Fränkische Wein könnten sich in Zukunft verändern. Einige Sorten könnten verschwinden - andere hinzukommen, für die es bisher zu kühl in der Region war. Ein Blick auf die fränkische Weinanbauregion im Landkreis Bad Kissingen:
Die guten Südlagen waren diesmal zu gut. Hier haben die Weinbeeren erst recht die volle Sonnenstrahlung abbekommen. In den Weinbergen sind die Folgen auch für jemanden leicht zu erkennen, der kein ausgewiesener Weinfachmann ist: Die Beeren haben Sonnenbrand oder komplette Trauben sind zeilenweise vertrocknet.
Erwischt hat es vor allem die Sorten, die als erste reif werden: Müller-Thurgau und insbesondere Bacchus. Davon berichten die Hammelburger Winzer übereinstimmend.
Hitzeschäden besonders bei zwei Sorten akut
"Bacchus und Müller-Thurgau haben zwei Drittel der Blätter abgeworfen", sagt Ulrike Lange. Bei den mittelreifen Sorten gebe es vereinzelt Hitzeschäden. Deutlich besser sieht es laut Lange bei Silvaner und Riesling aus. Auch Stefan Ruppert nennt Bacchus und Müller-Thurgau als die von der Hitze am meisten betroffenen Sorten. Von hohen Ausfällen beim Bacchus spricht ebenfalls Florian Müller .
Nicht erst seit diesem Sommer versuchen die Winzer, sich den sich ändernden klimatischen Bedingungen anzupassen. Nicht erst seit diesem Sommer überlegen sie, wie der Weinbau künftig aussehen kann. Ein Trend deutet sich an: Es wird wohl eine Umschichtung in den Lagen und Sorten geben.
Neue Wein-Standorte denkbar
"Reine Südlagen mit Bacchus kommen nicht mehr in Betracht", sagt Stefan Ruppert. Er meint zum Beispiel Lagen wie den Gommersberg oberhalb vom Krankenhaus. Zumindest aus diesen Lagen verschwindet der Bacchus. In einem Sommer wie diesem sind der Sorte die Südstandorte im wahrsten Sinne des Wortes zu heiß. Früher unattraktivere Flächen, zum Beispiel schattigere Hänge an Waldrändern, werden dagegen interessanter.
"Bacchus wird auf Dauer sicher keinen Bestand haben", stellt Florian Müller klar fest. Obwohl die Hitze dieses Sommers gezeigt hat, dass sie die Sorte an ihre Grenzen bringt, wird sie nicht schlagartig von diesem Jahr auf das nächste verschwinden: "Wir müssen sehen, was die Zukunft bring. Wir können nicht sagen, wir hacken jetzt gleich den ganzen Müller-Thurgau und Bacchus raus", erklärt Lange.
Die Sortenwahl werde sich aber verändern - und das nicht nur zugunsten der bekannten, spätreifen Sorten wie Riesling und Silvaner . Neue Sorten werden im Saaletal Einzug halten, teilweise sind sie schon dabei.
Bald Merlot aus Franken?
So testet das Weingut Ruppert seit diesem Jahr die aus Frankreich stammende Sorte Merlot aus. "Die gab es hier bei uns bisher noch nie", erläutert Ruppert. Da Merlot eine in Südländern verbreitete Sorte ist, verspricht sie mehr Beständigkeit gegenüber Hitze. Die Merlot-Rebe wächst daher auch am Gommersberg in reiner Südlage, wie Ruppert ausführt.
Auch andere Sortennamen werden in der Region mit den klimatischen Veränderungen wohl zunehmend vertrauter werden. Lange nennt zum Beispiel Cabernet Blanc, Müller erwähnt Muskateller.
Wegen der Trockenheit war es für die Winzer wieder notwendig, Neupflanzungen und nur wenige Jahre junge Anlagen zu bewässern. Müller zieht einen Vergleich heran: "Das ist wie in der Kindererziehung. Was man Kindern nicht in den ersten Jahren mitgibt, fehlt ihnen später." Daher ist es mittlerweile Standard, Reben-Neuanlagen gleich mit Schläuchen für die Tröpfchenbewässerung auszustatten. Die gilt bei den Winzern als sehr effiziente Bewässerungsmethode.
Im vergangenen Jahr begann die Weinlese außergewöhnlich früh. So erntete das Weingut Ruppert die ersten Trauben bereits Ende August. In diesem Jahr sieht das anders aus. Die Trockenheit hat die Reife gebremst, die Reben sind zum eigenen Schutz etwas in den Ruhemodus gewechselt, wie die Winzer erläutern.
In Ramsthal und zum Teil auch in Wirmsthal stellt sich dagegen die Frage, ob und was überhaupt geerntet werden kann. In den dortigen Weinlagen hatte Anfang Mai Frost die Triebe angegriffen. Es hängen nur einzelne Beeren, wie Helga Neder berichtet. Da lohnt sich das Ernten nicht.