
Viele Kissinger kennen ihn vor allem vom Rakoczyfest als Darsteller des mittelalterlichen Kreuzritters und Minnesängers Graf Otto von Botenlauben . Doch dies war nur die eine Seite des Reiterswiesener Urgesteins Werner Vogel . Am Freitag gab er in der Mitgliederversammlung nach 18 Jahren seinen Vorsitz im Heimatverein Botenlauben auf, dessen Gründung im Jahr 1984 seiner Initiative zu verdanken ist. "Der Verein ist Teil meines Lebens. Auch als einfaches Mitglied werde ich für diese Ideen glühen." Zum Nachfolger wurde sein langjähriger Stellvertreter Ludwig Metz gewählt, der wiederum Werner Vogel mit Zustimmung der Mitglieder zum Ehrenvorsitzenden ernannte. Metz: "Man kann gar nicht in Worte fassen, was er alles für den Verein geleistet hat."
In Erinnerungen schwelgend, lauschten die im Vereinshaus Krone versammelten 39 Mitglieder dem ausführlichen Bericht Werner Vogels , der sich damit zugleich bei allen bedankte, die in den vergangenen fast vier Jahrzehnten in verschiedenen Arbeitsbereichen verantwortlich und maßgeblich zur Entwicklung des heute 562 Mitglieder zählenden Heimatvereins beigetragen haben.
Der ehemalige Reiterswiesener Lehrer und Kommunalpolitiker Albert Verholen sei es gewesen, der bei dem erst zehnjährigen Werner das Interesse fürs Mittelalter geweckt habe. "Verholen hat mich auf den Minnesänger Otto von Botenlauben aufmerksam gemacht." Alles Weitere ist Geschichte: Das 750-jährige Bestehen Reiterswiesens wurde 1984 gefeiert. Werner Vogel war Vorsitzender des Festausschusses. "Da habe ich als Jungspund unter den Vereinsbossen das Organisieren gelernt."
Damit war zugleich der Grundstein für den Heimatverein gelegt. Arnold Greubel und Werner Vogel setzten die Ziele des Vereins auf und luden zur Gründungsversammlung am 21. November 1984. Die damals 28 anwesenden Mitglieder wählten Greubel zum Vorsitzender und Vogel zu dessen Stellvertreter. Das Alte Rathaus wurde zum Vereinslokal. Fünf Jahre später übernahm Günter Immler den Vorsitz, dem dann Vogel im Jahr 2003 folgte.
In seinem Rückblick erinnerte der nun scheidende Vorsitzende an das Werden und Wachsen des Vereins mit Schaffung der Heimatstube, Gründung der Theatergruppe und Errichtung der Naturbühne auf Burg Botenlauben . "Die Naturbühne hat die Burg zum Freilichttheater gemacht und unsere Mittelalter-Darstellung in eine andere Dimension gehoben." Seitdem trug das Burgfestspiel "Minnesang und Schwerterklang" mit über 300 Mitwirkenden erst jährlich, später alle zwei Jahre den Namen Reiterswiesen in die Welt hinaus.
"Die 2020 schon einmal verschobenen Festspiele auf Burg Botenlauben mussten auch in diesem Jahr der Pandemie zum Opfer fallen", bedauerte Vogel. Nur ein einziges Mal in seiner Geschichte war "Minnesang und Schwerterklang" zuvor ausgefallen - nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in New York. Jetzt rechnen alle mit der Wiederaufnahme im kommenden Jahr. "Unser Heimatverein hat die Aufgabe und Verpflichtung, die Burg mit Leben zu füllen", gab der scheidende Vorsitzende den ihm nachfolgenden Verantwortlichen und allen Mitgliedern als Auftrag mit auf den Weg. "Denn nur dann werden die Gelder des Freistaats zur Erhaltung der Burg Botenlauben weiterhin fließen."
Zur Neuwahl schlug Vogel seinen bisherigen Stellvertreter Ludwig Metz als Nachfolger vor. "Ich hatte nie einen anderen Stellvertreter und ich hätte nie einen anderen haben wollen. Er soll und wird das fortführen, was wir alle miteinander aufgebaut haben: Dorfgeschichte, Mittelaltergeschichte, mit allem was dazu gehört." Die Mitglieder folgten Vogels Empfehlung und wählten Metz mit 37 Stimmen bei zwei Enthaltungen zum neuen Vorsitzenden. Als seinen Stellvertreter hatte sich Metz den Koch und Hotelkaufmann Martin Reinhart auserkoren, der als einziger Kandidat in sein neues Amt gewählt wurde. Kassiererin bleibt Patricia Schodorf. Auch Tanja Schaeffer wurde als Schriftführerin im Amt bestätigt.
Erstmals in der Vereinsgeschichte gab es bei der Wahl der Beisitzer eine Überraschung: Vier Kandidaten hatten sich gemeldet, nur drei sah die Satzung vor. Während Christine Herbert und Johannes Weidenthaler im ersten Wahlgang mit Stimmenmehrheit gewählt wurden, kamen Matthias Schmitt und Alexander Ferrari beide auf 27 Stimmen. Auch bei der Stichwahl erreichten beide mit jeweils 19 Stimmen den Gleichstand. Deshalb entschieden die Mitglieder, die Zahl der Beisitzer auf vier zu erhöhen, und nahmen beide Kandidaten in den Vorstand auf.
Abschließend ließ es sich der bereits ausgeschiedene Vorsitzende nicht nehmen, zwei langjährige Mitstreiterinnen zu würdigen, die zum Dank für ihre Verdienste um den Verein zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden: Gründungsmitglied Doris Immler bezeichnete Werner Vogel neben unzähligen anderen Verdiensten als "tragende Säule der Theatergruppe" und dankte ihr schon vorzeitig für die noch aufzustellende Rundbank im Hof des Alten Rathauses. Seiner Ehefrau Doris Vogel, die 1984 zur ersten Beatrix von Courtenay wurde und Gründerin der Theatergruppe war, bezeichnete er als "Aushängeschild unseres Vereins". Neben anderem würdigte er vor allem ihre 20-jährige Bürotätigkeit für den Verein. "Sie hatte für meine Fragen und Ideen immer ein offenes Ohr und war mir eine gute Ratgeberin."