Eigentlich wollte die Bad Kissingerin Beatrice Petrik im Rahmen ihrer Magisterarbeit einen Audio-Guide für die Herz-Jesu-Kirche entwickeln. Doch dann kam ihr, nach einem Gespräch mit Stadtpfarrer Gerd Greier, plötzlich eine ganz andere Idee: Warum nicht einen Touchscreen-Terminal konzipieren, an dem Besucher ihr Wissen über die Kirche, je nach Bedarf, erweitern können.
Dahinter steht natürlich auch der Gedanke, dass Menschen die Kirche auf diese Art sehen, hören und berühren können – ja, vielleicht selbst von ihr berührt werden. „Und ich will zeigen, dass Kirche modern ist, dass sie mit der Zeit geht“, sagt die 23-Jährige, die in Würzburg Theologie studiert. Im Sonntagsgottesdienst am 29. April (10 Uhr) wird der „Berührungspunkt Herz Jesu“ nun offiziell vorgestellt.
Drohnenflug mit dabei
Der Terminal ist aus Holz und etwa 2,30 Meter hoch, beschreibt die junge Frau die neue Einrichtung für die Herz-Jesu-Kirche. Berührt man den Bildschirm an der Vorderseite, sind verschiedene Informationen abrufbar: Wichtige geschichtliche Daten und architektonische Besonderheiten erfährt der Gast ebenso mühelos wie kirchenpädagogische Erläuterungen zu den liturgischen Orten im Gotteshaus. Geboten wird unter anderem aber auch ein 360-Grad-Panorama des Kirchenschiffs. Spektakulär, weil ungewöhnlich, ist wohl auch der Drohnenflug über Herz-Jesu hinweg, den Matthias Laus in Angriff nahm.
Petrik schildert begeistert weitere Highlights, die der Terminal bietet: Videos zu den Ministranten und einen Film mit Burkhard Ascherl, der die Orgel erklärt. Dafür hat sich der Stadtkantor eigens in Schale geworfen, denn er tritt in seinem Rakoczy-Gewand als Rossini in Erscheinung. Zudem finden Besucher Audio-Dateien zu den Glocken, sowie Gesänge verschiedener Chöre. Ein Memory und ein Quiz sollen auch die Sprösslinge ansprechen, wenn sie mit den Eltern die Kirche besuchen. Zudem ist eine Kinder-Kirchen-Audiotour. Und natürlich kann man am Terminal auch Termine, Veranstaltungen und Gottesdienste nachschlagen.
Menschen mit Handicap im Blick
Doch damit nicht genug. Die Studentin hat auch daran gedacht, dass Menschen im Rollstuhl etwas über Herz Jesu erfahren wollen. Also gibt es an dem neuen Datenkanal in entsprechender Höhe einen Trackball (ein Eingabegerät), mit der man im Sitzen hantieren und Informationen über das Gotteshaus abrufen kann.
Petrik hat diese innovative Einrichtung zwar konzipiert, sagt sie. Bei der praktischen Umsetzung habe ihr aber ein befreundeter Schreiner, der nicht genannt sein möchte, seine Hilfe angeboten. Netzwerktechniker Georg Kröber (Bad Kissingen) befasste sich mit der technischen Ausstattung des Terminals. Die 23-Jährige möchte aber noch weiter Personen erwähnt wissen: Kur- und Rehaseelsorgerin Ursula Summa, die die meisten Fotos machte. Barbara und Anna-Sophia Stumpf, die die Videos drehten. Benjamin Schwarz, der ein 360°-Panorama der Kirche erstellte. Burkhard Ascherl, der Tonaufnahmen seiner Chöre und von sich selbst an der Orgel zur Verfügung stellte.
Projekt hat Vorzeigestatus
Und natürlich kostet solch ein Projekt, auch wenn viele fleißige Hände daran mitarbeiten, etwas Geld, sagt die Studentin. Rainer Ziegler, Pastoralreferent und Leiter des KontaktPunkts, habe den Großteil der Kosten für den Terminal über die Gäste- und Urlauberseelsorge finanziert, aber auch die Kirchenverwaltung habe einen ordentlichen Teil beigesteuert. „Das Projekt hat inzwischen Vorbildcharakter für die ganze Diözese“, weiß Petrik aus verschiedenen Gesprächen. Und das vor allem weil es eine völlig neue Form der Informationsvermittlung zur Kirche anbiete.