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Bad Kissingen
So schmeckt Bad Kissinger Heilwasser dem auswärtigen Gaumen
Mit der Tasse in der Hand ergründet Volontär Julian Megerle die Heilquellen in und um Bad Kissingen. Eine kleine Erlebnisreise durch die Welt des Wassers.
Wassertest Bad Kissingen 2024_1       -  Wohl bekomm's: Eine Station auf der Wassertour ist der Luitpoldsprudel alt.
Foto: Julian Megerle | Wohl bekomm's: Eine Station auf der Wassertour ist der Luitpoldsprudel alt.
Julian Megerle
 |  aktualisiert: 23.06.2024 02:34 Uhr

Es spendet Leben, es ist mal klar und mal trüber, es ist nicht von unserem Planeten wegzudenken: Wasser. In Bad Kissingen stehen gleich mehrere Quellen zur Auswahl, die dazu noch Heilung versprechen: Sie haben wohlklingende Namen wie Maxbrunnen, Rakoczy-Quelle oder der Luitpoldsprudel, um nur ein paar zu nennen. Für Kissinger ist das möglicherweise gewohnter Bestandteil der Tagesroutine – doch wie wirkt das Wasser auf einen Nicht-Kissinger? Ein Selbstversuch soll Licht ins Dunkel der tiefen Quellen bringen. 

Luitpoldsprudel alt“: Flüssiges Eisen

Wassertest Bad Kissingen 2024_2       -  Der Bohrturm des alten Luitpoldsprudels.
Foto: Julian Megerle | Der Bohrturm des alten Luitpoldsprudels.

Der Beginn der Reise ist ein regnerischer Tag, Anfang April. Direkt an der rauschenden Saale drängt es empor. Es ist der „Luitpoldsprudel alt“ benannt nach dem ehemaligen bayrischen Herrscher.  Der Sprudel kommt hier seit dem Jahr 1908 empor. In dem hölzernen Brunnengebäude fließt und pumpt das eisenhaltige Wasser aus einer Kugel mit vier Hähnen. 60 Liter kommen pro Minute ans Tageslicht.

Nun der Test: Eine große Tasse gefüllt mit dem Wasser aus 253 Metern Tiefe. Es schmeckt definitiv eisenhaltig, aber fließt gut hinunter. Eine Infotafel verspricht, dass das Wasser Abhilfe bei chronischer Störung der Magensekretion, insbesondere bei Übersäuerung des Magens und bei Magenschleimhautentzündungen schafft. Außerdem werde damit die Blutbildung gefördert. Das ist interessant für Menschen, die an Eisenmangelanämie leiden.

Wassertest Bad Kissingen 2024_3       -  Wie ein Fluss aus Eisen.
Foto: Julian Megerle | Wie ein Fluss aus Eisen.

Auch wenn der Tag als angehender Redakteur manchmal stressig ist: Vor und auch nach dem Schnabulieren des Wassers geht es einem gut. Man könnte lange dabei zusehen, wie aus einer Badewanne vor dem Förderturm das Quellwasser in die Saale fließt und dabei eine rostrote Spur zieht.  Ein netter Gruß des Eisens. Aber es warten noch ganz anderen Gaumenfreuden. 

Königliches Maxwasser: leicht salzhaltig im Abgang

Wassertest Bad Kissingen 2024_4       -  Sehr bekömmlich: Das Wasser des Maxbrunnens am Kurgarten.
Foto: Julian Megerle | Sehr bekömmlich: Das Wasser des Maxbrunnens am Kurgarten.

Leiden Sie unter Katarrhen der oberen Luftwege, wollen Nierensteinen vorbeugen oder haben Störungen von Magen und Darm?  Dann lohnt sich möglicherweise eine Zeitreise ins Jahr 1520.  Damals wurde der Maxbrunnen entdeckt, der im Bad Kissinger Kurgarten an die Oberfläche tritt. Mal wieder ist der Brunnen einem König, diesmal Max I. Joseph von Bayern, gewidmet.

Aber schmeckt das Wasser auch so königlich? Der tiefe Schluck aus der Tasse trügt nicht: sehr bekömmlich, nur leicht salzhaltig im Abgang. Immerhin ist hier in diesem kühlen Nass verhältnismäßig wenig Chlorid enthalten. Allerdings soll laut Website des Wasserwirtschaftsamts Bad Kissingen das Heilwasser „für eine vermehrte Flüssigkeitsausscheidung“ sorgen. Wo ist hier eigentlich die nächste öffentliche Toilette? 

Vorsicht vor „Pandur“ und „Racoczy“

Vor dem Gang zum Pissoir lohnt sich aber der Blick in direkte Nachbarschaft des Maxbrunnens: Die Brunnen „Pandur“ und „Racoczy“, die beide eher ungleichmäßig aus den Hähnen quirlen, ja manchmal gar furzen, warten darauf, verköstigt zu werden. Auch ohne Abschluss als Wassersomelier stellt man schnell fest: Pandur kitzelt den Gaumen mehr als Racoczy.  Bei letzterem will man sich gar nicht ausmalen, wie das Kissinger Bitterwasser schmecken muss, dessen Grundlage aus dem Racoczybrunnen aus dem Jahr 1737 stammt.

Immerhin: Beide Quellwasser sollen Leber, Darm, Gallenblase und Co helfen. Chlorid ist hier in hohen Mengen vorhanden. Aber Obacht: Wegen des Arsengehalts soll man sich bei Racoczy auf 600 Milliliter pro Tag beschränken, beim Nachbarbrunnen Pandur liegt die Tagesdosis bei nur 400 Milliliter.

Dank des gewöhnungsbedürftigen Geschmackserlebnisses ist die Gefahr an diesem Tag begrenzt, an die Höchstmengen heranzukommen. Es folgt ein kurzes Verschwinden in die „Porzelanabteilung“, um das Wasser wieder an den natürlichen Kreislauf zurückzugeben - bis es Jahrtausende später wieder in Bad Kissingen als Heilwasser zutage tritt.

Salzhaltige Luft aus dem „Runden Brunnen“ soll helfen

Wassertest Bad Kissingen 2024_5       -  Das Gradierwerk an der unteren Saline in Bad Kissingen.
Foto: Julian Megerle | Das Gradierwerk an der unteren Saline in Bad Kissingen.

Nach so vielen Mutproben für den Magen ist Zeit für ein bisschen Entspannung. Die findet man bei der beim Gradierwerk im Kissinger Norden. Schon früh wurde an der Saline Salz gewonnen, das bayrische Königreich hat das weiterausgebaut. Und auch heute noch tropft das Wasser von oben und es bilden sich Krusten entlang der Reisigbündel, sodass die Inhaltsstoffe in die Luft übergehen. Wenn man die salzhaltige Luft aus dem „Runden Brunnen“ einatmet, soll es den Atemwegen zugutekommen. Ob es auch gegen den zurzeit sehr nervigen Heuschnupfen hilft, ist nicht bekannt. 

Wassertest Bad Kissingen 2024_6       -  Salzkrusten auf Reisigzweigen am Gradierwerk. Der „Runde Brunnen“ speist das Werk.
Foto: Julian Megerle | Salzkrusten auf Reisigzweigen am Gradierwerk. Der „Runde Brunnen“ speist das Werk.

Erlebnis für alle Sinne

Übrigens: Hier gibt es ein echtes Naturschauspiel zu bestaunen, wie die Quelle unter einer Glaskuppel schäumt, als würde sie sich auf die Besucher freuen, die hier entspannen.

So viele Eindrücke. Nach soviel Gucken, Riechen, Schmecken, Gurgeln und Spazieren um die Quellen, wäre doch so ein Fußbad eine feine Sache. Das gibt es gleich nebendran: Das Kneippbecken ruft und verspricht, Herz-Kreislauf-Probleme zu lindern. Das Wasser ist angenehm kühl. Der Aufwand hat sich gelohnt. Alles ist im Fluss. 

Fließt im Nicht-Kissinger nun mehr Bad Kissingen? Ziemlich sicher. Ist der Volontär jetzt also mit allen Wassern gewaschen - also geheilt, geläutert und auch im journalistischen Sinne gewappnet? Fast. Der letzte Gang nach Feierabend steht noch an: Eine gediegene Auszeit in der Bad Kissinger Therme, umflossen vom Schönbornsprudel. 

 

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