Mit energischen Schritten und einem dicken Terminkalender in der Hand betritt Heribert Übelacker die Georgi-Kurhalle – diesen Ort hat er sich für das Interview ausgesucht – und begrüßt per Handschlag jede Mitarbeiterin in der Tourist-Information. Seine Zielrichtung scheint ganz klar zu sein: Als Bürgermeister von Bad Brückenau für die nächsten acht Jahre gewählt zu werden.
Als Feldwebel bei der Bundeswehr, oder besser „Mutter der Kompanie", wie Übelacker selbst lachend erklärt, sei er es gewohnt, die Fäden in der Hand zu haben und schnell zu reagieren, wenn es irgendwo – im übertragenen Sinne – brennt. Entscheidungen zu treffen und pragmatisch zu handeln, liegen dem 54-jährigen Bad Brückenauer nah.
Keine geschmückten Worte
Sein Vorteil für die Kandidatur, wie er sagt: Er stehe mitten in den Themen, die die Stadt und die Bürger bewegen. Seit Oktober vertritt er als Dritter Bürgermeister gemeinsam mit Jürgen Pfister (Zweiter Bürgermeister, PWG), den inzwischen ausgeschiedenen Jochen Vogel (CSU). „Eine Bestandsaufnahme brauche ich nicht", sagt er selbstbewusst.
Und um zu zeigen, was er aktuell als amtierender Bürgermeister zu wuppen hat, zählt er die Termine auf, die anstehen. Ein Mann der schmückenden Worte ist Übelacker nicht. Er benennt die Aufgaben und Themen, die auf die Stadt warten.
Finanzielle Pflichtleistungen nicht verhandelbar
Auch was die Finanzen angeht, so setzt Übelacker auf Pragmatismus und orientiert sich an der vorhandenen Planung. Konkret bedeutet das: „Pflichtleistungen sind nicht verhandelbar; dann erst folgt alles andere."
Die Problemzonen konzentrierten sich aktuell sehr in der Stadtmitte. Treppen, Brücken, Gebäude müssten dringend saniert werden. Er meint: „Wenn Gebühren ansteigen, dann tut das natürlich allen ein bisschen weh; aber nur so können Pflichtaufgaben und gleichzeitig freiwillige Leistungen geschultert werden."
Über die Sinnflut entscheidet der Stadtrat
Eine Zukunft für die Sinnflut sei im Hinblick auf Vereine, Schulen, Familien und Touristen außerordentlich wichtig. Seit wenigen Tagen ist nun klar, dass es keine Förderung für den Neubau des „Familienbades für alle“ gibt. Übelacker sagt dazu: „Eine kleine Version des Schwimmbades ist wünschenswert.“ Darüber müsse nun der Stadtrat in Kürze entscheiden.
Auf die Frage, wie das Verhältnis zwischen Stadt und Staatsbad verbessert werden könnte, reagiert er überrascht: Als gestört würde Übelacker dieses Verhältnis nämlich nicht bezeichnen. Vielmehr erkennt er an, dass die Staatliche Kurverwaltung ihre Aufgaben zu erfüllen habe wie ein wirtschaftlich denkendes Unternehmen.
Seine Kommunikation mit den Verantwortlichen im Staatsbad sei von Beginn an durch Verständnis geprägt. „Ich habe in den letzten Monaten während meiner Amtszeit als Dritter Bürgermeister schon zarte Bande knüpfen können." Da müsse man auch in Zukunft sicher die Zwänge und Wünsche beider Seiten ansprechen und verstehen, um Schnittpunkte zu finden. Er plädiert dafür, mehr miteinander zu reden.
Toleranz und Diskurs wichtig im Miteinander
Was die in letzter Zeit sichtbar gewordenen Strömungen in der Stadt angeht, so setzt sich Übelacker für Meinungsvielfalt ein. Jeder könne und solle sich artikulieren. „Wir müssen es aushalten, dass nicht jeder der gleichen Meinung ist." Das sei wie früher am Stammtisch; nur habe das heute andere Dimensionen. Dennoch: Wenn alles im gesetzlichen Rahmen bleibe, sei nichts zu beanstanden. Rechtlich gebe es klare Grenzen.
„Zusammenführen wird man diese Strömungen nicht können; die Menschen sind ja zum Glück kein Einheitsbrei." Aber man könne um Toleranz werben, sich an einen Tisch setzen und um Verständnis bitten. Manchmal brauche es dann Kompromisse. Die Stadt sollte aber nicht erziehen, was die Bürger politisch denken sollten.
Klare Linie in der Verwaltung
Angesprochen auf den Zustand der Verwaltung, erklärt Übelacker: „Es herrscht Verunsicherung, weil 2020 ein neuer Bürgermeister kam und ein Umdenken stattfinden musste." Zudem verursachte die Pandemie im selben Jahr Chaos. „Als man das gut gemeistert hatte, kam die Krankheit von Jochen Vogel, der immer wieder an den Folgen seiner Erkrankung scheiterte." Niemand habe konkret planen können. „Das soll sich jetzt ändern."
Seine Zielorientierung ist ihm auch bei der Führung des Personals im Rathaus wichtig. „Meinen direkten Stil, der mir oft als militärisch vorgeworfen wird, habe ich in der Verwaltung bereits mehrfach angesprochen und bisher habe ich viel Zuspruch erhalten. Eine vorgegebene Linie wird in der Verwaltung geradezu herbeigesehnt.“
Übrigens: Egal wie die Wahl am 28. April ausgeht, sagt Übelacker, möchte er seine Ausbildung zum Standesbeamten absolvieren. „Ich möchte das Hochzeitsparadies wieder aufleben lassen, mit der Möglichkeit zum Wachsen.“ Das bedeutet: Heiraten soll wieder zu besonderen Zeitpunkten möglich sein und mehr in die Werbung gehen. Sein heutiges Ziel ist aber, in zwei Amtsperioden die Klimaneutralität de Stadt umsetzen zu können.
Der Mensch Heribert Übelacker
Über Heribert Übelacker ist am 26. April 1969 in Germesheim /Rhein geboren und in Bad Brückenau aufgewachsen. Nach dem Besuch der Realschule folgte der Wehrdienst und im Anschluss daran beschloss er, diesen Weg weiterzugehen. Bis Februar arbeitete Übelacker als Kompaniefeldwebel in Wildflecken und betreute bis zu 170 Mitarbeiter. In diesem Jahr endet seine Laufbahn bei der Bundewahr nach 37 Jahren. Übelacker hat eine 22-jährige Tochter und lebt mit seiner Partnerin in Bad Brückenau.
Hobbys Skifahren, Motorrad fahren, Schwimmen und Ausdauersport.