Die Protestwelle gegen die vom niederländischen Netzbetreiber TenneT geplante SüdLink-Trasse rollt. Die Bürgermeister des Kreises Bad Kissingen sowie der Regionale Planungsverband schickten bereits Resolutionen nach München und Berlin. Am Donnerstag diskutierte man nun auch im Kreistag, wie der Protest an die Regierung aussehen soll. Nicht nur die CSU, sondern auch die SPD hatte einen eigenen Antrag in der Tasche. Das allein reichte schon aus, dass man bei der CSU verschnupft reagierte. Zoff war angesagt.
CSU-Fraktionschef Siegfried Erhard hatte in einem ausführlichen Antrag für eine parteiübergreifende gemeinsame Resolution geworben. „Wir müssen uns solidarisieren, um abzuwenden, was uns droht.“ Er hielt es für wichtig, „sich zu wehren“, denn der geplante Stromkorridor durch das Biosphärenreservat Rhön bedrohe Landschaft und Menschen, so Erhard. „Und der Bedarf dieser Stromleitung ist nicht nachgewiesen.“ Erhard zeigte sich „verwundert“, dass auch die SPD einen Antrag stellte und mahnte, dass man bei diesem Thema „kein parteipolitisches Süppchen kochen“ sollte.
SPD-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Görner verwahrte sich gegen diese Behauptung. Die SPD sei lediglich mit dem CSU-Antrag nicht ganz einverstanden. Man könne die Trasse nicht nur ablehnen, sondern müsse auch sagen, was man stattdessen will, vertrat Görner. Denn man könne nicht die Stromleitung zurückweisen und gleichzeitig gegen Windräder sein, spielte der SPD-Chef auf die von Seehofer angekündigte 10-H-Regelung an. „Wir können den Bürgern nicht weismachen, dass alles so bleibt, wie's ist.“
Auch Maßbachs Bürgermeister Johannes Wegner (B'90/Die Grünen) hatte sich, wie er sagte, intensiv mit der Materie befasst. Er machte klar, dass er die Angst vor der Stromtrasse versteht und dass diese mit dem Biosphärenreservat nicht vereinbar ist. Dennoch ging er in seinen Überlegungen weiter: Man wird solch eine Trasse brauchen, vermutete er. Deshalb muss man sich seiner Ansicht nach schon jetzt dafür einsetzen, rechtzeitig die Nutzung heimischer regenerativer Ressourcen anzukurbeln. „Man muss den Leuten die Realität vor Augen halten.“
„Ich bin erschüttert“, sagte Landrat Thomas Bold auf Wegners Ausführungen hin. Seiner Meinung nach akzeptiere Wegner, dass die Trasse kommt, wenn er über sie diskutiert. Er hingegen vertrat die Ansicht, dass man im Süden erst die Grundlastfähigkeit für Strom ausloten müsse, dann habe man eine Diskussionsgrundlage. „Wir haben fürs Biosphärenreservat gekämpft, die Trasse nehmen wir nicht hin.“
Die regenerativen Energien, die den herkömmlich produzierten Strom ersetzen sollen, müssen irgendwo herkommen, sagte Ernst Stross (SPD). Er plädierte, im Sinne des Windenergie-Ausbaus, dafür, die 10-H-Regelung nicht zu forcieren, „denn dann ist Windkraft an vielen Standorten nicht mehr möglich“.
Gotthard Schlereth (Freie Wähler) mahnte zur Solidarität im Kreistag und erinnerte daran, dass seine Gemeinde Oberthulba einst schon für die Autobahn 30 Hektar Wald opferte. „Wieviel sollen wir noch hergeben?“ Auch Brückenaus Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) hielt eine flammende Rede, in der sie forderte, die Schutzgebiete der Rhön nicht für eine Stromtrasse aufzugeben. Ihr Parteikollege Günter Kiesel fand schließlich die schlichtende Lösung: Man sollte sich doch einfach der Resolution der Bürgermeister anschließen. Das wurde schließlich auch einstimmig beschlossen.
Nun kann also mal wieder herzhaft auf die bösen Holländer geschimpft werden und niemand der Landräte und Bürgermeister braucht sich dafür zu rechtfertigen nicht schon früher mal auf die Landkarte geschaut zu haben und festzustellen, dass die Trasse natürlich dort verlaufen wird, wo sie nun gezeigt wird. Oder war ausgerechnet denen dieses Projekt übhaupt nicht bekannt und sie wüßten gar nichts davon, wenn es die aktuellen Artikel in der Mainpost nicht gäbe?
Also nichts weiter als einmal mehr verantwortungabweisende Vogelstraußpolitik in Reinkultur!