"Hab mein Wagen voll beladen..." - frei nach dem Motto dieser bekannten Volksweise herrschte unter den Blicken etlicher Neugieriger reichlich Betrieb vor der Bad Brückenauer Friedenskirche. Viele fleißige Hände fassten mit an, als wieder einmal Güter für einen Hilfstransport nach Afghanistan verladen und auf den Weg ins Zielgebiet gebracht wurden.
Jeder Griff saß, zügig wurden über 40 prall gefüllte Umzugskartons mit Bekleidung und rund 200 Decken in dem Sprinter untergebracht, den die örtliche Tafel für die Fahrt zur Verfügung gestellt hatte. Der Ablauf bei dieser Aktion, federführend ist der Handarbeitskreis der evangelischen Kirchengemeinde, hat sich längst eingespielt. "Schließlich machen wir derartige Dinge nun schon seit über vier Jahrzehnten. Da ist für uns die praktische Erfahrung Gold wert", sagt Initiatorin und Organisatorin Mechthild von Czettritz in aller Bescheidenheit.
Unterstützung von allen Seiten
Denn ohne die Unterstützung von vielen Seiten, so die agile Seniorin weiter, "könnte unsere regelmäßige Hilfe für die Menschen in dem von Kriegen und Katastrophen gebeutelten Land gar nicht in dieser Größenordnung realisiert werden". Am Rande des Verladetermins spricht sie in diesem Zusammenhang allen Menschen ihren Dank aus, "die dem Handarbeitskreis regelmäßig Wollspenden oder Nähutensilien zukommen lassen".
Auch die aktuelle Fuhre aus Bad Brückenau , die zuerst zu einer zentralen Sammelstelle nach München geht und von dort mit riesigen Containern ins Bestimmungsgebiet geschickt wird, umfasst weit mehr als die von den fleißigen Frauen gestrickten und gehäkelten Textilien. Mit eingepackt wurden beispielsweise eine ganze Reihe von Rollstühlen und Rollatoren sowie Gehilfen unterschiedliche Größe, Form und Farbe.
"Wir können den Weg der Spenden ganz genau verfolgen und somit auch garantieren, dass die Güter genau dort ankommen, wo sie dringend gebraucht werden", versichert Mechthild von Czettritz. Man habe im Laufe der Jahre ein engmaschiges Netz an Kontakten geknüpft, das einen regelmäßigen und intensiven Erfahrungsaustausch ermögliche. Einige der Verantwortlichen aus Afghanistan seien sogar schon mehrfach zu Koordinierungsgesprächen in Deutschland gewesen.
Der Einsatz für die gute Sache ist übrigens nicht nur auf die Teilnahme am Handarbeitskreis beschränkt, der sich immer dienstags um 14 Uhr im evangelischen Gemeindehaus trifft. Mittlerweile hat sich darüber hinaus eine große Gruppe von "Heimarbeiterinnen" etabliert, die in den eigenen vier Wänden zu Nadel und Faden greifen. Dabei stimmt man sich kontinuierlich untereinander ab, welche Aufgaben zu erledigen sind und was gerade noch für den nächsten Hilfstransport dringend gebraucht wird.
Eine dieser "Heimarbeiterinnen" ist Barbara Bieler. "Allein in diesem Jahr habe ich schon wieder 25 Kinderjacken gestrickt und rund 40 bunte Wollkasperlfiguren für die afghanischen Mädchen und Jungen angefertigt", berichtet die Seniorin, die immer wieder neue Ideen hat, "wie man anderen eine große Freude machen kann". Die agile Rhönerin ist schon weit über die Grenzen ihrer Heimatstadt bekannt. Denn unter anderem war sie zu Beginn der Corona-Pandemie die Erste, die rund um die Uhr nach einer Anleitung aus dem Internet textilen Mundschutz nähte und diese Vorläufer der späteren professionellen Masken kostenlos an Bedürftige verteilte.
Wolle, Knöpfe und Nähsachen gesucht
Als der voll beladene Sprinter schließlich vom Gelände der Friedenskirche abfährt, spricht Mechthild von Czettritz noch eine Bitte aus. "Wir brauchen nicht nur dringend wieder Wolle , sondern auch Näh- und Strickutensilien jeglicher Art". Diese Dinge könnten entweder direkt bei den Zusammenkünften des Handarbeitskreises abgegeben oder im Vorraum der Friedenskirche mit einer entsprechenden Beschriftung abgestellt werden. "Und schmeißen Sie bloß keine alten Knöpfe weg. Auch dafür haben wir immer Verwendung", ergänzt Barbara Bieler. Weitergehende Informationen zu der gesamten Aktion gibt es darüber hinaus beim evangelischen Pfarramt im Auerhahnweg (Tel.: 09741/23 31).