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Heckmühle
Heckmühle im historischen Licht
Der Vortrag des ehemaligen "Völkerslärers" Gerhard Karg begeisterte rund 60 Besucher beim Jubiläumsfest der Gartenbauer. Sie erfuhren viel Neues über den Weiler.
Viel Beachtung fand der fundierte Vortrag von Gerhard Karg (links), der über die bloße Chronik von Heckmühle hinausging und die Historie der Region beleuchtete. Fotos: Gerd Schaar       -  Viel Beachtung fand der fundierte Vortrag von Gerhard Karg (links), der über die bloße Chronik von Heckmühle hinausging und die Historie der Region beleuchtete. Fotos: Gerd Schaar
| Viel Beachtung fand der fundierte Vortrag von Gerhard Karg (links), der über die bloße Chronik von Heckmühle hinausging und die Historie der Region beleuchtete. Fotos: Gerd Schaar
Gerd Schaar
 |  aktualisiert: 20.08.2022 10:15 Uhr
Auf großes Interesse stieß der Vortrag von Gerhard Karg auf dem Jubiläumsfest des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Völkersleier. Der gebürtige "Völkschlärer" gab einen historischen Rückblick über die Entstehung und Entwicklung des Weilers Heckmühle, der nicht nur die direkten Anwohner sehr interessierte. Schnell waren noch einige Sitzbänke herbeigeschafft worden, um den rund 60 Zuhörern für eine knappe Stunde Vortrag Platz zu bieten.
"So beschaulich und idyllisch sich der Ort heute präsentiert, hatte er doch im Verlauf der Jahrhunderte eine sehr bewegte Geschichte", sagte Karg. Sein historischer Blick ging zurück bis zur Christianisierung des Frankenlandes durch die irischen Mönche Kilian, Kolonat und Totnan. Bonifatius errichtete die Klöster Würzburg (741) und Fulda (744).
"Das wohl wichtigste Ereignis war die Entscheidung von Karl dem Großen im Jahr 777, den Krongutsbezirk Hammelburg an das Kloster Fulda zu schenken", sagte Karg. Die etwa 1000 Jahre währende Konkurrenzsituation zwischen den Klöstern Fulda und Würzburg war absehbar. Der zusätzliche Einfluss durch die Freiherren von Thüngen kam im 13. Jahrhundert hinzu. Die Pfarreienzugehörigkeit für Völkersleier und Heckmühle wechselte zwischen Thulba, Wolfsmünster und Wartmannsroth.
Völkersleier und Heckmühle seien in der Urkunde von Karl dem Großen nicht genannt, was auf eine spätere Entstehung (vermutlich neuntes bis elftes Jahrhundert) schließen lasse, erzählte Karg. Erstmals sei Völkersleier als "Welscherslegere" im Jahre 1141 in einer Urkunde des Klosters Thulba erwähnt. Karg ging auch auf die Existenz der Mittelmühle ein, die ebenso zu Völkersleier gehörig war, und nannte die zu Schwärzelbach gehörigen Mühlen: Gunkelsmühle und Sippachsmühle.

Schulbetrieb ab dem Jahr 1860

"Ein wichtiges Jahr war 1553, in dem ein Tausch der Heckmühle zwischen Abt Wolfgang von Fulda und Philipp von Thüngen erfolgte." Der Thüngener Freiherr nahm den protestantischen Glauben an, was sich auch auf einen Teil der Bewohner von Völkersleier ausgewirkt habe. Der 30-jährige Krieg habe in seinen Auswirkungen die teilweise Einflussnahme des Juliusspitals auf Völkersleier und Heckmühle zur Folge gehabt, sagte Karg weiter. Die Zuhörer entdeckten auch die ehemalige Schule wieder, die zuvor (1670) ursprünglich ein "Jägerhäuslein" war. Und sie erkannten die aus der selben Zeit stammende "Hofreit", die später an Lorenz Pabst verpachtet wurde. Der Schulbetrieb wurde laut Karg im Jahre 1860 in Heckmühle aufgenommen. "Die Schüler mussten bei Lehrermangel zu Fuß nach Völkersleier gehen", schilderte er.
Entlang der Schondra und ihren Nebenbächen habe es in den vergangenen Jahrhunderten bis zu 30 Mühlen gegeben, sagte Karg. "Seit jeher hatten die Müller Rechte und Pflichten. So mussten sie jährlich 400 Reifstäbe zum Binden von Fässern nach Hammelburg liefern. Andererseits durften sie ihre Schweine zur Eichelmast in den fuldischen Wald treiben und den Heckmühlzoll bei den Schondraflößern erheben", erzählte Karg.
Im Industriezeitalter war das Mühlensterben angesagt. Kleinmühlen hatten gegen die Großmühlen wenig Chancen. "Der Mühlbetrieb von Haus-Nummer 6 wurde erst 1969 eingestellt. Seine Nachkommen nutzen heute die Wasserkraft zur Stromgewinnung". Karg erinnerte auch an die Glanzzeiten der Gaststätte Pabst, die seit den 1920er Jahren ein begehrtes Speiselokal und Ausflugsziel war. "Die Häuser- und Familiengeschichte von Heckmühle sind von Horst Kessler aufgearbeitet worden", bestätigte Karg. "Im Jahr 1830 gab es in Heckmühle ein Dutzend Wohnhäuser mit 74 Einwohnern, heute sind es 27 Anwesen mit 50 Einwohnern", fasste er den demographischen Wandel zusammen.
 
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