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Motten
Helfer vor Ort in Motten sind einsatzbereit
Startklar: In Motten sind 26 sogenannte "Helfer vor Ort" bereit für ihren Einsatz. Diese Frauen und Männer wollen sich um die Erstversorgung kümmern.
Training: Andrea Wirsing und Thomas Statt versorgen die fiktiv verunglückte Motorradfahrerin Natascha Schreiner bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Diese Übung kommentiert Anna-Lena Larbig (hinten). Foto: Stefanie Elm       -  Training: Andrea Wirsing und Thomas Statt versorgen die fiktiv verunglückte Motorradfahrerin Natascha Schreiner bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Diese Übung kommentiert Anna-Lena Larbig (hinten). Foto: Stefanie Elm
| Training: Andrea Wirsing und Thomas Statt versorgen die fiktiv verunglückte Motorradfahrerin Natascha Schreiner bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Diese Übung kommentiert Anna-Lena Larbig (hinten).
Redaktion
 |  aktualisiert: 19.08.2022 21:50 Uhr
"Verkehrsunfall, verunglückter Motorradfahrer, weiblich, Anfang 20" - so oder so ähnlich schickt die Leitstelle in Schweinfurt eine Meldung an die Rettungsdienste. Ab dem 1. September könnten, je nach Notfall-Ort, auch die Mottener "Helfer vor Ort" (HvO) eine solche Meldung über die Notfallnummer "112" erhalten. Dann heißt es: Gartenarbeit, Sofa oder Geburtstagsfeier verlassen, zum "HvO"-Auto eilen und zum Einsatzort fahren. Seit einem Jahr schreitet das "HvO"-Projekt in Motten zügig voran. Inzwischen haben 26 Ersthelfer ihre Sanitätsausbildung abgeschlossen.

Sie alle setzen sich zu 100 Prozent ehrenamtlich für eine schnelle Erstversorgung ein. Es gibt für sie keine Entlohnung, auch keine Aufwandsentschädigung, für Patienten und Krankenkassen entstehen keine Kosten. Daher ist es wichtig, dass die Einsatzbereitschaft laufend über Spenden gesichert wird.

Ihre Ausbildung baut auf dem üblichen Erste-Hilfe-Kurs auf: In 70 Unterrichtseinheiten haben die Ersthelfer alle Grundlagen erlernt, die sie benötigen, um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken. Im Anschluss haben sie beim Roten Kreuz hospitiert.


Mehr als medizinische Versorgung

Bei einer Vorführung ihres Könnens beim Sportfest in Motten kommen Andrea Wirsing und Thomas Statt mit dem Notfallkoffer zu der fiktiv verunglückten Motorradfahrerin Natascha Schreiner. Sie sprechen die Patientin an, ziehen den Helm ab, legen einen sogenannten "Stiff-Neck", eine Halskrause, an. Die Patientin klagt über Schmerzen im rechten Arm. Die Ersthelfer stabilisieren den Unterarm mit einer Schiene. Ein anschließender Body-Check soll weitere, eventuell innere, Verletzungen ausschließen. Sollte dem Verunglückten schwindlig oder er nicht ansprechbar sein, werden zusätzliche Werte überprüft. Sind Blutdruck, Blutzucker oder Sauerstoffsättigung nicht im Normalbereich, müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden. Der erstversorgte Patient wird mit den notierten Werten dem Rettungsdienst übergeben. "Wir können nie pauschal handeln, wir müssen immer erst abschätzen, die Situation bewerten und entsprechend handeln", sagt Thomas Statt. Nicht nur die medizinische Qualifikation ist wichtig, es gehört auch persönlicher Kontakt und Beistand dazu.

Anfangs sei für die Ersthelfer alles "Neuland" gewesen. Inzwischen wissen die "HvOler", was zu tun ist. Sollte ein Notfall für die Ersthelfer selbst belastend sein, werden sie von der Psychosozialen Notfallversorgung "PSNV" des Roten Kreuzes betreut.

Nicht nur die medizinische Versorgung war Thema, auch die Digitalfunkausbildung und die Belehrung in der Schweigepflicht standen auf dem Programm. Was noch ansteht, ist die Fahrzeugeinweisung. "Was wir bei der Hospitation vor allem gelernt haben, ist Ruhe zu bewahren."

Oft sind sie als dritter Mann beziehungsweise Frau im Rettungswagen mitgefahren. "Beim ersten Notfall war es natürlich aufregend, mit Blaulicht durch Brückenau zu fahren." Nach Beendigung des Einsatzes gab es von den Rettungssanitätern Erklärungen zum Fall. "Wir sind sicherer im Umgang mit Notfällen geworden", fasst Andrea Wirsing die Ausbildung zusammen. Beruflich haben die beiden kaufmännischen Angestellten nichts mit Medizin zu tun.


Schneller als der Rettungsdienst

Auch Anna-Lena Larbig, die Initiatorin des "HvO"-Projekts, hatte vor einem Jahr "nichts mit Rettungsdienst oder Feuerwehr zu tun gehabt". Doch als vierfache Mutter hat sie erlebt, wie im Notfall "Minuten zu Stunden wurden". Wegen der geographischen Lage wird Motten vom Rettungsdienst unter Umständen erst spät, also bis zu 20 Minuten nach Alarmierung, erreicht. "Und dann ist es schön, wenn jemand schon früher als der Rettungsdienst da ist", sagt die 32-Jährige.

Der achtseitige Antrag auf Genehmigung durch den "Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung" war nur der Anfang. "Ich hätte nie gedacht, dass es so aufwendig werden würde", gesteht die Mottenerin, die sich ebenfalls zum "HvOler" ausbilden ließ. Es helfe enorm, dass sowohl Bürgermeister als auch Gemeinderäte hinter den "HvOlern" stehen.
Die Gemeinde unterstützt die Freiwilligen finanziell, so dass die Ersthelfer voll ausgestattet an den Start gehen können. "Das Projekt sollte Hand und Fuß haben", sagt Anna-Lena Larbig. Das ist ihr gelungen: Die erste Schicht startet offiziell am 1. September. Das "HvO"-Einsatzfahrzeug wird am 3. September um 17 Uhr auf dem Dorfplatz in Motten geweiht. Stefanie Elm
 
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