
Bis in den Herbst vergangenen Jahres lebte Hildegard Böhm in ihrem Haus in Unterleichtersbach und konnte alle ihre Angelegenheiten selbstständig bewältigen. Ein Sturz im Oktober änderte alles. Nur zwei Monate später, kurz vor Weihnachten am 21. Dezember, starb sie im Alter von 88 Jahren im Kurstift in Bad Brückenau.
Nicht nur als langjährige Kreisbäuerin der Landfrauen hat sie sich im Laufe ihres Lebens einen Namen gemacht, sondern auch im Gartenbauverein Unterleichtersbach, im Pfarrgemeinderat Oberleichtersbach, als Jugendschöffe in Schweinfurt und Kreisrätin - um nur einige Stationen zu nennen. Für ihr vielfältiges Engagement erhielt sie das Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland.
Böhm: Meisterprüfung in ländlicher Hauswirtschaft
Hildegard Böhm, geborene Vogler, wurde am 21. Oktober 1936 als zweitjüngstes von insgesamt fünf Kindern in Singenrain geboren. Nach der Schule lernte sie Schneiderin bei Hilda Vogler in Schondra und besuchte anschließend die Hauswirtschaftsschule in Bad Brückenau, die sie 1962 mit der Meisterprüfung in der ländlichen Hauswirtschaft absolvierte.
Im Mai 1955 heiratete sie Edgar Böhm, der in Unterleichtersbach einen landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb mit 30 Hektar besaß. Nur ein Jahr später wurde sie als Ortsbäuerin gewählt. Böhm engagierte sich neben ihrer Tätigkeit im eigenen Betrieb als Kreisbäuerin in Bad Brückenau von 1966 bis zur Gebietsreform 1972, sowie anschließend zunächst als stellvertretende Kreisbäuerin und dann als Kreisbäuerin im Landkreis Bad Kissingen bis zum Jahr 2002.
Vielfältig engagiert und immer für die Gemeinschaft
Von 1988 bis zum Jahr 2008 war Böhm Vorsitzende des Gartenbauvereins Unterleichtersbach. "Sie war ein sehr geselliger und humorvoller Mensch", erinnert sich ihre Nichte Helene Wirth. So entstand auch die von ihr gegründete Spinnstube, mit originellen Auftritten bei den verschiedensten Veranstaltungen, sowie der Landfrauenchor.

Seit 1984 saß Böhm zudem für die Freien Wähler im Kreistag. Die Sorgen und Nöte der Landbevölkerung konnte sie als Ortsbäuerin gut nachvollziehen und transportieren. Das war insbesondere auf der politischen Ebene möglich. Ihr Motto war immer: "Man muss miteinander reden."
Geradlinig bis ans Ende des Lebens
Das Ehepaar Böhm zog ein Pflegekind groß. Ottmar war Teil der Großfamilie, genauso wie "Knecht" Michel, den sie bis zu seinem Tod pflegte. Regelmäßig besuchten früher auch die Nichten Tante Hildegard in den Schulferien, um mit ihr zu kochen und Handarbeit zu machen. "Sie hat sich gerne um uns gekümmert", erinnert sich ihre Nichten.
Die Geradlinigkeit von Hildegard Böhm zog sich durch ihr ganzes Leben. Anfang der 1990er Jahre verpachtete das Ehepaar Böhm ihre Landwirtschaft, um im Ruhestand mehr Zeit für die schönen Dinge zu haben. "Sie liebte es zu reisen." Egal ob Venedig, die Normandie oder Norwegen mit dem Schiff, gemeinsam mit ihrem Mann Edgar ließ sie es sich gut gehen.
Sinn für Humor: Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde
Leider verstarb Edgar bereits 2003. Aber auch nach seinem Tod kamen die sozialen Kontakte nicht zu kurz. "Sie hat das Leben genossen", sagt Nichte Helene Wirth. Mit Freundinnen traf sie sich regelmäßig, um auswärts essen zu gehen und montags gab es mit den Geschwistern immer ein Kaffeekränzchen bei ihr in Unterleichtersbach.
Bis zu Ihrem Tod pflegte Sie stets einen intensiven Kontakt zu Ihrer gesamten Großfamilie. Sie war ein fester Bestandteil bei allen Familienfesten der Nichten und Neffen und deren Familien und immer herzlich Willkommen und gerne gesehen.
Ihr Sinn für Humor ihr soziales Engagement brachte sie im Jahr 2000 auch ins Guinness Buch der Rekorde: Die Landfrauen des Landkreises Bad Kissingen backten für einen guten Zweck ein Spritzgebäck mit 1040 Metern Länge. Dafür brauchten die Frauen gerade mal zweieinhalb Stunden.
Starb als letzte ihrer Geschwister
Sie war stolz auf ihr Engagement, sammelte alle Zeitungsartikel darüber und erzählte gerne von den Landfrauen. Edgar hatte ihr dabei immer den Rücken freigehalten. Für die Gemeinschaft gab sie gerne und viel.
Der Tod ihres jüngeren Bruders Egmar im vergangenen Jahr hatte sie sehr mitgenommen. Für ihr eigenes Ableben bereitete sie alles vor "So, wie sie in ihrem Leben alles geregelt haben wollte", sagt ihre Nichte. Hildegard Böhm starb als letzte ihrer Geschwister. Sie hinterlässt eine große Lücke in Ihrer Großfamilie und bei vielen Freunden.