Es ist eine Herausforderung, ein echter Fan zu sein. Menschen wie Sandra, 37, aus Leipzig, richten einen großen Teil ihres Lebens darauf aus, hinterherzureisen, wenn ihr Lieblingskünstler auf Tournee geht. Ende Mai in Amsterdam hat Sandra ihr 200. Roxette-Konzerte besucht. Langweilig ist es ihr dabei noch nie geworden. Auch jetzt nicht, in Bad Kissingen, jenseits der 200-Konzerte-Marke. „Die Menge ist jedes Mal anders, die Stimmung auf der Bühne ist jedes mal anders und die Location auch“, sagt sie. Von der Band sei sie auch schon mal gefragt worden, ob es denn nicht langweilig sei, jedes Mal zum Anfang Sleeping In A Car zu hören und jedes Mal The Look. Aber dann habe sie zurückgefragt: „Ist es denn für Euch langweilig?“ Da hätten sie verstanden.
Trotzdem: Unter den Roxette-Verrückten, die sich am Freitag in Bad Kissingen gleich vor der Bühne drängten, gilt Sandra als „noch verrückter“. Wobei Daniel, 35 aus Oberhausen, zugibt, dass der Kissinger Auftritt auch schon sein 44. Roxette-Konzert ist. Wie Norbert, 39, aus dem Weserbergland ist er ein „Fan der ersten Stunde“.
Norbert hat sogar seine Frau durch Roxette kennengelernt – bei einer Karaoke-Show – den Heiratsantrag hat er ihr in Schweden gemacht, hinter dem Hotel von Per Gessle, der männlichen Hälfte von Roxette. Und im Ehering ist der Titel eines Roxette-Songs eingraviert: Never Ending Love. Wenn das nicht Liebe ist.
In Kissingen haben Norbert und Daniel Christian, 28, aus Nüdlingen getroffen. Auch er wuchs mit der Musik der Schweden auf. Der Kissinger Auftritt ist sein 40. Roxette-Konzert, das vierte der aktuellen Tournee und für einen Nüdlinger einfach Ehrensache.
Freundschaft mit anderen Fans spielt nicht nur für die Männer eine Rolle. Auch für die 45-jährige Celestte aus Australien ist das ein Grund für den Besuch in Kissingen. Sie kennt Sandra „and the girls“ von deren Besuch in Australien und ist eben jetzt hierher gekommen, um sie zu treffen.
Auch am zweiten Abend des Kissinger Pop-und-Rock-Open-Air-Wochenendes, bei Mark Knopfler, hatten viele gute Gründe zu kommen. Peter, 59, aus Thüringen, absolvierte hier eine Art Fortbildung. Er spielt in einer Band. Luckytones heißt sie, und hat Nummern von Mr. Dire Straits im Programm. Nach Kissingen kam er mit Günter, 59, und Peter, 52. Knopfler sei für sie eben einer der besten Gitarristen der Welt, erklärt Günter.
Klaus, 52, und Anita, 57, aus Frankfurt sind einfach da, weil das, was Mark Knopfler biete, „super Musik“ sei. Dire Straits, die Band mit der Knopfler bekannt wurde, hat Klaus schon in seiner Jugend gehört, die bei Knopflerfans grundsätzlich ein Stück weiter zurück liegt als bei Roxettefans. Und bei einem Auftritt so nahe an Frankfurt sei die Gelegenheit einfach günstig gewesen.
Arnold, 63, und Sigrid, 56, aus Poppenroth, haben beide Abende miterlebt. Knopfler auf dem Open-Air-Gelände selbst. Und Roxette als Teil der überraschend großen Zaungästeschar und akustisch „überraschend gut“ draußen. „Zweimal 70 Euro pro Person“, das wäre dann doch zuviel gewesen.
Gründe für den Konzertbesuch können sie viele nennen. Arnold spielt Gitarre, da freut er sich, einen Mann wie Mark Knopfler zu hören, einen mit eigenem Stil. Noch dazu passte „das Wetter traumhaft“. Und dann waren die zwei Abende auch „ein Gegenstück zum Kissinger Sommer“. Zehn Kilometer von daheim entfernt kann man sich das einfach nicht entgehen lassen.