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Bad Kissingen
Heilwasserabfüllung: Alte Lizenz darf nicht verfallen
Alle drei Jahre werden einige Flaschen Bad Kissinger Heilwasser abgefüllt. Durch eine Schau-Anlage im Kurhausbad soll die Tradition wiederbelebt werden.
Hubert Kirchner zeigt eine der wenigen offiziell abgefüllten Flaschen mit Bad Kissinger Rakoczy-Wasser. Foto: Ralf Ruppert       -  Hubert Kirchner zeigt eine der wenigen offiziell abgefüllten Flaschen mit Bad Kissinger Rakoczy-Wasser. Foto: Ralf Ruppert
| Hubert Kirchner zeigt eine der wenigen offiziell abgefüllten Flaschen mit Bad Kissinger Rakoczy-Wasser. Foto: Ralf Ruppert
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 19.08.2022 13:35 Uhr
Hubert Kirchner hält eine echte Rarität in der Hand: "Staatlich Bad Kissinger" steht auf dem Etikett der Flasche, darunter "Rakoczy - Heilwasser zum Trinken". Bis 2001 wurde Bad Kissinger Heil- und Bitterwasser tausendfach abgefüllt und in sämtliche deutsche Großstädte geliefert. Mittlerweile werfen Mitarbeiter der Staatsbad GmbH die kleine und an manchen Stellen bereits verrostete Abfüllanlage nur noch alle drei Jahre an.


Rezeptur aus dem 19. Jahrhundert

"Wir befüllen jeweils rund fünf Kisten, davon müssen wir aber einige als Rückstellung behalten", berichtet Hubert Kirchner, der das Gebäudemanagement bei der Staatsbad GmbH leitet. In Absprache mit dem Gesundheitsamt und mit Hilfe von Apotheker Manfred Lenhart wird dann auch Bitterwasser hergestellt: Die geheime Rezeptur geht auf den Chemiker Justus von Liebig (1803 -1873) zurück. "Das gilt heute als Arzneimittel", sagt Kirchner, und: "Die Lizenz dafür heute noch mal zu bekommen, wäre vermutlich fast unmöglich."

"Das Bitterwasser ist unverändert ein Bad Kissinger Heilmittel", unterstreicht auch Pressesprecher Horst Wolf vom Bayerischen Finanzministerium. "Aus Sicht des Freistaats wird daher der Erhaltung der bestehenden Lizenz unverändert eine Bedeutung beigemessen", heißt es weiter aus München. Deshalb werde das Zentrum Staatsbäder der "Immobilien Freistaat Bayern" (IMBY) im Rahmen der 40 Millionen Euro teuren Generalsanierung des Kurhausbades eine Heilwasser-Schau-Abfüllanlage bauen, die die Staatsbad GmbH betreiben soll.

Der Freistaat Bayern kommt damit einer Bitte der Stadt nach, die in einem Konzept zum Kurhausbad die Nutzung des Untergeschosses für eine Schau-Abfüllung und einen Gastronomie-Betrieb vorschlug. "Die Planung von Bitterwasserherstellung und Heilwasser-Schau-Abfüllung läuft parallel mit der Planung der Generalsanierung des Kurhausbads und befindet sich unmittelbar vor der Fertigstellung der Entwurfsplanung", berichtet das Finanzministerium. In dem Gebäude sollen 100 Arbeitsplätze der neuen Außenstelle des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) entstehen. "Die Heilwasser-Schau-Abfüllanlage ist Teil der Dokumentation der historischen Entwicklung des Staatsbades Bad Kissingen."


Bitterwasser als Souvenir

Laut Finanzministerium arbeitet die Staatsbad GmbH noch an einem endgültigen Konzept. "Die geplante Showabfüllung im Kurhausbad soll touristisch inszeniert werden, dabei spielt die Produktion der (kleinen) Mengen eine untergeordnete Rolle", teilt Kurdirektor Frank Oette auf Nachfrage mit. Geplant sei der Verkauf der geringen Produktionsmengen als Souvenir, zum Beispiel über die Tourist-Information.

Auch Oette erachtet die Erhaltung der Lizenzen für sinnvoll. Im Rahmen der Umsetzung der Marketingstrategie "Entdecke die Zeit" und der gesundheitstouristischen Neupositionierung hin zum Thema "Mentaler Gesundheit/Gesunder Lebensstil" wird laut Kurdirektor "der Vermarktung des Bad Kissinger ortsgebundenen Heilmittels weiterhin eine entscheidende Bedeutung zukommen". Auch Oette geht davon aus, dass die Lizenz nur "unter erheblich erschwerten Bedingungen und nur mit sehr großem Aufwand" neu beantragt werden könnte.
Die alte Anlage im Krugmagazin wird sicher nicht umziehen: "Auch wenn's steht, geht's kaputt", sagt Hubert Kirchner über die mehr als 30 Jahre alte Abfüllanlage. "Die Anschaffung einer Abfüllanlage erfolgt in enger Abstimmung zwischen den Freistaat Bayern und der Staatsbad GmbH", berichtet Kurdirektor Oette.

Mit im Boot ist auch die Stadt Bad Kissingen: "Ich freue mich, dass der Freistaat Bayern in seinen Planungen dem Wunsch der Stadt Bad Kissingen, im neuen Kurhausbad möge auch eine Heilwasser-Showabfüllung vorgesehen werden, nachgekommen ist", betont Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD). Wichtig sei ihm, dass in dem Bauwerk mit besonderer kurhistorischer Bedeutung eine touristische Nutzung bleibt. "In seiner Geschichte hat das Kurhausbad vielen Menschen Linderung und Genesung gebracht, und mit seiner einmaligen Architektur viele Freunde gefunden, die das Gebäude schätzen und es als eines der Wahrzeichen von Bad Kissingen betrachten", betont Blankenburg. Deshalb werde die Heilwasser-Showabfüllung dazu beitragen, dass das Gebäude in Zukunft gut besucht wird: "Das Kurhausbad wird also weiterhin eine wichtige Rolle im Gesamtbild der Stadt Bad Kissingen spielen."
 
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