
Die Premiere hatte noch kaum begonnen, da kündigten die Beteiligten fürs nächste Jahr schon eine Fortsetzung an. Oberbürgermeister Kay Blankenburg und Stefan Mross waren mit dem Besuch beim Galaabend des 1. Bad Kissinger Musikantenfrühlings offenbar so zufrieden, dass sie für 2013 bereits eine zweite Runde der Zusammenarbeit vereinbart haben.
Beim Höhepunkt der auf ein ganzes Wochenende angelegten Reihe mit drei Konzerten volkstümlicher Musik war der Große Saal des Regentenbaus am Samstag ausverkauft. Am Sonntag, zum Frühschoppen mit der Rhöner Kapelle Bedörend röhrend, präsentierte sich der Saal darüber hinaus überraschend gut besetzt. Die Eröffnungsparty mit den 3 Z'widern im Tattersall am Freitag (wir berichteten) dagegen hätte deutlich mehr Publikumsresonanz vertragen.
Angefangen hat die Stadt das musikalische Angebot an die Sehnsucht nach einer heilen Welt nicht einfach nur aus Spaß an der volkstümlichen Freud'. OB Blankenburg will Bad Kissingen auch Gästekreise erschließen, die sie mit den etablierten Angeboten im Bereich der klassischen Musik nicht erreicht. Das neue Angebot der Kurstadt als Fremdenverkehrsstandort Nutzen bringen. Deshalb ist es auf drei Tage angelegt. Nicht bloß auf einen Galaabend.
Stefan Mross, das Zugpferd des Abends, betätigte sich nicht nur als Moderator. Als Sänger und Trompeter trat er immer wieder auch musikalisch in Erscheinung. Dazu lieferte er humoristische Einlagen in Sketchen über langsame Schweizer und betrunkene Bergbauern.
Dass all das nicht nur bei Mross selbst live gesungen und gespielt war, betonten der Moderator und die anderen Interpreten vielfach. Die musikalische Grundlage legte jeweils das Orchester Otti Bauer.
Genau betrachtet, reichte der Beitrag der Familie Bauer aber deutlich über die Begleitung der Sänger hinaus. Otti Bauers Sohn Florian trat in mindestens drei Funktionen in Erscheinung. Am Samstag als Trompeter im Orchester seines Vaters sowie als Dirigent der Egerländer Blasmusik. Dazu am Sonntag als Mitglied von Bedörend röhrend, einem Ensemble von Musikern aus der Region, das mit Virtuosität konzertante Blasmusik präsentierte.
Stefan Mross' Gäste waren quasi international. Die Pitztaler Nachtigalln aus Tirol feierten mit viel Schwung ein Fest der Liebe. Reiner Kirsten aus dem Schwarzwald ließ das Publikum zu seinen Schlagern schunkeln. Und Takeo Ischi, in Tokio geborener und in Reit im Winkl lebender Sushi-Jodler, sorgte mit Titeln wie der Schützenliesel für exotische und mit seinem Bibi-Hendl für komische Momente.
Dazwischen durften der junge Felix Metz (unterstützt vom Jugendmusikkorps), das Duo con Brio aus Oberthulba und der skurril-komische Dialektsänger Konrad Albert aus Poppenroth zeigen, was sie können. Sie hatten sich bei einem Casting für den Abend qualifiziert.
Plattgesessene Hinterteile
Dem Publikum hat all das ganz offensichtlich gut gefallen. Trotzdem gab's auch ein paar kritische Anmerkungen. Im Großen Saal des Regentenbaus waren Biertischgarnituren aufgestellt. Nicht wenige Besucher klagten am Samstag, dass ihre Hintern nach fünf Stunden auf den Bänken plattgesessen waren. Beim Frühschoppen am Sonntagvormittag gab's Beschwerden über die Logistik bei Essen und Getränken. Vielleicht hatte da der Service das Publikumsinteresse unterschätzt.





