
„Ach, wie schön!“, freute sich eine Besucherin des Böhmischen Abends der Stadtkapelle Hammelburg , als die letzten feinen Töne aus den Instrumenten der Musiker verklungen waren, und brachte damit die Stimmung im voll besetzten katholischen Pfarrzentrum auf den Punkt.
Ein buntes Herbst-Feuerwerk der Böhmischen Blasmusik zündeten die 17 Musiker und Musikerinnen der Böhmischen Formation unter der Leitung von Christian Metz und vertrieben für 150 Minuten mit ihren abwechslungsreichen, fein abgestimmten und gut intonierenden böhmischen Märschen, Polkas und Walzern jeglichen grauen Herbst-Blues.
Bekannt und anspruchsvoll
Zu Beginn des Konzertabends kamen vor allem die Fans von Ernst Mosch und Ernst Hutter beim „Egerländer Musikantenmarsch“, der Polka „Dompfaff“ oder dem Walzer „Mondschein an der Eger“ voll auf ihre Kosten. Mit dem Konzertmarsch „In Vita Optimum“ von Lukas Bruckmeyer stellten die Böhmischen Herzblutmusiker aus Hammelburg klar, dass sie sich auch auf aktuell angesagte böhmische Blasmusik verstanden und vor technisch anspruchsvollen Stücken nicht scheuten, wie es in der Pressemitteilung heißt. Auch die Marsch-Polka „Der Berg (g)ruft“ sowie den Konzertmarsch „Abel Tasman“ von Alexander Pfluger brachten die Musiker souverän ihrem Publikum, das aus allen Altersklassen zwischen sechs und 86 Jahren bestand, in gekonnter Manier nahe.
Im zweiten Konzertteil war die Polka „Viva La Woodstock“ richtungsweisend. Genauso wie der niederösterreichische Komponist Johannes Teuschl diese Polka als Hommage an das großartige Festival „Woodstock der Blasmusik “ schrieb, verbreiteten die Musici bei ihrem eigenen Herbstfest der Blasmusik mit fetzigen Melodien und abwechslungsreichen Harmonien von angesagten böhmischen Formationen wie „Viera Blech“ oder den „Kaiser Musikanten “ auf der Hammelburger Pfarrheim-Bühne Lebensfreude und gute Stimmung.
Standing Ovations
Als besonderes Highlight des Abends ließen die drei B-Klarinettistinnen Claudia Gerlach, Ramona Emmerth und Kerstin Becker, unterstützt von Ramona Kunder an der Es-Klarinette, ihre Finger über die Löcher und Klappen ihrer Schwarzholzinstrumente fliegen und erzählten dem aufmerksamen Publikum eine flotte „Holzgeschichte“ von Guido Henn. Nahezu „Ein Leben lang an deiner/ ihrer Seite“, wie es in dem Stück von den Fäaschtbänklern heißt, musizieren auch die Ehemänner der 3 B-Klarinettistinnen. Sie standen daher ihren Frauen in musikalischer Hinsicht in nichts nach und präsentierten sich ebenfalls mit eigenen Solo-Stücken. Während Frank Gerlach an der Tuba mit dem Solo-Stück „Für Theresa“ und Christoph Emmerth an der Posaune mit „Bilitis“ das Publikum mit gefühlvollen Klängen zum Träumen einluden und verzauberten, brillierte Andreas Becker mit „Silberfäden“, einem Bravourstück für Trompete.
Das begeisterte Publikum dankte es mit lang anhaltendem Applaus, Zugabe-Rufen und Standing Ovation, so dass eine weitere Zugabe gar nicht ausreichte, um den Abend gebührend zu beenden, sondern sogar „eine letzte Runde“ mit gleich vier Zugabe-Stücken das Finale einläuten musste. Spätestens beim „Böhmischen Traum“, dem musikalischen Sahnehäubchen des Abends, waren sich Publikum und Musiker einig, dass dies ein traumhaft „schöner“ Musikabend war.