ort geführt habe, ergeben. "Einzelne wollen den Dorfladen unterstützen, auch finanziell, aber eben nicht im Dauerbetrieb."

Der Bürgermeister glaubt auch, dass der Hofladen sich mittelfristig erweitern muss, um überleben zu können. Ein WC stehe da im Raum, aber auch so etwas wie ein Stehcafé. Vielleicht könne man die Idee über das Städtebauliche Entwicklungskonzept weiterentwickeln. "Dann wird es vielleicht für jemanden interessanter, sich dort zu engagieren." Man müsse sich bewusst sein, dass sich in Zeitlofs kein Vollversorger ansiedelt.

Nun wird erstmal über eine Ausschreibung nach einem neuen Betreiber für den Dorfladen gesucht. Matthias Hauke macht keinen Hehl daraus, dass er sich freuen würde, wenn auch die alten Betreiber sich wieder bewerben.

 
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