Die Deutsche Bundespost hat von 1983 bis 1985 für rund 120 Millionen D-Mark die Erdfunkstelle Fuchsstadt . Im Jahr 2000 war der Schock in der Region groß, als die Telekom den Standort Fuchsstadt zugunsten der rund 20 Jahre älteren Erdfunkstelle Raisting in Südbayern aufgegeben hat. Im Nachhinein hat sich die Aufgabe als Glücksfall erwiesen, weil der US-Konzern Intelsatz die Anlage 2002 übergab und ausbaute.
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Das sind die wichtigsten Daten und Fakten zur Erdfunkstelle Fuchsstadt:
1. Wie viele Menschen arbeiten in der Erdfunkstelle Fuchsstadt ?
Laut Christian Reuter , Manager Field Service, hat die Erdfunkstelle Fuchsstadt heute 42 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter etliche Ingenieure, die für den Bau und die Erneuerung der technischen Anlage zuständig sind. Im Schichtsystem ist die Warte der Anlage rund um die Uhr besetzt. Zudem werden viele Wartungsarbeiten selbst erledigt.
2. Wie groß ist die Anlage?
Die Erdfunkstelle umfasst eine Fläche von rund 149.000 Quadratmetern, also fast 15 Hektar. In den Gebäuden stehen rund 8500 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung.
3. Wie werden Daten übertragen?
Die wichtigste Aufgabe der Erdfunkstelle ist die Kommunikation mit geostationären Satelliten, die rund 35.000 Kilometer über dem Äquator die Erde an einem festen Punkt umkreisen. Von Fuchsstadt aus sind 27 Intel-Satelliten erreichbar, die vom amerikanischen Kontinent im Westen bis über den indischen Ozean im Osten angeordnet sind. Zudem ist die Erdfunkstelle über mehrere 100-Giga-Byte-Leitungen an das firmeneigene Glasfasernetz angeschlossen.
4. Wie viel Strom benötigt der Betrieb der Anlage?
Server, Antennensteuerung, Heizung und Kühlungen verbrauchen im Schnitt rund einen Megawatt an Strom. Der Jahresverbrauch liegt laut Christian Hasenstab, der für die Infrastruktur der Anlage zuständig ist, bei 8 bis 10 Gigawattstunden. Das entspricht dem Bedarf von rund 3000 Haushalten. Wegen steigender Energiekosten prüft Intelsat aktuell den Bau einer Freiflächen-Photovoltaikanlage auf einem ungenutzten Antennenfeld.
5. Wie viele Antennen umfasst die Erdfunkstelle mittlerweile?
Wahrzeichen der Anlage und des Saaletals zwischen Hammelburg und Fuchsstadt sind die beiden Parabolantennen mit einem Durchmesser von 32 Metern aus den 1980er Jahren. Die rund 100 Tonnen schweren Aufsätze wurden vor Ort montiert und mit einem Spezialkran auf die Sockel gehoben. Sie sind ständig in Bewegung und gleichen damit Bewegungen der Satelliten etwa durch den Einfluss des Mondes aus. Insgesamt gibt es aktuell laut Reuter rund 80 Antennen , rund 50 davon mit einem Durchmesser von mindestens 3,7 Metern. Fünf weitere Antennen werden derzeit geplant.
6. Wie werden die Server gekühlt?
Die Erdfunkstelle verfügt über Klimaanlagen mit einer Gesamtleistung von 3,2 Megawatt. Aktuell gibt es Gespräche mit der Gemeinde Fuchsstadt , einen Teil der Abwärme für das geplante Nahwärmenetz zu nutzen.
7. Was passiert bei Stromausfällen?
In der Erdfunkstelle drehen sich ständig zwei große Zylinder mit rund drei Tonnen Masse. Fällt der Strom aus, reicht die Rotationsenergie jedes Zylinders, um die Erdfunkstelle rund 40 Sekunden mit Strom zu versorgen. Nach fünf Sekunden springen zudem vorgeheizte Dieselgeneratoren an. Die Erdfunkstelle kann sich dank eines Treibstoff-Vorrats von rund 80.000 Litern bis zu zwei Wochen selbst mit Strom versorgen.
8. Was trägt zur Sicherheit bei?
Bereits beim Bau der Erdfunkstelle in den 1980er Jahren, also mitten im Kalten Krieg, achtete die Deutsche Bundespost sehr auf Sicherheit: Unter anderem sind die Gebäude komplett betoniert. Selbst die Dachstühle, auch wenn sie von außen wie ganz normale Ziegeldächer aussehen. Auch bei der Technik gab es schon damals viele Sonderlösungen, etwa einen Batterieraum, um Stromausfälle auszugleichen.
Zur Sicherheit gehört auch die Video-Überwachung aller fünf Antennenfelder sowie die Zugangskontrolle zu sämtlichen Antennen und Räumen. Zudem wird in allen Bereichen auf Redundanz gesetzt: Die Erdfunkstelle hat zum Beispiel zwei unabhängige 20-Kilovolt-Zuleitungen und mehrere 100-Gigabyte-Glasfaseranschlüsse.
Auch der Brandschutz ist extrem aufwendig: In allen Räumen wird ständig Luft angesaugt und mit Laserlicht auf mögliche Brandpartikel untersucht. Für den Ernstfall gibt es für Büroräume eine klassische Wassersprenkleranlage. Um die Technik nicht zu gefährden, werden dagegen Technikräume im Brandfall mit dem Spezialgas Novec 1230 geflutet: Es ist im Gegensatz zu Kohlendioxid für Menschen ungefährlich, löscht Brände und hinterlässt keine Rückstände. Nachteil: Die Löschung eines Raums kostet rund 50.000 Euro.
9. Wie werden die Daten verteilt?
Den 137,5 Meter hohen Sendemast auf dem Längberg hat Intelsat nicht übernommen. Die US-Firma setzt stattdessen auf Glasfaserkabel zur Verteilung der Daten. Den Turm nutzt die Telekom-Tochter „Deutsche Funkturm “ vor allem für Mobilfunk.
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