Das Europa-Parlament hat es beschlossen: Ab 2035 dürfen keine Autos mit Verbrennermotor mehr neu zugelassen werden. Die Zulieferer der Region stellen sich darauf ein. Sie tun das auf unterschiedliche Art und Weise.
80 Prozent des Umsatzes mit von Antriebsart unabhängigen Bediensystemen
Gut vorbereitet wirkt die Preh GmbH in Bad Neustadt. Jochen Ehrenberg, Chief Technology Officer (Technischer Geschäftsführer) dazu: „Eine Entscheidung in diese Richtung, früher oder später, war abzusehen. Bei Preh machen wir rund 80 Prozent unseres Umsatzes mit Bediensystemen für das Fahrzeuginterieur in Pkw und Nutzfahrzeugen, unabhängig von der Antriebsart.“
Die Bediensysteme – betont Ehrenberg – würden gleichermaßen in Verbrennern, Hybriden und reinen E-Fahrzeugen verbaut. Teile nur für Verbrenner produziere man gar nicht (mehr).
Hervorragende Wachstumsmöglichkeiten
Rund ein Fünftel des Umsatzes wird laut Ehrenberg mit Komponenten für die E-Mobilität erzielt. „In beiden Produktbereichen verzeichnen wir ein gutes Wachstum und die langfristigen zusätzlichen Wachstumsmöglichkeiten im Bereich E-Mobility sind hervorragend.“
Ehrenberg verweist auf ein seit fünf Jahren bestehendes Zentrum in Bad Neustadt. Dort würde ein Großteil der Entwicklungsarbeiten für beide Produktzweige geleistet.
GKN: gute Aufträge für Verbrenner-Lkw
Das ist bei GKN Sinter Metals & Forge Operations in Bad Brückenau noch anders. Der dortige Ansprechpartner Joachim Scherer versichert, dass GKN als Ganzes „das Thema Elektromobilität schon lange auf dem Schirm“ habe. Schließlich sei die Entscheidung des EU-Parlaments zum Aus für neue Verbrenner voraussehbar gewesen.
Derzeit arbeiten die Mitarbeiter in Bad Brückenau „gute Aufträge im Zulieferbereich für Lkw“ ab. Diese „kompensieren die klassischen Verluste im Pkw-Verbrenner-Segment für den Standort“.
Elektrische Lkw noch Randerscheinung
Hintergrundinfo: Elektrisch angetriebene Lastkraftwagen stellen auf deutschen Straßen noch eine Randerscheinung dar. Laut Kraftfahrtbundesamt waren am 1. Januar 2022 hierzulande 43.768 E-Lkw zugelassen, davon lediglich 7964 mit einer Nutzlast über 1000 Kilogramm. Die für große Leistungsfähigkeit und damit Reichweite nötigen Batterien sind (noch) zu schwer und zu teuer.
Teile für Speichertanks mit Wasserstoff
Zurück zu GKN in Bad Brückenau: Joachim Scherer zufolge bietet die dort angewandte Sintermetallurgie vielfältige Möglichkeiten auch abseits des klassischen Verbrenner- und E-Mobilitätsbereichs. „So stellen wir – auch in Bad Brückenau – Teile für Speichertanks mit Wasserstoff her.“
Wenig konkrete Antworten auf konkrete Fragen liefert ZF in Schweinfurt. „ZF hat die Einführung der E-Mobilität in Szenarien geplant; das schärfste Szenario tritt in Europa ein.“ Hier sei die Elektromobilität für den Pkw als Lösung gesetzt. „Darauf haben wir uns vorbereitet.“
ZF will Mitarbeiter mit Weiterbildung bei Wandel mitnehmen
Was genau das bedeutet, schreibt das Unternehmen nicht, nur, dass „ZF echter Systemanbieter für Pkw, Lkw und Busse“ sei. Von der E-Maschine über den Inverter bis zum Getriebe stehe man für alles, was die besten und effizientesten Elektroantriebe ausmache.
Beim Wandel sollen Mitarbeiter „verträglich mit umfangreichen Weiterbildungsmaßnahmen“ mitgenommen werden. Ziel sei, bis 2040 klimaneutral zu sein. „Dies beinhaltet nicht nur ZF und unsere Produktion, sondern die Emissionen der gesamten Wertschöpfungskette“ – von Zulieferern bis zu in Fahrzeugen und Anlagen verbauten Produkten.
Mehr Geschichten aus der Wirtschaft im Landkreis Bad Kissingen finden Sie hier: