
Ein Konzert war längst überfällig. Die Sacro-Pop-Band "Jericho" ist schließlich kein unbeschriebenes Blatt in der Saalestadt, die sogar ein Teil der Band-Geschichte ist aus den Zeiten, als Frank Seifert in der heimischen evangelisch-lutherischen Gemeinde wirkte.
Wer Jericho abgeschrieben hatte, lag fehl. Das vielseitige Ensemble, derzeit in Bayern auf Tournee mit neuen geistlichen Liedern, Spirituals und Gospels unterwegs, kann sogar mit der aktuellen CD "Hier ist das Feuer" aufwarten. Jericho lebt - und das seit der Gründung im Jahr 1975, seit 47 Jahren. Das gelingt nicht einmal den meisten Spitzenbands.
Für Bandleader , Sänger , Bassist und Flötist Frank Seifert war es "schon etwas Besonderes, wieder einmal in Hammelburg auftreten zu können". "I'm so glad" - Ich bin so froh - der erste Song ergänzte passend die Begrüßungsfreude. "Mit der heimischen Afrika-Hilfe haben wir den richtigen Partner gefunden", bestätigte er und der Konzerttitel "Concert for the Children of Tutu", ein afrikanisches Waisenhaus in Tansania.
Der Förderkreis Heimatmuseum und Denkmalpflege stellte für das musikalische Event den Rahmen, die Museumsinsel, die im warmen Schein des Sonnenuntergangs eine perfekte Kulisse an der idyllischen Saale bot.
Es bleibt nicht aus, dass sich Musiker untereinander treffen, plaudern und gerne mal eine Jam-Session starten. So auch bei Jericho, die beim Kirchentag 1991 Barbara und Paul Oschmann kennenlernten und sie öfters in die Band integrierten. Barbara Oschmann sprang diesmal für Sängerin Carolin Büchs ein, die ihre Stimme schonen musste und tauschte mit ihr den Platz an der Seite von Frontfrau und Lead-Sängerin Eva Schürmann . Drummer Johannes Neugebauer, Gitarrist Volker Büchs, Keyboarder Roland Weger und Perkussionist Peter Lindacher ergänzten die Gruppe, deren Texte aus der Feder von Seifert und Wolfgang Mai stammen.
"Wo ein Teil meiner Seele eine Heimat hat?" Die Antwort auf diese musikalische Frage kann nur Hammelburg heißen. Denn es war offensichtlich, dass sich die Akteure auf der Hallenbühne wohlfühlten und der Funke zum Publikum schnell übersprang. Eigene Songs über Liebe, Glaube, Hoffnung und Sehnsucht wechselten mit Gospel und Spirituals, die häufig bei der afro-amerikanischen Bevölkerung zu finden sind.
Beispielsweise der Titel "Wade on the water", der der Zeit der Sklaverei entstammt und 1901 erstmals öffentlich aufgeführt wurde. Dieses nach Sehnsucht und Freiheit dürstende Lied erlangte sogar den Chart-Status in der Version von Muddy Waters , einer der berühmtesten Bluesmusiker und war in Diskotheken zu hören. Auch das inbrünstige "Hallelujah", von Barbara Oschmann gesungen, fand Eintritt in die Rockmusik und ist auf einer Langrille von Deep Purple zu finden.
Das Engagement der Afrika-Hilfe in Tansania erläuterte Reinhard Beichel vom Vorstand des heimischen Vereins. Er schilderte die Lebensumstände und Nöte "in einem Afrika, das kein Tourist sieht". Zudem hatte der Verein eine Ausstellung von afrikanischen Kunstgegenständen und Bildern vor Ort organisiert. Der Spendenerlös des Konzerts ist der Arbeit der Afrika-Hilfe zugedacht.
Der Begriff "Zeitenwende", aktuell im Munde vieler Politiker, bekam im Jericho-Lied "Wenn Zeiten sich wenden" eine eigene Bedeutung angesichts des Kriegs in der Ukraine. "Geschlagen, gesegnet sehen wir das Licht", machte in diesem Zusammenhang nachdenklich.
Beeindruckend erwies sich der Dank, den Eva Schürmann in einem komplett spanisch gesungenen Lied abstattete. Gracias.