
Geduld war gefragt bei den zahlreichen „Die-Amigos“-Fans, die das Konzert im Kissinger Regentenbau besuchen wollten. Denn die Warteschlange vor Beginn reichte bis zur Ludwigsstraße. Doch wenn man diese Hürde erst einmal überwunden hatte, stand dem Schlager-Erlebnis mit dem Brüder-Paar Ulrich sowie Sängerin Daniela Alfinito nichts mehr im Wege.
Mehr als 1000 Gäste füllten den Max-Littmann-Saal und erlebten einen dreistündigen Ausflug in eine musikalische Parallelwelt, in der im Drei-Minuten-Takt die heile Welt mit ihren Höhen und Tiefen besungen wurde.
Auftritt 18 Uhr – nur selten erlebt man, dass ein Konzert um diese Uhrzeit beginnt. War das dem Alter der Brüder Bernd Ulrich (74 Jahre) und Karl-Heinz Ulrich (77 Jahre) geschuldet oder dem Durchschnittsalter des Publikums?

Gegründet im Jahr 1970
1970 haben die Brüder Ulrich die Band „Die Amigos“ gegründet. Seit dem sind mehr als 600 Lieder im typischen, eingängigen Fox-Rhythmus, der zum Tanzen oder Mitklatschen animiert, entstanden. Strophen und Refrains spiegeln die Sehnsüchte ihrer Fans wider.
Der Weg der „Amigos“ führte über Veranstaltungen im regionalen Umfeld Mittelhessens auf die bundesdeutschen Bühnen des volkstümlichen Schlagers, wobei sich der Erfolg im deutschen Sprachraum erst ab den 2000er Jahren einstellte, als man Titel in den deutschen und österreichischen Charts platzieren konnte.
Bislang in Deutschland 16 Nummer-Eins-Alben
Nicht ohne Stolz verkünden sie, dass man bislang in Deutschland 16 Nummer-Eins-Alben aufgelegt habe – wobei die Promotion für das im Herbst 2024 neu aufgelegte Album nicht fehlen durfte. Mit ihren eingängigen Melodien und den meist konfliktfreien Texten schufen die Ulrich-Brüder auch im Regentenbau eine Wohlfühl-Atmosphäre. Man spürt einerseits die Erwartungshaltung der Gäste, und andererseits den harmonischen Auftritt der Brüder, die es mit Themen wie Liebe und Zuneigung, Engel mit schützenden Händen, Einsamkeit oder Bezügen zu bekannten Persönlichkeiten wie James Dean oder Elvis Presley in die Herzen der Gäste schafften.
Auch Daniela Alfinito, Tochter von Bernd Ulrich und seit über 20 Jahre musikalische Unterstützung bei den Konzerten , verkörpert den volkstümlichen Schlager, wobei sie schwungvollere Ballermann-Rhythmen mit dynamischer Bühnenpräsenz und Texten kombiniert, die Stärke und Energie vermitteln und die Botschaft „Man kann es schaffen!“ ausstrahlen. Auch hier hatte die Marketing-Abteilung mehrfach den Satz „Neues Album am 3. Januar“ erfolgreich platziert.

Digitale Bilder zur Musik
In puncto Bühnenpräsenz bevorzugen Bernd als Sänger und Karl-Heinz Ulrich - mal mit Gesang, mal mit Gitarre - eher die statische Position mit vier Meter Abstand zueinander. Eingekreist sind sie von mehreren Mediawänden, die den Bandnamen ebenso projizieren wie bunte Unterwasserwelten oder passende Digitalwelten zu Liedern wie „ Pharao “, das mit Pyramiden-Illusionen hinterlegt wird. Zahlreiche Moving Heads und Scheinwerfer kreieren vielfarbige Lichtspiele im ganzen Saal und ein auf der Bühne platzierter Monitor sorgt für die Textsicherheit
Die typischen, meist tanzbaren Melodien kommen aus dem Off und sind eine orchestrale Mischung aus poppigen Beats und Stilrichtungen wie ein bisschen Country, ein bisschen Rock ’n’ Roll oder ein bisschen ägyptischer Folklore. Mit diesem Mix entsteht im Regentenbau ein Gemeinschaftsgefühl, wofür die Gäste die Ulrich-Brüder nicht als Anheizer benötigen. Sie schätzen ihre unprätentiöse Präsentation in Verbindung mit eingängigen Melodien und authentischen Texten.

Das fast dreistündige Konzert war eine Reise durch die jahrzehntelange Bandgeschichte mit „Sommer 65“, „Babylon“, „Liebe siegt“, „Stimmen der Nacht“, „Auch im Porsche fallen Tränen“, „Deja Vu“, „Eine Kerze und Rosen“ oder „Angel Eyes“. Daniela Alfinito steuerte aus ihrem Repertoire unter anderem „Dann zieh ich meine Blue Jeans an“, „Ich geb alles“, „Frei und grenzenlos“, „Liebes-Tattoo“ oder „Einfach echt – 100 Prozent“ bei – garniert mit Lebensweisheiten wie „Kritiker sind meist mit sich selbst nicht im Reinen“ oder Lebenshilfen, denn ihre Lieder sind „eine Unterstützung im Tal der Tränen“.
Dem Publikum gefiel’s - in den Gängen wurde getanzt, es wurde geklatscht und zum Konzertende saß niemand mehr auf seinem Stuhl. Mit begeistertem Beifall wurde eine Zugabe gefordert: Dieser Wunsch wurde von den beiden „Amigos“ mit Daniela Alfinito mit einem zehnminütigem Hit-Medley erfüllt.




