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Bad Kissingen
Heilwassertest: Hoheiten mit feiner Zunge
Zur Einstimmung aufs Rakoczy-Fest haben wir getestet, wie gut sich die Historischen mit den Heilbrunnen Bad Kissingens auskennen.
Lars Streiberger alias König Maximilian II von Bayern (links), Quellenkönigin Carina Wehner und Prinzregent Luitpold (Peter Krug) stellten sich der Blindverkostung. Foto: Benedikt Borst       -  Lars Streiberger alias König Maximilian II von Bayern (links), Quellenkönigin Carina Wehner und Prinzregent Luitpold (Peter Krug) stellten sich der Blindverkostung. Foto: Benedikt Borst
| Lars Streiberger alias König Maximilian II von Bayern (links), Quellenkönigin Carina Wehner und Prinzregent Luitpold (Peter Krug) stellten sich der Blindverkostung. Foto: Benedikt Borst
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 18.08.2022 19:20 Uhr
Weiß behandschuhte Finger greifen zu den zierlichen Wassergläsern. Sie heben sie an die Lippen, der Mund probiert einen Schluck. Aus welcher Quelle könnte das Wasser stammen? Pandur oder Rakoczy? Oder vielleicht doch aus dem Max-Brunnen? Peter Krug, Lars Streiberger und Carina Wehner beraten sich. Ganz sicher ist sich keiner. Nach kurzem Zögern notieren jeder seinen Tipp auf einem Zettel, dann geht es weiter zum nächsten Glas.


Wenn's heftig schmeckt? Pandur!

Am kommenden Wochenende werden die drei als historische Persönlichkeiten drei Tage auf dem Rakoczy-Fest unterwegs sein. Krug als Prinzregent Luitpold, Streiberger als König Maximilian II., Wehner als die diesjährige Quellenkönigin. Beim Rakoczy-Fest feiert Deutschlands bekanntester Kurort seine sieben Heilquellen, die dafür gesorgt haben, dass früher Kaiser und Könige zur Kur an die fränkische Saale kamen. Aber wie gut wissen eigentlich die Historischen über die Heilquellen Bescheid? Können sie die einzelnen Wasser am Geschmack erkennen? Um das herauszufinden, hat die Saale-Zeitung sie zu einer Blindverkostung in die Wandelhalle eingeladen.

Lisa Schleicher von der Staatsbad GmbH leitet die Blindverkostung. Als Brunnenfrau berät sie Gäste zum Thema Heilwasser, gibt Gläser aus, schüttelt bei Bedarf die natürlich vorhandene Kohlensäure aus dem Wasser und bietet Heilwasserproben an. "Wir haben hier vier Heilquellen, die man trinken kann", erklärt sie. Dabei ist Wasser nicht gleich Wasser. Alle Quellen sind verschieden mineralisiert und unterscheiden sich in Geschmack und Wirkungsweise. Die sehr salzhaltigen Rakoczy- und Pandurbrunnen kommen vor allem bei Magen- Darmerkrankungen zum Einsatz. "Pandur und Rakoczy schmecken recht ähnlich. Das sind Zwillingsquellen", sagt sie. Pandur habe den stärksten Eigengeschmack und sage der Mehrheit der Gäste am wenigsten zu.

Der Maxbrunnen und der Luitpoldsprudel alt hingegen schmecken milder und weniger salzig, sind dafür aber eisenhaltiger. Schleicher beschreibt das so: "Luitpold alt schmeckt, als würde man an einer rostigen Eisenstange schmecken". Das Maxwasser ist das mildeste unter den Quellen und wird auch von vielen Kissingern abgefüllt oder spontan von Spaziergängern und Sportlern getrunken. Gerade für Sportler sei es gut geeignet. "Max enthält viel Magnesium und Eisen. Es ist gut für den Knochenbau und die Muskeln", erläutert die Expertin.

Gerade die älteren Kissinger hätten eine intensivere Bindung zu den heimischen Heilwassern gehabt, findet Krug. "Früher gab es in der Schreinerei immer einen Glasballon, der mit Maxwasser gefüllt war für die Arbeiter", erzählt der Schreinermeister. Zur Erfrischung gab es Heilwasser statt Selters und Limo. Seine Großmutter habe das Wasser aus dem Maxbrunnen nicht nur getrunken, sondern auch in der Küche verwendet - zum Beispiel um damit Nudeln und Kartoffeln abzukochen. "Dadurch dass das Wasser so salzhaltig ist, mussten die alten Kissinger kein extra Salz mehr dazugeben", erzählt Krug. Damit sparten sie Geld, denn der weiße Mineralstoff war ein Luxusartikel.
Schleicher rät, dass man das Heilwasser aus geschmacklichen Gründen aus Glasgefäßen trinken sollte. Von Plastik und Pappbechern rät sie ab. Abgefülltes Wasser sollte zudem kühl sowie dunkel gelagert und zügig verbraucht werden. "Es ist um die drei Tage haltbar. Danach zeigen sich braune Verfärbungen, weil die Mineralstoffe oxidieren. Das Wasser schmeckt dann auch nicht mehr so gut", sagt sie.


Unverkennbar: Bitterwasser

Die beiden bayerischen Regenten schnitten bei der Blindverkostung passabel ab: Max und Luitpold erkannten den Max-Brunnen und das Bitterwasser korrekt am Geschmack, drei Mal lagen sie daneben. "Ich nehme das als Ansporn, mich eingehender mit den Heilquellen zu beschäftigen, damit ich beim nächsten Mal besser bin", kommentiert Max-Darsteller Streiberger sein Ergebnis lachend. Da zuckt die Quellenkönigin nur müde mit den Schultern: Sie hat alle vier trinkbaren Quellen sowie das künstlich hergestellte Kissinger Bitterwasser richtig zugeordnet. Herausragendes Expertenwissen? Talent? Eine besonders feine Zunge? Carina Wehner lacht. "War doch ganz einfach", meint sie. Ein bisschen Glück war dann aber doch dabei.


Die Bad Kissinger Heilwasser

Rakoczy
- Merkmale: Wurde 1737 bei einer Saaleverlegung im alten Flussbett wiederentdeckt, als Brunnen erschlossen und nach dem populären ungarischen Freiheitskämpfer Fürst Ferenc II.Rákóczi benannt.
- Inhaltstoffe: Ist mit 2362 Milligramm Natrium pro Liter sehr salzhaltig.
- Geschmack: sehr kräftig und salzig
Anwendung: Bei Magen- und Darmerkrankungen, Gallen- sowie Lebererkrankungen

Pandur
- Merkmale: Wurde früher der "scharfe" oder Badbrunnen genannt, ist er seit 1616 als Kurbrunnen bekannt. Seinen heutigen Namen erhielt er im 18.Jahrhundert nach dem
berüchtigten Panduren-Korps.
- Inhaltstoffe: Ist mit 2766 Milligramm Natrium pro Liter noch salzhaltiger als Rakoczy.
- Geschmack: Die am kräftigsten schmeckende Quelle, sehr salzig.
Anwendung: Hilft, die Säureproduktion des Magens zu regulieren, ansonsten bei Magen- Darmerkrankungen, Gallen- sowie Lebererkrankungen.

Luitpold (alt)
- Merkmale: Wurde auf der Suche nach Kalisalzen von 1906 bis 1908 im nördlichen Saaletal erbohrt und fünf Jahre später dem Kurbetrieb übergeben. Benannt nach Prinzregent Luitpold II. von Bayern.
- Inhaltsstoffe: Von den Brunnen für Trinkkuren hat er den höchsten Eisengehalt (14 Milligramm pro Liter).
- Geschmack: Sehr eisenhaltig, ähnlich als hätte man sich auf die Zunge gebissen und Blut im Mund. Ansonsten milder als Rakoczy und Pandur.
-Anwendung: Bei Eisenmangel, Erschöpfungszuständen, bei Blutarmut und zur Nachbehandlung nach Magen-Darm-Operationen, bei Störungen des Magens.

Max
- Merkmale: Wurde auch als "Sauerbrunnen" bezeichnet. Ist der älteste der sieben Heilbrunnen und wurde erstmals 1520 erwähnt. Trägt seinen Namen seit seiner Neufassung unter König Max I. Joseph von Bayern im Jahr 1815.
- Inhaltsstoffe: Ist mit 123 Milligramm pro Liter besonders Magnesiumhaltig.
- Geschmack: Der mildeste Brunnen. Schmeckt zwar ebenfalls sehr eisenhaltig, kommt aber einem kräftigen Mineralwasser noch am nächsten.
- Anwendung: Gut für den Knochenbau, bei Atemwegs-, Nieren und Harnwegserkrankungen, hilft aber auch bei Störungen des Magen-Darm-Traktes.

Bitterwasser
- Merkmale: Das Kissinger Bitterwasser ist kein eigener Brunnen, sondern wird auf Basis des Rakoczy-Wassers unter Zusatz von Magnesium- und Natriumsulfat hergestellt. Unter König Maximilian II. von Bayern eingeführt, wird es seit 1856 für Trinkkuren genutzt.
- Inhaltsstoffe: Enthält annähernd 20 000 Milligramm Sulfate pro Liter.
- Geschmack: Sehr bitter
- Anwendung: Bei Verdauungsstörungen, insbesondere bei Darmträgheit und Verstopfung.

Luitpold (neu)
- Merkmale: Wurde 1986 entdeckt und aufgrund seiner ganz besonderen Zusammensetzung vor allem für Bäderanwendungen genutzt.
-Inhaltsstoffe: Enthält 672 Milligramm Calcium pro Liter.
-Anwendung: Badekur bei Herz- und Kreislaufproblemen

Runder Brunnen
-Merkmale: Eisenhaltiger Natrium-Chlorid-Säuerling. Wurde 1788 entdeckt und für die Salzgewinnung erschlossen. Wird seit 1841 als Badequelle und heute auch zur Inhalation genutzt. Gilt als Sehenswürdigkeit, da er intermittiert, also von Zeit zu Zeit heftig aufwallt und wieder zusammensinkt.
-Inhaltsstoffe: Enthält 4850 Milligramm Salz pro Liter
- Anwendung: Kneippkuren bei Herz-Kreislausproblemen sowie Inhalation am Gradierbau bei Atemwegserkrankungen

Schönbornsprudel
-Merkmale: Wurde 1764 im Stadtteil Hausen zur Salzgewinnung erschlossen, als Thermalquelle zum Baden jedoch erst gut 100 Jahre später genutzt. Ihr Name geht auf den Würzburger Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn zurück. Das Wasser hat bei Entnahme eine Temperatur von 20,2 Grad Celsius.
- Inhaltsstoffe: Enthält 3028 Milligramm Natrium pro Liter
- Anwendung: Versorgt die Kisssalis-Therme sowie mehrere Hotels/Sanatorien. Hilft bei Bandscheibenproblemen, Rheuma, Gelenkerkrankungen
und Verspannungen, zur Nachbehandlung von Verletzungen und nach Operationen am Bewegungsapparat, bei Herz-Kreislaufproblemen, Erkrankungen der Atemwege, des Nervensystems und der Haut.
 
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